Spricht man im Alltag davon Klimafreundlich zu leben und zu kaufen geht es meist um weniger Plastik, regionalen Einkauf und darum, möglichst viel Energie zu sparen. Energiesparlampen sind zum Sinnbild der Bewegung geworden. Doch all das tut letztendlich nur wenig für unser Klima, wenn wir weiterhin diese Mengen an Fleisch und Milch konsumieren, wie wir es aktuell tun.
Das ist prinzipiell nichts Neues. Dennoch sprechen die Ergebnisse einer neuen Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) und der Umweltorganisation Grain klare Worte: die fünf weltweit größten Fleisch- und Molkereikonzerne sind für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, als die großen Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell oder BP. Das sitzt! Würde die Branche der Fleisch- und Milchproduktion, und genau das strebt sie an, weiter so wachsen wie bisher, würde der gesamte Viehbestand bis 2050 etwa 80 Prozent des Treibhausgasbudgets der Erde verbrauchen. Das ist immens und unfassbar, dass dem noch kein Riegel vorgeschoben wurde bei all der Klimapolitik.
Aber woher soll es die Politik auch wissen? Der Großteil der Unternehmen setzt in seinen CO2-Bilanzen viel zu niedrige Werte an. Es wird entweder gar nicht über die Treibhausgas-Emissionen berichtet, oder sie klammern die Emissionen der Lieferketten aus. Diese machen aber 80 bis 90 Prozent der Gesamtemissionen aus. Die Studie beschreibt drei große Anteile aus der sich die Produktions-Emissionen zusammensetzten:
- Direkte Emissionen der Firma: Einrichtung, Aufbereitungsanlagen, Maschinerie betrieben von Erdgas oder Kohle; manche Firmen geben hier auch die Emissionen an, die durch die Verdauung (Stichwort Kuhpupse) der Tiere entsteht, die der Firma gehören
- Emissionen außerhalb des Betriebes, auch Emissionen aus der Stromerzeugung
- Vor- und Nachgeschaltete Produktionskette, die die landwirtschaftlichen Emissionen wie Nutztierhaltung, Dünger, Treibstoff der landwirtschaftlichen Maschinen, Nutztier-Futter und dessen Produktion, inklusive Stickstoffdünger und Bodenemissionen durch das Grasen der Nutztiere und der Futterproduktion, berücksichtigt
Vor allem der dritte Punkt wird gerne bei der Bilanz verschwiegen. Wollen wir aber die globale Durchschnitts-Erwärmung des Planeten auf 1,5°C begrenzen, müssten wir, zufolge einer Berechnung von Greenpeace, weltweit den Fleischkonsum bis 2030 auf 22 Kilo pro Kopf und Jahr beschränken, bis 2050 sogar auf 16 Kilo pro Person und Jahr. Aktuell liegt der Fleischverzehr aber allein in Deutschland bei sage und schreibe 60kg pro Kopf und Jahr! Ein weiter Weg, aber ein notwendiger, der leider sehr wahrscheinlich nicht von oben delegiert sein wird, wie die Studie schön beschreibt, denn die Verbindungen zwischen den großen Produzenten und der Politik sind stark. Damit dieser radikale Wandel in unserem Nahrungsmittelsystem vollzogen werden kann, benötigen wir eine große, kollektive Bewegung von Bauern, Arbeitern und Konsumenten. Der nun drohende Klimawandel bringt eine neue Dimension der Dringlichkeit dieses System in ein nachhaltiges, tier- und menschenwürdiges, neues System zu verwandeln.