Würde man die EU-Agrar-Subventionen vollständig nüchtern betrachten so klingt es fast schon wie ein schlechter Scherz. Bauern erhalten Geld dafür, dass sie gesetzliche Mindeststandards einhalten. Man wird also bereits dafür belohnt nicht straffällig zu werden – das wird sich ändern müssen!
Immer wieder gibt es Lebensmittelskandale, welche auch darauf zurückzuführen sind, dass insbesondere die Tierhaltung in europäischen Ställen überdacht werden sollte. Es kann nicht sein, dass an der Grenze des rechtlich vertretbaren produzierende Landwirte Millionen an Subventionen erhalten. Agrar-Subventionen müssen sich zukünftig stärker an ökologischen und ethischen Werten orientieren, um weiterhin Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhalten.
Weniger Geld durch Brexit
In dem Moment, in dem Großbritannien den Brexit endgültig erklärt und sich als Netto-Zahler aus der EU verabschiedet, gehen auch erhebliche finanzielle Möglichkeiten für Subventionen verloren. Genaugenommen sind es etwa ein Fünftel, die bisher von den Briten bereitgestellt werden. Eine Förderung der Landwirtschaft nach dem Status-quo wird entsprechend nicht mehr bezahlbar sein. Immerhin erhalten die europäischen Agrarunternehmen im Gesamten gesehen das größte Stück des Subventionskuchens.
Eine Neuverhandlung und in Folge Neuregelung der Agrar-Subventionen muss aber nicht unbedingt schlecht sein. Unser derzeitiges europäisches Subventionssystem ist trotz vieler Reformbemühungen der letzten Jahre immer noch nicht auf eine zukunftsfähige, biologische und damit nachhaltige Landwirtschaft ausgerichtet. Wenn man ohnehin Neuregelungen treffen muss, so besteht hier die Chance effizienter zu werden einen Schritt in eine nachhaltige und gesündere Zukunft zu gehen.
Neuregelung der EU-Agrar-Subventionen unausweichlich
Da es in Zukunft nicht mehr möglich sein wird, die Landwirtschaft auf europäischer Ebene nach dem Gießkannenprinzip entsprechend Fläche zu unterstützen, sind Kürzungen unausweichlich. Ganz rational gesehen sollten Subventionskürzungen dort ansetzen, wo sie den geringsten Mehrwert für die Allgemeinheit bieten und das Wohl der Menschen zu maximieren helfen. Folglich ist dies die Qualität unserer Lebensmittel. Die Zeiten in denen es auf die reine Masse zum Überleben ankommt, die sind definitiv vorbei.
Derzeit werden beispielsweise landwirtschaftliche Betriebe auch dann seitens der EU gefördert, wenn sie nichts weiter tun, als lediglich den ohnehin gesetzlich vorgeschrieben Mindeststandard zu erfüllen. Nur Folgerichtig wäre es jedoch dann zu belohnen, wenn Mindeststandards übertroffen werden. Ansonsten fehlt der Anreiz dafür in Zukunft besser und nachhaltiger zu werden.
Zudem sollte jeder, der Subventionen bezieht dazu verpflichtet sein, seine Produkte entsprechend der Produktionsbedingungen deutlich zu kennzeichnen – Egal ob Fleisch, Milch, Eier oder Obst und Gemüse! Wer nicht transparent arbeitet, der sollte keinen Anspruch auf Subventionen mehr erhalten.
Es gibt bereits Vorschläge
Seitens der Umweltorganisation Germanwatch wir zum Beispiel vorgeschlagen für die Kennzeichnung von Fleisch ähnliche Regelungen zu finden, wie sie heute bei Eiern bereits zum Standard gehören. Auf einen Blick kann man dort erkennen, ob es sich um Bodenhaltung, Käfighaltung oder sogar biologische Erzeugung handelt. Die Verbraucher können sich damit aktiv für billig und niedrige Standards oder etwas teurer mit besseren Haltungsbedingungen entscheiden. Bei Fleisch, Milch, Obst und Gemüse ist dies nicht so einfach möglich. Dabei zeigt sich, dass der Konsument aktiv von seiner Rolle gebraucht macht und bei Eiern durchaus eine Verschiebung des Kaufverhaltens zu beobachten ist.
Ein bisschen mehr als das Minimum sowie eine transparente Kennzeichnungen kann doch nicht zu viel verlangt sein, oder doch? Es geht immerhin um fast die Hälfte des gesamten EU-Haushalts. Dieser wird immer noch zu einem Großteil in Form von Direktzahlungen an die Fläche und nicht an die Wirtschaftsweise vergeben. Größere Betriebe profitieren demnach am stärksten, können sich aufgrund ihrer Größe am Markt aber ohnehin am besten behaupten. Jahr für Jahr wird zudem festgestellt, dass die größten Zahlungen eigentlich gar nicht an Bauernhöfe gehen, sondern an den Staat und seine Behörden selbst. Reformbedarf ist offensichtlich vorhanden!