Fasten erhält neuerdings ein positives Revival. Die Medizin und die Menschen entdecken die positiven Effekte von Nahrungsverzicht oder -einschränkung. Viele fühlen sich einfach nur besser nach einer Fastenperiode, andere heilen damit verschiedene Krankheiten. Alles nichts neues, aber die Vorgänge im Körper durchs Fasten werden immer besser verstanden.
Sind manche Autoimmunerkrankungen reversibel?
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa gelten als Autoimmunerkrankungen und sind damit schwer heilbar. Risikofaktoren für diese Erkrankungen umfassen genetische Dispositionen und Darmmikrobiom verändernde Faktoren wie beispielsweise Antibiotika. Noch versteht man die Auswirkungen von Ernährung auf entzündliche Darmerkrankungen zu wenig, dennoch weiß man, dass eine entzündungsfördernde Ernährung die Darmbakterien negativ verändert und in Zusammenhang mit chronischen Darmerkrankungen steht.
Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass eine Fasten-ähnliche Diät bei entzündlichen Darmerkrankungen nicht nur Helfen kann die Symptome zu lindern, sondern sogar zur Heilung beitragen kann. In Tierversuchen an Mäusen konnten noch mehr positive Effekte festgestellt werden: Erhöhung der gesunden Lebensdauer, Reduktion des Krebsrisikos, verlangsamen der altersbedingten Verschlechterung des Immunsystems, Verbesserung bis hin zur Umkehr des Krankheitsverlaufs von Multipler Sklerose, Typ-1 und Typ-2 Diabetes.
So funktioniert die Diät
Die Fasten-imitierende Diät ist kalorien- und eiweißarm (sprich pflanzenbasiert) und wird in mehreren Zyklen von je vier Tagen bei den Mäusen angewandt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Zyklen dieser Diät Darmentzündungen verringern, die Anzahl darmeigener Stammzellen erhöht wird und die Ausbreitung von nützlicher Darmbakterien fördert, was zu einer Verbesserung von Symptomen führt. Diese Ernährungsinterventionen haben ein hohes Potential zur Verbesserung und möglicherweise zur Umkehrung von Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa und anderen entzündlichen sowie autoimmunen Erkrankungen, so die Forscher. Zwei Zyklen der 4-tägigen Diät gefolgt von einer normalen Ernährung reichen aus um einige Symptome zu mildern und andere umzukehren.
Am ersten Tag des Fastens erhielten die Mäuse etwa 50 Prozent ihrer normalen Kalorienzufuhr und am zweiten bis vierten Tag etwa zehn Prozent der normalen Kalorienaufnahme. Zur Kontrolle wurde eine zweite Mäusegruppe beobachtet die über 48 Stunden ein reines Wasserfasten absolvierte. Das reine Wasserfasten verursachte nur einige Auswirkungen der Fasten-imitierenden Diät, was die Forscher vermuten lässt, dass bestimmte Nährstoffe in der imitierenden Diät zu den mikrobiellen und entzündungshemmenden Veränderungen beitragen, die notwendig sind um die Wirkung des Fastenprogramms zu maximieren. Es hat sich gezeigt, dass Diäten mit niedrigem oder fehlendem Kohlenhydrat- und Ballaststoffgehalt die Anzahl der Bakterien im Darm, die vor Darmkrebs schützen, signifikant verringern, sowie eine Colitis verschlimmern und Symptome wie blutiger Stuhl verlängern. Nach dem Wechsel zu einer pflanzlichen und halb-vegetarischen Ernährung wurden die Symptome gemildert. Trotzdem hilft Wasserfasten eine akute Darmentzündung zu verhindern und sie zu behandeln, es reicht aber nicht aus um die Erkrankungen umzukehren.
Fasten als neue Behandlungsform greifbar
In anderen aktuellen und früheren Studien an Menschen mit erhöhtem Werten des C-reaktiven Proteins, ein Entzündungsmarker, konnte außerdem schon gezeigt werden, dass Fasten-imitierende-Diätzyklen das C-reaktive Protein reduzieren und der damit verbundene Anstieg von weißen Blutkörperchen aufgehoben werden konnte. Insgesamt können die Forscher aus den Ergebnissen schließen, dass die Fastenzyklen die Stammzellen im Dickdarm und Dünndarm aktivieren und zur Regeneration animiert. Eine Fasten-ähnliche Diät könnte künftig also das Mittel der Wahl zur Vorbeugung, Behandlung und Revision von entzündlichen Darmerkrankung und anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen werden. Ein Lichtblick heutzutage, wo doch gerade Autoimmunerkrankungen immer weiter zunehmen. Dennoch sind die Ergebnisse auch nicht verwunderlich: das Leaky-Gut-Syndrom wird schon länger als Auslöser von verschiedenen Autoimmunkrankheiten vermutet, was nichts anderes ist als ein durch chronische, leichte Entzündungen durchlässig gewordener Darm. Die neue und wichtige Erkenntnis für mich ist aber der signifikant wichtige Anteil an pflanzlicher Kost während der Fastenperiode, denn erst dieser macht die Behandlung wirklich erfolgreich.