Viele Kinder in Deutschland sind zu dick. Gut 15% der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren sind von zwischen 3 und 17 Jahren sind von Übergewicht betroffen, 6% gelten als adipös. Das macht insgesamt 1,9 Millionen Betroffene, 760.000 davon mit Adipositas. Seit dem Jahr 1985 hat die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen um 50% zugenommen, Adipositas Betroffene sogar um 100%.
Aktuelle Programme, die Kindern und Jugendlichen helfen sollen ihr Übergewicht verlässlich loszuwerden, haben bisher nur mäßigen Erfolg. Daher haben deutsche Wissenschaftler nun 57 Studien mit mehr als 200.000 Teilnehmern weltweit analysiert. Sie konnten dabei feststellen, dass häufige Familienmahlzeiten messbar mit einem geringeren Body Mass Index (BMI) und einer gesünderen Ernährung bei Kindern zusammenhängen. Zu welcher Tageszeit alle gemeinsam am Tisch saßen oder, ob beide Eltern oder nur Vater oder Mutter dabei waren, war irrelevant.
Süßes zu bevorzugen war überlebenswichtig
Ein kleiner Blick in die Evolutionsbiologie von uns Menschen gibt noch mehr Aufschluss. Grundsätzlich gilt: Kinder sind mit einer Vorliebe für Süßes geboren. Das war in der Evolutionsgeschichte wegen dem knappen Lebensmittelangebot extrem sinnvoll. Süße Nahrungsmittel sind wichtige und leicht verdauliche Kalorienspender. Gemüse hingegen war nach dem Säuglingsalter eher bedrohlich. Ist das Kind nun nämlich selbst dafür verantwortlich was es sich in den Mund steckt, wäre es evolutionsbiologisch wenig sinnvoll gewesen, wenn es mit voller Begeisterung jedes Blatt, jede Frucht oder jede Wurzel isst, die ihm über den Weg läuft. Skeptische Kinder die neue Dinge oder bittere Geschmäcker meiden (Pflanzengifte sind meist bitter), hatten also die besseren Überlebenschancen.
Vorbilder und Gewöhnung ist der Schlüssel
Die heute prall gefüllten Supermarktregalen mit viel Zuckerzeug hat die Evolution nie bedacht. Daher wird der für Kinder damals überlebenswichtige „süße Zahn“ heutzutage zur Falle. Aber auch hierfür gibt es ein sinnvolles Gegenprogramm: Vorbilder und Gewöhnung! Experimente zeigen klar, dass kleine Kinder, die ein Nahrungsmittel zunächst ablehnen, dieses dann doch annehmen, wenn man es ihnen an aufeinanderfolgenden Tagen noch acht bis zehn weitere Male anbietet. Und: Kinder die mit am Tisch sitzen greifen oft spontan zu dem was sich die Mutter in den Mund stecken will. Ein- bis Vierjährige probieren ein neues Nahrungsmittel doppelt so häufig, wenn ein freundlicher Erwachsener davon zuerst nimmt. Das können auch Geschwister sein.
Zusammen mit der aktuellen Studie lässt sich ein klares Fazit ablesen: gemeinsames Essen fördert das Essverhalten von Kindern positiv, was sich wiederum positiv auf die Gesundheit und das Körpergewicht auswirkt.