Keine Tabak-Werbung mehr, dafür hohe Steuern und Einheitsverpackungen, das fordert ein breites Bündnisses von Wissenschaftler*innen. Es hat eine Strategie entworfen, um Deutschland innerhalb von 20 Jahren „tabakfrei“ zu machen
Bis 2040 sollen weniger als fünf Prozent der Erwachsenen rauchen
Jede*r vierte Erwachsene in Deutschland raucht regelmäßig. In 20 Jahren könnte es nur noch jede*r zwanzigste Erwachsene und jede*r fünfzigste Jugendliche sein. Dieses Ziel haben 52 Organisation vor Augen, darunter das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Deutsche Krebshilfe, das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Sie haben einen konkrete „Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040“ entwickelt. Dabei geht es nicht darum, dass niemand mehr raucht, sondern darum, dass kaum jemand mehr raucht: Unter „tabakfrei“ verstehen sie nicht null Prozent, da sie davon ausgehen, dass viele Kettenraucher nicht von ihrer Sucht loskommen werden und es für ein legales Produkt immer Abnehmer geben wird. Stattdessen schreiben sie in der Veröffentlichung: „Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der niemand mehr an den Folgen des Tabakkonsums erkrankt oder stirbt oder von Nikotin abhängig wird.“
Die Strategie: Keine Werbung mehr, dafür hohe Steuern
Deutschland sei momentan „europäisches Schlusslicht in der Tabakkontrolle“ und müsse daher entschlossen handeln. Um das zu erreichen, schlagen sie zehn Maßnahmen vor: Die Tabaksteuer soll jedes Jahr deutlich angehoben werden, damit der Preis eine abschreckende Wirkung entwickle. Die Tabaksteuer, auch für E-Zigaretten, soll mindestens um zehn Prozent pro Jahr soll steigen – bisher ist von 2022 bis 2026 jeweils eine Anhebung von circa 2,5 Prozent pro Jahr auf normale Zigaretten geplant. Die seit langem umstrittene Tabak-Werbung soll komplett verboten werden und eine Einheitsverpackung ohne Markenlogos eingeführt werden. Zudem soll Tabak schwerer verfügbar werden, Rauchende sollen beim Rauchstopp unterstützt werden und die Menschen wirksam vor dem Passivrauchen geschützt werden.
Die Schäden des Rauchens sind enorm
„Es soll der Tabakindustrie erschwert werden, ihre gesundheitsschädlichen Zigaretten als attraktive Lifestyle-Produkte zu verkaufen“, sagt Katrin Schaller vom DKFZ. Die Organisationen haben sich den Weltnichtrauchertag am 31.05.2021 zum Anlass genommen, ihre Vision eines „tabakfreien“ Deutschlands zu präsentieren. Denn immer noch erkranken jedes Jahr 85.000 Menschen als Folge des Rauchens an Krebs, 127.000 Menschen sterben am Tabakkonsum und der Gesellschaft entstehen durch tabakbedingte Krankheit und Tod 97 Milliarden Euro an Folgekosten, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, fordert: „Die Politik muss sich klar dazu bekennen, den Tabakkonsum einzudämmen und so die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen“. Nur so könne Deutschland frei von Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit werden.