Lebensmittelskandale, Gütesiegel-Wirrwarr, unklare Kennzeichnungen, Kleingedrucktes und E-Nummern, dazu Marketingstrategien und Werbung. Der deutsche Konsument wird permanent verwirrt und das schlägt sich nun in Zahlen nieder: 39% der Deutschen finden es schwierig gesunde Produkte überhaupt als solche zu identifizieren.
Kaum Transparenz macht es Verbrauchern schwer
Seit Jahren verlangen Verbraucherschützer die Kennzeichnung von Lebensmitteln durch eine Lebensmittelampel. Die würde auf einen Blick bei den Nährwertangaben verraten, wie hoch der Gehalt an Fett, Zucker, Salz und Kalorien im Nahrungsmittel ist. Doch die wurde schon 2010 vom Europaparlament abgelehnt. Also bleiben die Verbraucher in Deutschland beim Einkauf weiterhin verwirrt.
Sind Bio-Lebensmittel nun besser oder nicht? Stecken in regionalen Produkten mehr Vitamine, weil sie frischer sind oder nicht? Überhaupt ist der Begriff „regional“ nicht geschützt und daher sehr dehnbar. Obwohl ein Lebensmittel als regional verkauft wird, kann es 140km Transportweg hinter sich gebracht haben oder sogar mehr, weil die Verarbeitung an einem völlig anderen Ort geschah und nur die Ausgangsprodukte regional sind.
Die einen Studien sagen dies, die anderen jenes und die Werbung gleich etwas ganz anderes. Außerdem sind wir Deutsche etwas geizig, wenn es um unsere Ausgaben für Lebensmittel angeht. Eine vierköpfige Familie gibt im Monat durchschnittlich gerade einmal 370 Euro für Lebensmittel aus, das sind drei Euro pro Tag und Kopf. Wir sind verwöhnt von Discounter-Preisen und verlangen auch danach. Aber mit wenig Geld lassen sich keine gesunden Nahrungsmittel produzieren.
Die Ernährungsrevolution kommt
Aber es gibt eine Wende: während nur 10% der über 55-jährigen Bevölkerung bereit ist für Bio-Gemüse, Eier oder Nudeln einen Aufschlag zu zahlen, sind 56% der 18 bis 34-jährigen bereit bis zu 20% mehr zu bezahlen. Auch die Transparenz bei der Hühnerhaltung hat geholfen den Eier-Markt umzukrempeln. Verbraucher wollen nachhaltige, regionale und tierfreundliche Produkte kaufen und erkennen. Der grundlegende Trend zu einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil ist da und wird die Industrie tiefgreifend verändern. Schon jetzt können globale Lebensmittelkonzerne wie Nestlé, Unilever und Danone nicht mehr ihre Einheitsstrategien durchsetzen und werden von Jungunternehmen konkurriert, die dem Bedürfnis der Verbraucher nach gesunden, natürlichen und regionalen Lebensmitteln nachkommen.
Sogar die Politik könnte dem Trend unter die Arme greifen und gesunde, biologische Lebensmittel steuerlich begünstigen und die landwirtschaftlichen Subventionen an Bauern geben, die nachhaltig und ökologisch wirtschaften. Erste Grundsteine werden dafür zum Glück gerade gesetzt.