Unsere Ernährung muss und wird sich in den nächsten Jahren verändern. Diese Entwicklung ist bereits in vollem Gange. Wer einen Blick in die Zukunft der Ernährung werfen möchte, der muss sich einfach die Entwicklungen der Gegenwart etwas genauer anschauen. Die Zukunft der Ernährung hat nämlich eigentlich schon lange begonnen.
Es kommt der Tag an dem wird die Erde mit knapp 10 Milliarden Menschen bevölkert sein. Dadurch reduziert sich die fruchtbare Anbaufläche pro Person deutlich. Hinzu kommen noch nicht einschätzbare Folgen eines sich stetig verändernden Klimas. Zwar werden Teile der Erde landwirtschaftlich nutzbar, welche es heute noch nicht sind, andere Teile werden jedoch überbaut oder aus klimatischen oder ökologischen Gründen nicht mehr für die Landwirtschaft nutzbar sein. Ernteausfälle werden die Regel werden und zunehmender Wohlstand führt zu Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten.
Das sind nur die wichtigsten Herausforderungen, denen wir uns für die Ernährung der Zukunft stellen müssen. Die ersten Anpassungen sind aber bereits im vollen Gange. Wir wagen anhand der Gegenwart einen Blick in die Zukunft!
Proteinquelle Insekten
Das Dschungelcamp macht es vor und der Lebensmitteleinzelhandel zieht nach. Immer mehr Supermärkte haben bereits Insekten im Angebot. In Insekten wird eine wichtige Proteinquelle der Zukunft gesehen. Die kleinen Tiere können auf sehr engem Raum gehalten werden und treffen auch den Geschmack vieler Menschen. Zwar ist die Hemmschwelle derzeit noch groß, in Zukunft werden wir aber mit vielen Lebensmitteln ganz von alleine Insekten mitessen.
Derzeit gibt es bereit Nudeln, Müsli oder Burger aus Insektenmehl. Da ganze Insekten wohl noch etwas brauchen, bis sie in der Masse akzeptiert sind, wird die kleinen Tiere meist gemahlen in gängigen Lebensmitteln „versteckt“.
Vertical Farming
Ein Industriebereich, in dem die Japaner unangefochten einen Spitzenplatz einnehmen, ist das Vertical Farming. In etwa 200 sogenannten „Techno Farms“ werden heute schon stadtnah frische Kräuter, Salat, Obst und Gemüse angebaut. Der Vorteil liegt darin, dass kein fruchtbarer Boden mehr notwendig ist, die Pflanzen wachsen lediglich auf Substrat und werden voll automatisch mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Die Farmen sind zudem komplett unabhängig von den Wetterbedingungen, wodurch die Wahrscheinlichkeit von massiven Ernteeinbußen deutlich gesenkt werden.
Zieht man in Betracht, dass die größten Tech Farms auf gerade einmal 4.000 Quadratmeter täglich 30.000 Salatköpfe produzieren und das mit gerade einmal 25 Angestellten, so sieht man wo die Entwicklung hingehen kann. Wir stehen derzeit noch ganz am Anfang mit dieser Entwicklung. Die Landwirtschaft der Zukunft wird genauso automatisiert, wie wir es von anderen Branchen auch kennen. Der Wasserverbrauch der Tech Farms liegt bei einem Zehntel des bisherigen und auch Pestizide, Gentechnik oder Umweltverschmutzung spielen keine Rolle mehr.
Nährstoffverwertung wird effizienter
Der Hunger auf Fleisch ist weltweit ungebrochen und wird bis 2050 prognostiziert auch noch um 50 Prozent zunehmen. Allerdings stellt sich die Frage, wie das Fleisch hergestellt werden soll. Chemieunternehmen haben aber auch hierfür bereits erste Lösungen auf dem Markt. So gibt es spezielle Futterzusätze, die die Nahrungsaufnahme von Tieren verbessern. Dadurch können Nährstoffe von den Tieren besser aufgenommen werden, was den Einsatz von Futtermittel deutlich reduziert.
Man mag darüber denken was man möchte, das ändert jedoch nichts daran, dass darin ein Weg gefunden ist, tierische Nahrung effizienter zu produzieren. Wo dies erlaubt ist und sich wirtschaftlich lohnt, wird es eingesetzt werden. Fakt ist, derartige Futterzusätze reduzieren den Landverbrauch und können damit ein wichtiger Bestandteil der Ernährung der Zukunft werden.
Probiotika statt Antibiotika
Einen ähnlichen Weg gehen andere Hersteller. Derzeit werden vielen Nutztieren weltweit gesehen Unmengen an Antibiotika zur Bekämpfung von Krankheiten, aber auch zur Beschleunigung des Wachstums verabreicht. Ein alternativer Weg liegt in der Verabreichung von gezielt entwickelten Probiotika.
Spezielle Bakterienstämme stabilisieren das Darmmikrobiom der Tiere. Durch Schnelltests lassen sich oftmals lange vor dem Ausbruch von Krankheiten Veränderungen in der Zusammensetzung von Darmbakterien erkennen. Durch Probiotika lässt sich das sofern es rechtzeitig erkannt wird schnell nachsteuern. Ein gesunder Darm bedingt nicht nur eine Verbesserung der Gesamtgesundheit der Tiere, er fördert obendrein auch die Nährstoffaufnahme der Tiere.
Alternative Futtermittel für Nutztiere
Wenn man Hühner, Schweine und Rinder nicht mehr mit bisher gewohnten Futter ernähren kann, da es in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung steht, dann liegt es nahe, ihnen Futtermittel zu geben, die vom Menschen ohnehin kaum gegessen werden. So werden Algen als mögliche Nahrungsquelle für Nutztiere gesehen. Erste Anwendungen hierzu gibt es bereits. Derzeit beschränkt sich das zumeist noch auf die Fischzucht. Die aus Algen gewonnen Omega 3 Fettsäuren könnten aber auch anderen Tieren zugeführt werden. Ein Vorteil ist, Algen können mit Biomüll gefüttert werden und sind somit auch perfekte Resteverwerter von sonst weggeschmissenen Nahrungsmitteln.
Clean Meat – Ersatz für Fleisch
Eine ganz andere Entwicklung auf dem Fleischmarkt sehen wir in der Clean-Meat Bewegung. Kaum noch ein Supermarkt in dem es keine Fleischalternativen mehr gibt. Was vor wenigen Jahren noch zum Teil geschmacklich gewöhnungsbedürftig war, ist heute kaum noch vom Original zu unterscheiden. Die verwendeten Proteine stammen anstatt von Tieren direkt aus Hülsenfrüchten, wie etwa Erbsen oder Soja.
Eine andere Richtung des Clean Meats liegt in der Entwicklung von synthetischem Fleisch. Dabei wird Fleisch im Labor gezüchtet und wächst nicht mehr am Tier. Die Erfolge der letzten Jahre lassen darauf schließen, dass die Marktreife sehr bald erreicht sein wird. Kosteten die ersten auf diese Weise hergestellten Burger vor gerade einmal sechs Jahren noch über 250.000 Dollar, so sind es heute nur noch knapp 10 Dollar. Das Fleisch der Zukunft kommt aus der Petrischale: Ohne Keime, Antibiotika und mit einer perfekten Konsistenz.
Fazit zur Ernährung der Zukunft
Die Technik hat nicht nur unsere Möglichkeiten Musik zu hören, zu kommunizieren oder auch einzukaufen in den letzten Jahren fundamental verändert, sie wird auch unsere Ernährung grundlegend neu ausrichten. Wir werden uns zwangsläufig an die gegebenen Rahmenbedingungen anpassen müssen und in Folge dessen in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren eine rasante Entwicklung in der Lebensmittelbranche beobachten können.
Ob es nun Fabrikgemüse, Insektennudeln oder Laborfleisch ist, in wenigen Jahren werden diese Produkte aus den Supermärkten nicht mehr wegzudenken sein. Man müsste schon die Augen vor der Realität verschließen, wenn man glaubt, dass die Lebensmittelbranche die einzige bleibt, die sich nicht in Gänze neu erfinden wird.