Wenn ich etwas wegwerfe, möchte ich es nicht mehr besitzen. Und trotzdem: Wer es aus der Mülltonne nimmt, ist ein Dieb. Dennoch wird diese Straftat praktiziert, jeden Tag – oder besser gesagt, jede Nacht.
Ist Containern bald legal?
Wenn man zu später Stunde an den Hintereingängen von Supermärkten vorbeikommt, sieht man häufig Menschen, die dort die weggeworfenen Lebensmittel aus den Abfallbehältern fischen und mitnehmen. Die individuellen Gründe sind vielfältig, von finanzieller Not bis zu ökologischer Überzeugung ist alles dabei.
Dies soll nun nicht länger strafbar sein, forderte kürzlich eine Petition vom Bundestag. Mehr als 12.000 Menschen haben sie unterzeichnet – nun liegt es beim Petitionsausschuss, darüber zu diskutieren. Leider ist dies erst ab 50.000 Unterschriften zwingend – und selbst, wenn ein Thema auf die Tagesordnung kommt, müssen sie es nicht zwangsläufig an den Bundestag weiterleiten. Da die Parteizugehörigkeit der Ausschussmitglieder prozentual der Verteilung im Bundestag entspricht, stellt die CDU/CSU die meisten Mitglieder. Da ist leider nicht viel zu erwarten.
Wo liegt hier eigentlich das Problem?
Zwischen 18 und 20 Mio. Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen – in Privathaushalten, Supermärkten, dem Großhandel und schon bei der Produktion. Einiges davon ist zu dem Zeitpunkt bereits verdorben – deutlich mehr als die Hälfte jedoch noch völlig genießbar. Oft ist nicht mal das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen.
Wer sich an den entsorgten Produkten bedient, also z. B. in die Tonne eines Supermarktes greift, macht sich strafbar. Denn der Müll gehört dem Unternehmen. Rechtlich gesehen geben wir nicht zwangsläufig das Eigentum einer Sache auf, wenn wir sie wegwerfen. Das ist auch verständlich und wichtig: Unterlagen und Briefe sollen nicht von anderen gelesen werden, wenn man sie entsorgt. Unpassende Geschenke sollen nicht in Umlauf kommen. Der persönliche Verbrauch an Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneprodukten geht niemanden was an.
Anders sieht es aus, wenn man eindeutig das Eigentum aufgibt: Wenn man etwa ein Buch in ein öffentliches Bücherregal stellt, aus dem andere es mitnehmen können. Ob dies auch für Sperrmüll gilt, ist umstritten.
Containern nutzt allen
Bei Lebensmitteln leider nicht. Auch wenn sie noch absolut genießbar sind, dürfen wir sie nicht aus den Tonnen der Supermärkte entnehmen. Dabei könnten sie so viele Menschen ernähren, und gelebter Klimaschutz ist das Containern auch – schließlich sind sehr viel Wasser und Energie für die Herstellung verbraucht worden. Die Entsorgungskosten würden reduziert.
Vorgeschoben werden Aufwand und Hygiene, dabei ließe sich das sehr gut organisieren. In Gesprächen bemerkt man auch oft einen Widerwillen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Die Menschen denken an Schimmel, Dreck und Verwesung. Dabei sind diese unappetitlichen Endstadien ja nicht zwangsläufig das Schicksal – sondern durch die nachlässige Gesetzgebung gemacht.