Als erstes Land hat Singapur künstliches Fleisch aus Tierzellen zugelassen. Dort dürfen nun im Labor hergestellte Chicken Nuggets verkauft werden. Das Start-up, das dahintersteht, hat bereits mehr als 60 Millionen „vegane Eier“ verkauft.
Das erste künstliche Fleisch, das verkauft werden darf
Das Start-up Eat-Just hat mit veganem Ei (aus Mungbohnen) und veganer Mayo (aus gelben Platterbsen) angefangen, nun stellt es Chicken Nuggets aus künstlichem Fleisch her. Das Hühnchen stammt aus einem 1.200-Liter-Bioreaktor, in dem Tier-Zellen mit Nährstoffen versorgt werden und so innerhalb einiger Wochen zu Fleisch wachsen – der Hersteller schreibt, das läuft ähnlich ab wie beim Bierbrauen. Das Produkt nennt er „GOOD Meat Cultured Chicken“; es ist das erste kultivierte – also künstlich hergestellte – Fleisch, das für den menschlichen Verzehr zugelassen wurde. Und zwar in Singapur, dort wurde es „umfangreich“ getestet und soll nun in einem Restaurant verkauft werden. Fleisch im Labor herzustellen, ist schon länger möglich: Bereits 2013 gelang es dem niederländischen Forscher Mark Post aus Stammzellen eine künstliche Fleisch-Bulette zu züchten.
Was sind die Vorteile von künstlichem Fleisch?
„Das ist ein Durchbruch für die Lebensmittelindustrie weltweit“, erklärt Eat-Just-Chef Josh Tetrick. Denn für künstliches Fleisch müssen keine Tiere mehr geschlachtet werden, es wird ohne Antibiotika und auf einer sehr kleinen Fläche hergestellt. Der Prognose eines amerikanischen Think-Tanks zufolge könnte durch künstliches Fleisch die industrielle Massentierhaltung bald der Vergangenheit angehören: Bis 2030 könnte es möglich sein, dass tierische Produkte im Labor günstiger, gesünder und umweltfreundlicher herstellt werden können – für tausend Tonnen Fleisch braucht man dann nur noch ein Tier bzw. sogar nur dessen Zellen. Momentan werden alleine in Deutschland jeden Tag 1,7 Millionen Hühner geschlachtet.
Das Start-up will auch künstliches Rindfleisch auf den Markt bringen
Noch ist das „GOOD Meat“ laut Hersteller deutlich teurer als gewöhnliches Huhn, es soll ungefähr so viel wie Hühnchenfleisch in einem Oberklasse-Restaurant kosten. Doch mit steigender Produktion werde es günstiger als konventionelles Fleisch werden. Der Eat-Just-Chef erklärt: „Ich bin sicher, dass die behördliche Genehmigung für Laborfleisch in Singapur nur die erste von vielen sein wird.“ Das Start-up arbeitet auch an anderen Fleischsorten aus Tierzellen, unter anderem an Rindfleisch und dessen Luxusvariante Wagyu. Es hat eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 60 Millionen „vegane Eier“ verkauft und so 8,33 Milliarden Liter Wasser, 8,7 Millionen Kilogramm CO2-Äquivalente und rund 14 Millionen Quadratmeter Land eingespart.