Werden Soja, Erbsen und Co. knapp, weil immer mehr Würste, Burger und Schnitzel aus pflanzlichen Proteinen hergestellt werden? Dem Chef des deutschen Marktführers zufolge drohen der Fleischersatz-Branche Lieferprobleme, weil sie so schnell wächst.
Der Umsatz mit Fleischalternativen stieg letztes Jahr um mehr als ein Drittel
Allein in Deutschland produzierten Unternehmen letztes Jahr 84.000 Tonnen Tofu-Wurst, Seitan-Schnitzel und Co., das entspricht einem Zuwachs von 39 Prozent innerhalb nur eines Jahres. Der Markt wachse so schnell, dass bald die Rohstoffe für pflanzliche Fleischersatzprodukte knapp werden könnten, sagte Michael Hähnel, Chef der Rügenwalder Mühle, in einem Interview mit dem Tagesspiegel: „[I]n den nächsten zwei, drei Jahren könnten alle Hersteller Lieferprobleme bekommen. Das, was gerade international passiert, ist der Wahnsinn, die Börsengänge, die vielen Start-ups. Die großen multinationalen Konzerne, die kleinen Start-ups und Mittelständler wie wir greifen alle auf dieselben Märkte zu.“
Alle pflanzlichen Proteine könnten knapp werden
Ihm zufolge könnten nicht nur Soja und Erbsen knapp werden, sondern alle pflanzlichen Proteine. Noch würden die Märkte um 50 bis 70 Prozent zulegen, da viele große internationale Firmen derzeit neue Fabriken bauen und Material bräuchten, doch bald könnten alle Hersteller Lieferprobleme bekommen. Es ist nicht nur die stark steigende Nachfrage, die dazu führen könnte, dass die Rohstoffe knapp werden, sondern auch die Dürre der letzten Jahre: „Erbsen beziehen alle Hersteller aus Frankreich. Letztes Jahr war es dort aber extrem trocken, die Erträge waren 75 Prozent niedriger als sonst“, sagte Michael Hähnel.
Mit ihren Würstchen, Schnitzeln und Cordon Bleus aus pflanzlichen Proteinen ist die Rügenwalder Mühle Marktführer; in Deutschland hat sie einen Marktanteil von 40 Prozent und wird laut ihrem Chef trotz Corona in diesem Jahr zweistellig wachsen.