Seit Monaten tauchen immer mehr Fruchtpulver-Produkte auf. Getrocknetes und zermahlenes Obst, Algen, Matcha aus grünem Tee – die Bandbreite ist schon recht groß geworden. Aber ist der Trend auch gesund?
Die vermeintlichen Vorteile sind erstmal beeindruckend. Ein Pulver hält natürlich viel länger als frisches Obst, man muss nicht immer zum Supermarkt gehen, um das Müsli mit Vitaminen anzureichern. Man kann es leicht mitnehmen. Anstatt Früchte aufzuschneiden und Reste zu entsorgen, ist das Pulver innerhalb von Sekunden gestreut. Und im Gegensatz zu früheren Versuchen, Pulvernahrung gesellschaftsfähig zu machen, wird nun Natürlichkeit und gesunde Ernährung suggeriert – nur in anderer Form.
Auch ökologische Vorteile werden in der Werbung beschworen: Während man im Alltag viel Genießbares wegwirft, weil es zu viel ist, kommen Dose oder Tüte nach dem Gebrauch einfach wieder ins Regal. Mittlerweile sind auch Pulver aus solchen Lebensmitteln auf dem Markt, die nur aufgrund ihrer Form ansonsten gar nicht in den Handel kämen. Also krumme Möhren und verwachsene Äpfel. Sie werden nicht mehr entsorgt, sondern zu marktfähigen Produkten verarbeitet.
Ja, das klingt erstmal toll.
Aber: Leider gehen bei der industriellen Verarbeitung Nährstoffe verloren, hat nun die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festgestellt. Die vermeintlichen Gesundheits-Booster sind nicht zwangsläufig welche. Auch Aromastoffe gehen verloren, das Geschmackserlebnis von frischen Früchten wird natürlich nicht erreicht. Obst und Gemüse sind unter anderem wegen des Wassergehalts sättigend – hier besteht nun die Gefahr, sich eine gesamte Lebensmittel-Kategorie mit all ihren Vorzügen abzugewöhnen.
Was ebenfalls schlimm ist: Wir verlernen immer mehr die Zubereitung von Essen. Zur ausgewogenen Ernährung gehört eben auch, eine Vielfalt von Lebensmitteln zu genießen, und das Bewusstsein für Ausgewogenheit zu pflegen. Wenn man versucht, sich dem Fast-Food-Trend zu widersetzen, dann sollte man das auch bei angeblichen Vitaminwundern tun!
Convenience ist ein Versprechen, dass wir doppelt und dreifach bezahlen: Mit Gesundheitsbewusstsein, mit Genuss und letztlich auch mit Geld. Denn die Pulver sind ja auch teurer als frisches Obst.