In Deutschland geht seit einiger Zeit der Fleischverzehr zurück – eine gute Nachricht. In anderen Ländern ist jedoch das Gegenteil der Fall. Besonders in Schwellenländern wie China wird auch 2018 der Verbrauch pro Kopf weiter steigen. Aktuell liegt er bei ca. 62 kg pro Jahr, und hat damit Deutschland nun überholt (etwa 60 kg).
Fleischkonsum steigt unaufhaltsam
Die Gründe für den vermehrten Fleischkonsum liegen in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Die Einkommen steigen, die Mittelschicht wächst, immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt. Mit steigendem Wohlstand wird mehr Fleisch verzehrt, es ist dann auch ein Statussymbol. Vegetarier sind nun nur noch weniger als 1% der Chinesen – und das bei mehr als 1,3 Mrd. Einwohnern.
Die Folgen für Gesundheit und Klima sind natürlich auch dort bekannt, und schon seit längerem versuchen staatliche Stellen, der Entwicklung gegenzuwirken. Sie führen Aufklärungskampagnen durch – leider ohne Erfolg. Der Verzehr steigt und wird das mit dem wirtschaftlichen Fortschritt sicher auch noch viele Jahre lang.
Deutschland exportiert, China konsumiert
Und so wird eifrig importiert. Auch aus Deutschland, denn während hier weniger Fleisch gegessen wird, wollen die Produzenten natürlich nicht reduzieren. Im ersten Halbjahr 2017 sank die Fleischproduktion um 2,1 % gegenüber dem Vorjahr – bei solch einem finanzstarken Industriezweig ist das ein bedeutender Rückgang. Die Lösung aus ihrer Sicht: Das Fleisch soll vermehrt ins Ausland verkauft werden. Mittlerweile gehen bereits stolze 15 % der deutschen Schweinefleisch-Exporte in die Volksrepublik. Auch bei Milch, Käse und anderen tierischen Produkten ist weiterhin eine deutliche Absatzsteigerung zu erwarten.
Während China im Ausland besonders durch Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht, beruhen die inneren Konflikte des Landes eher auf sozialer Ungleichheit. Ein überlastetes Gesundheitssystem und Umweltverschmutzung sind hier auch immer Probleme, die zu starken gesellschaftlichen Spannungen führen können. Schon jetzt sterben pro Jahr unglaubliche 1,6 Mio. Chinesen an den Folgen von Luftverschmutzung; an der hat die Industrie ein bedeutenden Anteil. Da die Zusammenhänge bekannt sind und technologische Lösungen für die Ernährung und Energieversorgung prinzipiell vorhanden, gibt es enorme Anstrengungen, die Entwicklung von vornherein ökologischer zu gestalten, als es damals bei den Industrienationen der Fall war.
Ökologische Folgen sind enorm
Die Gesetzgebung beim Umweltschutz ist beeindruckend – leider wird sie aufgrund von Korruption nur unzureichend umgesetzt. Dennoch gibt es offenbar Erfolge bei der Reduktion der Schadstoff-Emissionen und des Wasserverbrauchs, umfangreiche Aufforstung und Weideverbote, auch die Förderung von erneuerbaren Energien und Elektroautos hat große Auswirkungen. Nicht nur auf die Gesundheit der Chinesen, sondern auch auf den Klimawandel. Womit sich der Kreis zum Fleischverzehr schließt: Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stammen etwa 14,5 % der menschlich verursachten Treibhausgase aus der Tierhaltung. Allein bei Produktion von 1 kg Rindfleisch werden 300 kg CO2 in die Atmosphäre geblasen.
Umweltschutz, Emissionen und moderne Energieversorgung können in einem autoritären Staat per Gesetz geregelt werden. Die Ernährung der Menschen dagegen muss von ihnen selbst entschieden werden.
Unglaubliche Entwicklung! Abgesehen von den ökologischen Folgen (die ja schon immens sind), wird mit dem erhöhtem Fleischkonsum auch die Anzahl an Zivilisationskrankheiten in China weiter ansteigen.
Ich glaub leider nicht, dass man diese Entwicklung wirklich aufhalten kann. Gut, in China könnte der Staat den Verkauf vermutlich noch regulieren, aber durch Aufklärung und schaffen von Awareness wird sie wohl nicht aufzuhalten sein.
Es scheint als müsse jede Gesellschaft diese Erfahrung erst durchleben, um anschließend ihre Erkenntnisse daraus zu ziehen
Hallo Marco,
in meinen Augen geht die Regulierung von Fleisch nur über den Preis. Es müssten alle Folgekosten ökologischer und gesundheitlicher Art in den Fleischpreis über eine Steuer oder ähnliches mit hineingerechnet werden. Erst wenn die Menschen den Wert des Fleisches auch sehen, dann wird sich auch ein entsprechendes Bewusstsein dafür einstellen.