Nicht nur für die Tiere ist Massentierhaltung ein großes Problem, auch wir Menschen leiden unter dem Einfluss. Wir geben euch ein paar Infos, wie sich die Massentierhaltung geändert hat und wo die Einflüsse für Mensch und Umwelt sichtbar werden.
Was ist eigentlich Massentierhaltung
Bevor wir über Massentierhaltung sprechen, sollten wir erst einmal klären was das eigentlich ist. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft versteht man darunter eine „technisierte Viehhaltung meist nur einer Tierart in Großbetrieben zur Gewinnung möglichst vieler tierischer Produkte“. Diese Definition von Massentierhaltung zeigt bereits eine vor allem aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten getriebene Intension. Die genaue Anzahl, ab wann die „Masse“ für Massentierhaltung erreicht ist, wird je nach Tierart und Studie differenziert gesehen. Dabei unterscheiden sich persönliche Sichtweisen, politische oder auch wirtschaftliche Richtlinien. Gemeinsam ist allen Betrieben der Massentierhaltung ein erhöhter Einsatz von Technik und in der Regel der externe Zukauf von Futtermitteln.
Eine nicht nur auf wirtschaftliche Faktoren stützende Definition haben wir bei der Tierschutzorganisation „ProVieh“ gefunden. Sie bezeichnet Betriebe zur Massentierhaltung, wenn „der Halter seine Tiere als reine Produktionsfaktoren zur Erwirtschaftung eines Deckungsbeitrages sieht, statt als Lebewesen mit arteigenen Bedürfnissen und angeborenen Verhaltensweisen“. Neben wirtschaftlichen Faktoren werden auch ethische Standards zur Definition von Massentierhaltung mit herangezogen.
Ein Blick in die Statistik von Massentierhaltung
Die Produktion von Fleisch in Deutschland hat im Jahr 2014 seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Ein Blick auf die Seite des Statistischen Bundesamtes zeigt die Zahlen, die dahinter stecken. Insgesamt wurden im Jahr 2014 etwa 8,2 Millionen Tonnen Fleisch produziert. Das sind im Schnitt über 100 kg pro Person. Ein Deutscher verbraucht laut dem Fleischatlas zwischen 635 und 715 Tiere jedes Jahr (etwa 2 am Tag!). Im Trend liegen weiterhin Geflügelerzeugnisse. Der vermeintliche Fitness- und Gesundheitstrend gibt der Branche einen seit Jahren anhaltenden Aufschwung. Verwunderlich ist, dass es speziell das Geflügel in der Massentierhaltung ist, das die meisten Antibiotika und entsprechend Krankheiten in sich tragen.
Destatis Entwicklung des Fleischkonsums und der Schlachtmengen:
Anzahl der Schlachtungen:
Auswirkung der Massentierhaltung auf Tiere
Die Ziele und damit Folgen der Massentierhaltung auf die Tiere sind zwar je nach Tierart unterschiedlich, lassen sich aber auf ein paar Faktoren herunterbrechen:
- Leistungsorientierung der Massentierhaltung
Die Anzahl der Eier, Küken, Ferkel oder auch die Menge an abgegebener Milch sind entscheidende Produktionsfaktoren. Diese sind stetig zu optimieren und damit stehen die Landwirte im zum Teil internationalen Wettbewerb. So geben Milchkühe heute im Schnitt doppelt so viel Milch als noch vor 50 Jahren. Auch der Platzbedarf für die Aufzucht wird auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum reduziert. Zum einen reduzieren sich dadurch die Kosten und zum anderen werden seitens der Tiere nicht so viele Kalorien durch freies Laufen verbrannt, was eine schnelle Aufzucht fördert. - Art(un)gerechte Haltung der Massentierhaltung
Das „Tier sein“ ist bei der Massentierhaltung nicht nur aufgrund der räumlichen Enge kaum möglich. Das natürliche Sozialverhalten eines Tieres kann in diesem Rahmen nur sehr unzureichend gewährleistet werden. Es fehlen Ruhemöglichkeiten, ausreichend Bewegung oder das Ausleben natürlicher Instinkte wie der Futtersuche. Als Konsequenz entsteht bei den Tieren Stress und Frustration. Damit es in Folge dessen nicht zu unnötigen Verletzungen und Todesfällen kommt, sind körperliche Eingriffe notwendig. Schnabelspitzen, Zähne und Hörner werden aus „Sicherheitsgründen“ entfernt. - Krankheiten bei der Massentierhaltung
Gängige Krankheiten bei der Massentierhaltung sind Gelenkschmerzen, Entzündungen oder Ödeme. Seit 2006 sind Antibiotika als Wachstumsförderer zwar offiziell verboten, in der Realität wird aufgrund der häufigen Krankheiten jedes Huhn im Schnitt etwa 2 mal in seinem Leben (32 Tage) Antibiotika verabreicht. Neben resistenten Keimen, welche sich auch auf den Menschen übertragen können sind auch andere Krankheiten relevant. Laut Aussage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind etwa 50% aller Hähnchen verseucht.
Folgen der Massentierhaltung für den Menschen
Eines der Hauptprobleme, welche direkt auf den Menschen wirken, sind die bereits erwähnten resistenten Keime. Das Robert-Koch-Institut geht bereits so weit, dass es bei der Zubereitung von Geflügelfleisch dazu rät Einmalhandschuhe zu tragen, um die Keime nicht in der Küche zu verbreiten. Jedes Jahr sterben 20.000(!) Menschen in Folge von Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen.
Wie es der Fall von EHEC-Erregern gezeigt hat, hilft es in manchen Fällen nicht einmal auf Fleisch als Nahrungsmittel zu verzichten. Da die Gülle der Tiere aus der Massentierhaltung auf die Felder gefahren wird und auch durch die Abluft aus den Ställen Keime verteilt werden, legen sich diese auch auf Gemüse.
Ökologische Folgen der Massentierhaltung
Langfristig bleiben ökologische Folgen meist keine rein ökologischen Folgen, sondern es entwickeln sich daraus auch negative Konsequenzen für den Menschen. Es wird bereits seit langem prognostiziert und in Wüstenregionen zum Teil bereits beobachtet, dass es um Wasser Kriege geben wird. Jedes Schwein, und noch verheerender bei Rindern, verbraucht in seinem Leben 1 Millionen Liter Wasser (Rinder bis zu 10 Millionen Litern). Das sollte als Kommentar zu diesem Thema ausreichen…
Neben des Verbrauchs an Wasser ist es der Flächenverbrauch der Massentierhaltung der auf unsere Umwelt einwirkt. Das betrifft meist nicht die Betriebe der Massentierhaltung selbst, sondern die Futtermittelherstellung. Wenn man bedenkt, dass aus zehn pflanzlichen Kalorien gerade einmal eine tierische wird ist auch sehr leicht ersichtlich, dass tierische Nahrung einen zehnmal höheren Flächenverbrauch nach sich zieht als Pflanzliche. Als Konsequenz müsste niemand auf der Welt mehr hungern, selbst wenn irgendwann 10 Milliarden Menschen hier leben werden.
Die Massentierhaltung ist für einen nicht unerheblichen Anteil der Treibhausgase weltweit verantwortlich. Manche Quellen sprechen davon, das tierische Nahrungsmittel etwa 50% der gesamten Treibhausgasemissionen auf direkte und indirekte Art und Weise nach sich ziehen. Anders ausgedrückt: Wenn wir wollten, dann könnten wir von heute auf morgen den Klimawandel stoppen!
Sicherlich ließe sich die Liste der Folgen der Massentierhaltung noch um einiges erweitern. So spielen etwa Belastungen durch Nitrat und Hormone oder unmenschliche Schlachtbedingungen ebenso in die Vielzahl der Folgen mit hinein. Vielleicht ist es dem Einen oder Anderen vielleicht möglich mit diesen Informationen seinen Fleischkonsum nicht nur zu reduzieren, sondern den Verbleibenden zudem nicht auf Basis von Massentierhaltung zu bauen. Ökologische Fleischwirtschaft kann nicht zu den Kosten produzieren wie wir es von der konventionellen Tierhaltung aus den Discountern gewohnt sind, das sollte jedem Bewusst sein. Allerdings lassen sich viele negativen Konsequenzen vermeiden… für Mensch, Tier und Umwelt.
Massentierhaltung muss nicht sein! Fleisch sollte wenn unbedingt notwendig zu dem werden was es einmal war: ein Genussmittel und kein täglich notwendiges Nahrungsmittel.
Man kann sogar ganz darauf verzichten 😉
Mittlerweile gibt es in Österreich in allen Restaurants und Gasthäuser Kürzel zur Codierung von Speisen. Also ob Gluten oder andere Allergene enthalten sind. Wäre toll, wenn solche Codierungen auch für die Herkunft von Fleisch zur Pflicht würden: Somit würde es sich so mancher Verbraucher doppelt überlegen, ob er das Gericht wirklich bestellen soll. Außerdem könnte somit der Preis eines teureren Gerichtes durch die Verwendung von Bio-Fleisch auch besser nachvollzogen werden.
Hallo Hannah,
in Österreich ist man, was gesundes Essen angeht, den Deutschen bereits deutlich voraus. Solange Kennzeichnungen einfach verständlich sind ist dies selbstverständlich zu befürworten. Vielleicht kommt der manch einer damit auch auf den Geschmack von höherwertigen Lebensmitteln, wenn er weiß was er dafür bekommt – oder eben nicht bekommt 😉
mir gefällt der Artikel sehr, könnt ihr mir Quellenangaben schicken?
Hallo Nathalie,
leider ist es jetzt schon eine ganze Weile her, dass ich den Artikel geschrieben haben. Ich habe zugegebenermaßen keine Ahnung mehr wo ich die Infos her habe. Wir bemühen uns aber ausschließlich seriöse Quellen zu verwenden.
Tut mir leid, dass ich dir da nicht mehr weiterhelfen kann.
LG Daniel
Hallo, mir hat dieser Artikel sehr geholfen da ich gerade meine Facharbeit über Massentierhaltung schreibe und es hier sehr viele Infos gab.
lg Leara
Hallo Leara,
vielen Dank, das freut mcih aber. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Arbeit!
LG Daniel