Coca-Cola kämpft gegen Zuckersteuer – und sponsert EU-Präsidentschaft

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Insgeheim hat es bei Coca-Cola höchste Priorität eine mögliche Zuckersteuer zu bekämpfen, wie aus Firmen-Mails hervorging, die an die Öffentlichkeit gerieten, denn sie könnte dem Konzern enorme Verluste bescheren. Öffentlich sponsert der größte Getränkekonzern der Welt die rumänische EU-Ratspräsidentschaft – ausgerecht jetzt, wo über eine stärkere Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken diskutiert wird.

EU-Sponsoring ist nichts Neues

Rumänien ist nicht das erste Land, das sich bei seiner EU-Ratspräsidentschaft finanziell von Konzernen unterstützen lässt – gerade Autohersteller wie BMW, Audi und Mercedes treten regelmäßig als Partner von Ratspräsidentschaften auf und liefern unter anderem die Fahrzeuge für die Delegationen. Rumänien ist auch nicht einmal das erste Land, das sich bei EU-Ratspräsidentschaft von Coca-Cola sponsern lässt – bereits 2011 ließ sich Polen finanziell vom Getränke-Giganten unter die Arme greifen und Coca-Cola lieferte 140.000 Liter Getränke für die Meetings.

Warum das Coca-Cola-Sponsoring unangebracht ist

Rumänien ist auch nicht das Problem, sondern Coca-Cola: Sponsoring ist zwar nicht unüblich, aber dass ein Konzern, bei dessen Geheimformel ein Getränk dank Unmengen Zucker zu schwarzem Gold wird, die EU sponsert, ist aus verschiedenen Gründen absolut unangebracht. Problematisch ist es, da mit Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes zwei Krankheiten auf dem Vormarsch sind, die sogar laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von zuckerhaltigen Getränken mit ausgelöst werden. Noch fragwürdiger macht es der Zeitpunkt, denn momentan überarbeitet die EU ihr allgemeines Lebensmittelrecht – und es wird auch darüber diskutiert eine EU-weite Zuckersteuer und eine Lebensmittelampel einzuführen.

Nun krönt sich der Getränke-Gigant selbst mit der dreisteten Lobby-Aktion des Jahres, nachdem er letztes Jahr schon den Preis für „die dreistete Werbelüge des Jahres “ erhielt. Denn interne Mails des Konzerns, die 2016 an die Öffentlichkeit gerieten, zeigen die Ziele der Lobbyarbeit des Konzerns in Europa: Für den größten Getränkehersteller der Welt hat es höchste Wichtigkeit „neue oder erhöhte Steuern auf Produkte“ zu bekämpfen – mögliche Gesundheitssteuern der EU wie eine Zuckersteuer werden hier sogar explizit noch einmal aufgeführt. Allgemein führt der Weg für viele Ziele des Konzerns explizit über die EU, wie die Matrix zeigt:

Quelle: https://cdn-images-1.medium.com/max/1400/1*_vqUFWVHFiDC85avDNI9iQ.jpeg

Foodwatch: Coca-Cola schadet damit der Glaubwürdigkeit der EU

Die Politik darf nicht von kommerziellen Interessen bestimmt werden, deshalb sollte schon der Anschein eines Interessenkonflikts vermieden werden, schreibt die Verbraucherorganisation foodwatch. Schon seit Jahren geht Coca-Cola gegen die Lebensmittelampel und eine Sonderabgabe für Hersteller stark zuckerhaltiger Getränke vor – und nun wird beides wieder diskutiert. Indem der Konzern ausgerechnet jetzt die EU-Ratspräsidentschaft sponsert, schadet er damit der Glaubwürdigkeit der EU: „Wenn eine der wichtigsten politischen Institutionen in Europa durch den größten Getränkekonzern der Welt gesponsert wird, ist das schlichtweg inakzeptabel. Die Sponsoring-Partnerschaft der EU mit Coca-Cola schadet der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Politik in Europa“, sagte Andreas Winkler von foodwatch.

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