Verdrängt von Monokulturen und Hochleistungs-Saatgut, kämpfen Landwirte, Gärtner und Wissenschaftler seit geraumer Zeit um die biologische Vielfalt sowie das Recht auf freies Saatgut für alle. Aber warum ist eine autonome Saatguterzeugung und Ernährung so wichtig?
Der kommerzielle Handel mit Saatgut unterliegt mittlerweile strengen Gesetzen. Jede Sorte muss hohen Anforderungen entsprechen und wird in einer von der EU verwalteten Liste festgehalten. Deshalb züchten große Chemiekonzerne ihr Saatgut zumeist in High-Tech-Laboren, um die Pflanzensamen möglichst so zu präparieren, dass sie sowohl den Anforderungen entsprechen, als auch einmalig hohe Erträge bringen. Besagte Züchtungen, auf welche die Erzeuger zurückgreifen müssen, beherrschen den europäischen Markt. Wer Saatgut also natürlich züchten möchte, muss unabhängig von der Industrie sein Glück versuchen. Das ist allerdings mit einem enormen Arbeitsaufwand und Kostenrisiko verbunden.
Der Weltmarkt des Saatguts
Der globale Agrarmarkt ist hart umkämpft. Zehn große Konzerne dominieren rund Dreiviertel des Weltmarktes und bestimmen über das Angebot von Samen, Pestiziden und Düngemittel. Dabei spielt der finanzielle Mehrwert eine übergeordnete Rolle. Während früher noch Landwirte oder Gärtner im kleineren Rahmen ihre Saat verwalten konnten, gibt es heute Chemieunternehmen, die in verschiedenen Bereichen ein Monopol innehaben und entsprechend entscheiden können, welche Hochleistungssorten in den Märkten verkauft werden. Dadurch gelangen die Bauern teilweise in Existenznöte, weil die jährlichen Ernteeinnahmen die hohen Kosten für industrielles Saatgut und Pflanzenschutzmittel kaum mehr decken.
Die Gegenbewegung der lokalen Landwirtschaft heißt Bio-Landwirtschaft! Es geht darum, den Ursprung gesunder Ernährung wieder herzustellen und vor allem marktfähig zu machen. Dafür müssen sich aber auch die Landwirte und Gärtner von einer bequemen, chemischen Anbauweise verabschieden und wieder auf traditionelle Erzeugungsmacharten einlassen. Diese ist zwar zeitintensiver und erfordert agrarspezifisches Knowhow, jedoch lohnt es sich, wenn man das Ergebnis und den Unterschied letztendlich schmeckt.
Was bringt die Zukunft?
Der Klimawandel sorgt auch in unseren Gefilden für immer heißere und trockenere Sommertage, welche die Getreidebauern an ihre Grenzen bringen. Die Erträge sinken unter diesen Bedingungen massiv. Statt aber mit einer chemischen Bearbeitung des Saatguts darauf zu reagieren, bemühen sich unter anderem Biologen nach nachhaltigen Alternativen zu suchen. Ein Beispiel dafür sind evolutionsbedingt robustere Samen aus dem Süden, die untersucht werden, um eventuell auch in der Bundesrepublik künftig widerstandsfähigere Gerste anbauen zu können.
Ebenso gilt es altes, wertvolles Wissen über das Saatgut an junge Generationen weiterzugeben. Wie das funktionieren kann, zeigt der Freiburger Klostergarten, der Schülern den komplexen Vorgang der Samengewinnung näher bringt und somit wichtige Aufklärungsarbeit leistet. Denn ein Erhalt von natürlichem Saatgut entspricht einem Erhalt unserer Pflanzenvielfalt sowie einem abwechslungsreichen Geschmackserlebnis, auf welches wir in Zukunft nicht freiwillig verzichten sollten.