Man wacht am Morgen auf, der Kühlschrank ist leergefressen, es liegen Essensreste in der Küche herum. Man weiß, dass man das alles gegessen hat, kann sich aber nicht mehr daran erinnern. Diese Erfahrung machen durchaus mehr Menschen, als allgemein bekannt. Nur spricht keiner darüber, denn die Scham ist zu groß. Dahinter stehen durchaus ernste Schlaf- und Essstörungen, welche unbedingt behandelt werden sollten.
Im Schlaf essen was da ist
Der nächtliche Gang zum Kühlschrank kann für manch einen Betroffenen zum Teil absurde und gefährliche Züge annehmen. Die Marmelade ist genauso weggegessen, wie der Salat oder die ungebackene Tiefkühlpizza. Manch einer greift sogar zu Reinigungsmitteln, dann wird es lebensgefährlich. Da ist es fast schon harmlos, wenn lediglich die Schokoladenvorräte geplündert werden. Schlimmer wird es, wenn nachts gekocht wird, der Ofen durchgängig läuft oder der Kühlschrank offen stehen bleibt und alle Lebensmittel verderben.
Es ist zwar nicht bekannt wie viele Menschen an schlafbezogenen Essstörungen leiden, es ist aber ein durchaus nicht zu unterschätzendes Problem. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein bis vier Prozent aller Deutschen daran leiden – also mehrere Millionen Menschen. Dabei gibt es verschiedene Abstufungen und Ausprägungen der Krankheit. Manch einer weiß wohl auch noch nichts von seinem Problem, denn viele können sich am nächsten Morgen nicht an die nächtliche Fressattacke erinnern.
Essen im Schlaf ist bekannt, Therapien gibt es keine
Es gibt Menschen, die wachen nachts auf und können nicht mehr einschlafen bis sie etwas gegessen haben. Bereits in den 1950er Jahren wurde dieses Phänomen als Night Eating Syndrom (NES) beschrieben. Andere wachen aber erst gar nicht auf. Die Betroffenen bleiben im Dämmerzustand und erleiden zum Teil mehrere Fressattacken während der Nacht. Hierbei spricht man unter Schlafforschern von „sleep related eating disorder“ (SRED).
Es gibt bisher für keine der entsprechenden Essstörungen im Schlaf eine allgemeingültige Therapiemöglichkeit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man den Ursachen des Essens im Schlaf noch nicht auf den Grund gekommen ist. Manche Forscher vermuten, dass sich die innere Uhr der Patienten verschoben ist und infolgedessen das Hungergefühl erst nachts kommt.
Man sollte sich Hilfe holen
Wer selber merkt, dass er im Schlaff das Essen anfängt, der sollte sich Hilfe holen. Man kann in besonders eingerichteten Schlaflaboren den Symptomen und Ursachen auf den Grund gehen. Speziell geschulte Mediziner nutzen dafür standardisierte Fragebögen und ausführliche Gespräche. Auch wenn im Schlaflabor dann selbst meist niemand aufsteht und sich auf die Suche nach Essen macht, so können Schlafstörungen, Atemprobleme oder auch ungewöhnliche Aktivitäten in den Beinen erkannt werden.
Stress ist wohl einer der hauptsächlichen Auslöser und dem kann man entgegenwirken. In einem sind sich auch alle einig. Regelmäßiger Schlaf und der Verzicht auf Alkohol sind wichtig. Außerdem sollte man Gefährliches wegsperren und Gefahrenstellen sichern.
Der erste Schritt ist es jedoch, sich sein Schlafproblem einzugestehen. Vielleicht hilft dabei das Wissen, dass Essen im Schlaf ein gängiges und weit verbreitetes Problem darstellt. Man ist damit nicht allein!