Der Mekong ist mit weit über 4000 Kilometer Länge einer der längsten Flüsse der Erde und fließt durch sechs Länder in Südostasien. Dementsprechend wichtig ist der Strom für die lokalen Bevölkerungsgruppen. Doch die Lebensader wird durch Dürren und Dämme bedroht! Auf der Chroy-Changvar-Halbinsel häuft sich beispielsweise schon der Müll auf dem matschigen Boden des Flussbetts, wodurch Fischer akut um ihre Existenz kämpfen müssen.
Einer von ihnen ist Ho San, der seine Familie durch seine Fischerei ernährt. Jetzt ist sein Job nicht mehr so einfach: „Man kann am Schlamm erkennen, bis wo das Wasser normalerweise reicht. So niedrig haben wir den Wasserpegel noch nie gesehen. Wir werden Hunger leiden“, sagt der 31-jährige Kambodschaner zum aktuellen Stand der Dinge. Neben ihm werden auch circa 60 Millionen weitere Menschen unter der Dürre leiden müssen. Nicht nur in Kambodscha, auch in Myanmar, Laos, Thailand und Vietnam sind die Bewohner vom Fluss abhängig. Er ernährt sie und wirft Geld ab, wodurch sich Leute wie Ho San ihren Lebensunterhalt finanzieren.
Warum trocknet der Fluss aus?
Die Niederschlagsmengen sind in Südostasien zuletzt dramatisch gesunken: Im ersten Halbjahr 2020 beliefen sich die Niederschlagszahlen auf mickrige 397 Millimeter. Um diesen Wert einzuordnen: Das sind über 60 Prozent weniger als im Jahr 2018 und 36 Prozent weniger als 2019 im Vergleichszeitraum. Dabei gilt die anhaltende sowie von Jahr zu Jahr schlimmer werdende Dürre als unmittelbare Folge des Klimawandels. Denn nicht nur der Mekong verzeichnet deutliche Verluste, auch große Seen sind in Gefahr. Im Umkehrschluss schwinden demzufolge auch die Touristen, die sich zum Beispiel die berühmten „schwimmenden Dörfer“ im Tonle Sap, dem größten See Südostasiens, nicht mehr im Originalzustand ansehen können.
Auch die Tierwelt leidet unter der Dürre
Die historischen Tiefstände verschiedenster Gewässer sorgen natürlich ebenso für eine Verengung des Lebensraums zahlreicher Fluss- und Seebewohner. Unzählige Fischarten wie Karpfen, Welse oder Schlangenkopffische sind gefährdet. Doch während die Bestände unter Wasser weiter schrumpfen, wächst die Verzweiflung an Land. Das Naturphänomen ist dabei nicht die einzige Sorge. Auch die Volksrepublik China hat ihre Finger im Spiel. Mit Dutzenden gebauten Staudämmen entlang des chinesischen Teils des Mekong, zapft der große Nachbar Strom aus dem mächtigen Fluss. Dadurch wird den anderen Staaten der Hahn im wahrsten Sinne der Wortes zugedreht sowie die Ökologie aus dem Gleichgewicht gebracht.
WWF-Experte für Süßwassersysteme Marc Goichot warnt vor den Problemen, die ab einem gewissen Punkt unumkehrbar sind: „Wenn man einmal eine bestimmte Schwelle erreicht hat, ist es für eine Umkehr zu spät. Der Fluss wird sich dem anpassen, aber es wird ein anderer Fluss sein, und die gesamte Beziehung zu ihm muss neu erfunden werden“, sagt er und ruft gleichzeitig zu sofortigen Handlungen auf. Und zwar noch dieses Jahr, nicht erst im nächsten, um schnellstmöglich aus der Krise zu kommen.