Wer innerhalb der Europäischen Union seine Produkte seit dem 1. Juli 2010 „bio“, „öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau“ nennen möchte, der braucht verpflichtend das EU-Bio-Siegel. Aus diesem Grund haben wir uns das Siegel im Rahmen unserer Biosiegel-Reihe etwas näher angeschaut.
Ziel der Erfinder des EU-Bio-Siegels ist ein hoher Wiedererkennungswert. Es sollen Mindeststandards für biologische Lebensmittel deutlich gekennzeichnet sein und damit dem Verbraucher eine stetig gleichbleibende Qualität versprochen werden. Genau aus diesem Grund dürfen sich nicht einfach alle Hersteller von Lebensmitteln als Bio-Produzenten bezeichnen. Zwar ist es möglich zusätzlich weitere Bio-Labels zu verwenden, an den Standards des EU-Siegels kommt man dabei jedoch nicht vorbei. Somit ist es auch möglich neben den EU-Siegel auch noch weitere alternative Siegel zu tragen. Auch ist es nicht verpflichtend für Bioprodukte das Logo zwangsläufig auf der Verpackung abzudrucken.
Kriterien des EU-Bio-Siegels
Das EU-Bio-Siegel weißt Mindestkriterien aus, welche von vielen anderen Öko-Labels wie Demeter, Naturland oder Bioland zum Teil deutlich übertroffen werden. Die deutlichsten Richtwerte sind:
- höchstens 90% gentechnisch verändertes Material
- maximal 5% an Inhaltsstoffen, die nicht aus dem Öko-Anbau kommen
- keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Emulgatoren oder Farbstoffe
- kein Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln
- Mindeststall- und Freiflächen
- ökologische Futtermittel ohne Zusatz von Antibiotika zur Leistungsförderung
Das entspricht ebenfalls des Bedingungen des deutschen Bio-Siegels, weshalb meist beide parallel verwendet werden. Die deutsche Variante des Bio-Siegels ist zudem mehr Menschen bekannt, was den Produzenten einen zusätzlichen Anreiz gibt dies zusätzlich aufzudrucken.
Kritik am EU-Bio-Siegel
Von vielen Seiten wird das EU-Bio-Siegel als nicht ausreichend kritisiert und eher als „light“ Variante einen ordentlichen Biosiegels abgestempelt. So müssen nicht einmal die Höfe, auf denen „Bio“-Produkte nach EU-Standards produziert werden, vollständig ökologisch sein. Eine Mischung mit der konventionellen Landwirtschaft ist entsprechend erlaubt.
Gerade bei den Zusatzstoffen ist trotz dem Bio-Label noch eine Liste von 47 aus den insgesamt über 300 bei der konventionellen Herstellung erlaubten auch bei Bio-Produkten erlaubt.
Bezüglich der Mindeststallflächen sind zwar Standards gesetzt, andere Bio-Siegel gehen dabei jedoch deutlich weiter. Gerade bei Hühnern sind fast doppelt so viele Tiere wie bei den Labels der Anbauverbände erlaubt. Bei Schweinen sind es zumindest 40% mehr.
Bei der Fütterung der Tiere weichen ebenfalls die Kriterien zum Teil erheblich von anderen Labels ab.
Fazit
Das EU-Bio-Siegel kann ein Anfang sein und setzt tatsächlich Mindeststandards für Lebensmittel. Diese sind jedoch nicht zu streng, als das damit nicht eine Vielzahl der Hersteller und Produzenten zurecht kommen könnten. Das hat den Vorteil, dass Bio-Produkte eben durch die nicht allzu hohen Standards auch finanziell erschwinglich bleiben und damit eine deutlich größere Verbreitung finden.
Auf der anderen Seite sind noch viele Zusatzstoffe erlaubt, die in unserer Nahrung im Grunde nichts verloren haben. Auch ist Bio nicht gleich Bio, das zum einen keine 100%ige biologische Herstellung vorgeschrieben ist und zum anderen auch Gentechnik bis zu einem Grad von 10% akzeptiert wird.
Folglich kann das EU-Bio-Siegel nur ein Anfang sein, um das Bewusstsein der Konsumenten auf „Bio“ zu lenken. Wer es mit der Ökologie seiner Produkte aber wirklich ernst meint, der sollte sich an strengeren Siegeln als dem EU-Bio-Label orientieren.