Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestern bekannt gab, sinkt der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast in Deutschland nur sehr langsam. Problematisch ist, dass zunehmend auch Stoffe eingesetzt werden, die für schwere Erkrankungen beim Menschen vorgehalten werden. Unsere Nachbarn die Niederländer sind da schon einen Schritt weiter.
Der Gebrauch von Antibiotika in der Tiermast ist weltweit zum Alltag geworden. Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestern mitteilte, wurden in Deutschland letztes Jahr 1619 Tonnen dieses Medikamentes bei der Aufzucht von Nutztieren verbraucht. Dies bedeutet zwar einen Rückgang von 87 Tonnen oder fünf Prozent zum Vorjahr, wir sind europaweit aber immer noch einer der Spitzenreiter. Ab nächstes Jahr im April soll eine Novelle im Arzneimittelgesetz für Besserung sorgen.
Resistenzen durch den Einsatz von Antibiotika
Skeptisch wird der Einsatz der Wirkstoffklasse der Fluorchinolone gesehen. Diese werden beim Menschen als Reserve-Antibiotika zurückgehalten um damit schwere Fälle zu behandeln. Bei diesem Wirkstoff stieg der Einsatz letztes Jahr von zwei auf zehn Tonnen. Wo Antibiotika eingesetzt wird, entwickeln sich mit der Zeit auch Resistenzen. Wenn Bakterien dann auf den Menschen übergehen sind diese gegen eine Behandlung mit diesem Wirkstoff unempfindlich. Bis jetzt sind hier glücklicherweise aber nur Einzelfälle bekannt.
Einsatz von Antibiotika in der Tiermast
Der mit Abstand größte Verbraucher von Antibiotika ist die Hähnchenmast. Den Hähnchen wird in seinem mit nur 39 Tagen nur sehr kurzem Leben an durchschnittlich zehn Tagen Antibiotika verabreicht. Im Vergleich dazu sind bei anderen Nutztieren diese Zahlen deutlich geringer. Milchkühen werden in einem Jahr nur etwa an 3,5 Tagen und Kälber sogar nur an 1,2 Tagen mit Antibiotika behandelt. Dabei werden nicht nur die kranken Tiere behandelt. Vielmehr werden diese Produkte Flächenhaft angewandt um ein übergreifen auf die gesunden Tiere zu verhindern.
Novelle des Arzneimittelgesetzes
Nächstes Jahr im April tritt eine Novelle des Arzneimittelgesetzes in Deutschland in Kraft. Demnach müssen alle Anwendungen von Antibiotika in der Tiermast in einer bundesweiten Datenbank gemeldet werden. Bei Mastbetrieben, in denen diese Medikamente sehr häufig zum Einsatz kommen, sollen dann Auflagen deren Einsatz minimieren.
Vorbild Niederlande
Unsere Nachbarn hatten auch das Problem eines übermäßigen Einsatzes von Antibiotika in der Tiermast. Hier ist es aber in den letzten fünf Jahren gelungen diesen zu halbieren. Anders als in Deutschland setzte man hier nicht auf rechtliche Verordnungen. Vielmehr brachten hier intensive Gespräche mit den Landwirten und den Tierärzten den gewünschten Erfolg. Auch ging man nicht den Weg der Sanktionen, sondern belohnte vielmehr die Betriebe die sich vorbildlich verhielten mit einer Prämie.