Lange wurde über die Lebensmittel-Ampel diskutiert, nun ist es bald so weit! Der Nutri-Score soll ab November für die Hersteller verfügbar sein, sodass diese die Kennzeichnung auf freiwilliger Basis auf ihre jeweiligen Produkte drucken können. Dennoch hat das Qualitätssiegel nicht nur Vorteile.
Der sogenannte Nutri-Score, der schon seit mehreren Monaten im Gespräch ist und durch diverse Medien kursiert, ist ein System zur Qualitätskennzeichnung von Lebensmitteln. Genauer gesagt sorgt eine Farb- und Buchstabenskala für einen Überblick der Nährwerte des Produkts, wobei Grün (A,B) den besagten Artikel für gut befindet und Rot (E) für schlechte Qualitätseigenschaften steht. Die Lebensmittel-Ampel wurde erstmals im Jahr 2017 in Frankreich von dortigen Gesundheitsbehörden getestet, um anschließend nach und nach den Sprung in mehrere Ländern zu schaffen und dem Verbraucher möglichst schnell und unkompliziert Auskunft über verschiedene Lebensmittel zu geben. Dadurch erhoffen sich die Befürworter ein über die Zeit verstärktes Bewusstsein hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung.
Für wen ist das gut, für wen schlecht?
Während es einige Gegner des Nutri-Scores gibt, bedeutet die Neueinführung für den Endverbraucher prinzipiell etwas positives. Die Sicherheit und transparente Gewährleistung eines qualitativ hochwertigen Produkts gab es bis dato nur sehr selten und erleichtert einen gesünderen Einkauf. Nichtsdestotrotz wehren sich ausgerechnet Teile der Lebensmittelindustrie gegen das Bewertungssystem. Aber warum tun sie das? Vor allem Fleischwaren, zuckerhaltige Säfte und Milchgetränke geraten bei dem Ampelsystem in den roten Bereich, wodurch die Hersteller von einer Abschreckung des Käufers und einem damit verbundenen, geringeren Umsatz ausgehen. Neben dem Vorschlag der Industrie, die Auslegung der Berechnungsgrundlage zu verändern, stellen betroffene Firmen auch die Verwendung eines alternatives Bewertungssystems in den Raum.
Welche Folgewirkungen hat die Einführung?
Trotz der Gegenstimmen hat sich der Nutri-Score, den der Europäische Verbraucherverband, deutsche Verbraucherzentralen und der gemeinnützige Idealverein Foodwatch gutheißen, durchgesetzt und wird in wenigen Wochen in den Märkten der Bundesrepublik zum Einsatz kommen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner appelliert deshalb auch an die Firmen, die neue Möglichkeit aufzunehmen: „Ich habe die klare Erwartung an die Unternehmen, dass sie die Kennzeichnung nutzen.“
Eine begleitende Informationskampagne von Seiten des Ministeriums soll die Einführung des Nutri-Score in Deutschland erleichtern und die Bekanntheit bei den Verbrauchern steigern. Der einzige Haken an der Sache: Die Nutzung des Bewertungssystems ist nach geltendem EU-Recht für die Hersteller nicht verpflichtend. Dementsprechend können Lebensmittel mit viel Fett, Zucker oder Salz einer ungünstigen Bewertung durch den Verzicht der Ampelanzeige aus dem Weg gehen. Um dieses Problem zu lösen, argumentiert Klöckner in der laufenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft für ein verpflichtendes Nährwertlogo, das auch zu einer Strategie der EU-Kommission für nachhaltige Lebensmittel gehört.