Den Latissimus als flächenmäßig größten Muskel des Körpers bringt man meistens mit allgemein bekannten Trainingsformen wie Klimmzügen oder Rudern in Verbindung. Doch wie kannst du den breiten Rückenmuskel zu Hause ohne den Einsatz einer Klimmzugstange, Hanteln oder anderer Geräte effektiv trainieren?
Mit dem Bodenrudern, auch als Lat-Drücken in Rückenlage bezeichnet, stellen wir dir im Folgenden eine ebenso einfache wie effiziente Methode mit verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten, je nach Trainingszustand oder Fitnesslevel, vor. Außerdem erfährst du, welche Funktionen der breite Rückenmuskel erfüllt und welche Vorteile das Bodenrudern gegenüber anderen Latissimus-Übungen bietet.
Funktionen des Latissimus
Durch seine unterschiedlichen Aufgaben ist der breite Rückenmuskel sowohl im Alltag als auch bei sehr vielen Sportarten an den meisten Bewegungen der Arme in verschiedene Richtungen beteiligt. Außerdem prägt er die optische Form des Rückens entscheidend mit und verleiht diesem in Verbindung mit einer schlanken Taille die besonders athletisch anmutende V-Form. Neben dieser rein ästhetischen Funktion ist der Latissimus an folgenden Bewegungen aktiv beteiligt:
- Senken des erhobenen Arms:
Nicht zuletzt durch die bekannteste Übung für den Latissimus, den Klimmzug, zeigt sich dessen wichtige Funktion beim Senken des nach oben gestreckten Arms. Durch die Kontraktion des breiten Rückenmuskels wird beim Klimmzug der Körper nach oben bewegt oder eben beim Werfen eines Balls oder einer Schlagbewegung, wie beispielsweise einem Aufschlag beim Volleyball oder einem Schmetterschlag beim Tennis, ebenso der Arm schnellkräftig nach unten beschleunigt. - Heranführen des Arms an den Körper:
Der breite Rückenmuskel ist bei der Adduktion des Arms wesentlich beteiligt. Zum Tragen kommt diese Funktion zum Beispiel bei der schnellkräftig, aktiven Ausführung eines Hampelmanns, dem seitlichen Training am Kabelzug oder dem Rückenschwimmen mit „peitschender“ Armbewegung neben dem Körper. - Einwärtsdrehung des Arms:
Der Latissimus spielt weiterhin bei der Innenrotation des Arms eine gewisse Rolle, allerdings ist diese im Vergleich zu seinen anderen Funktionen oder zur Wichtigkeit der Rotatorenmanschette der Schulter bei dieser Bewegung deutlich weniger ausgeprägt und eine entsprechend spezifisches Trainingssteuerung eher zur vernachlässigen.
Vorteile des Bodenruderns gegenüber anderen Latissimus-Übungen
Selbstverständlich unterscheiden sich verschiedene Übungs- und Trainingsformen für spezielle Muskelgruppe in vielerlei Hinsicht. Neben des Effektivität einer Übung für den jeweiligen Muskel oder eine Muskelgruppe kann außerdem eine Betrachtung der zusätzlich, beispielsweise durch Halte- oder Stabilisationsarbeit, angesprochenen Muskeln von Bedeutung für eine fundierte Übungsauswahl herangezogen werden.
Neben dem Bodenrudern bzw. Lat-Drücken in Rückenlage können beim Training des breiten Rückenmuskels Klimmzugvarianten, Lat-Zug-Varianten oder Ruderübungen zum Einsatz kommen, die dem Bodenrudern jedoch in folgenden beiden Punkten deutlich unterlegen sind:
- Bei den Übungsformen Klimmzug, Lat-Zug und Rudern wirkt häufig der sehr stark in die Bewegung involvierte Bizeps leistungs- und somit auch effektivitätsbegrenzend. Der Bizeps als deutlich kleinerer Muskel ermüdet schneller als der Latissimus oder kann mit den möglichen schwereren Gewichten des breiten Rückenmuskels nicht Schritt halten. Beim Lat-Drücken in Rückenlage wird der Bizeps isoliert und das Potenzial des Latissimus kann somit voll ausgeschöpft werden.
- Die korrekte Ausführung des Bodenruderns erlaubt ausschließlich eine sehr kleine Bewegungsamplitude, wodurch die hoch effektiven Endkontraktionen der angesprochenen Muskulatur gezielt unterstützt werden. Dadurch ist ein besserer Trainingseffekt, als es bei den größeren Amplituden der anderen Trainingsformen quasi automatisch realisierbar.
- Ein ganz entscheidender Pluspunkt für das Lat-Drücken in Rückenlage und damit die Topübung für den breiten Rückenmuskel liegt darin, dass keine speziellen Geräte oder zusätzlichen Gewichte notwendig sind. Das Bodenrudern kann somit immer und überall in eine Trainingseinheit oder ein kurzes Workout integriert werden, ohne dass ergänzende Hilfsmittel nötig wären.
Bodenrudern – Korrekte Ausführung und Varianten
Damit mit dem Lat-Drücken in Rückenlage die jeweils gewünschten Trainingsergebnisse erreichen werden können, gibt es verschiedene Punkte, die allgemein beachten werden sollten. Außerdem kann die Trainingsintensität durch Anpassung der Ausführung individuell gesteuert und die Übung dem persönlichen Leistungsstand angemessen durchgeführt werden.
Im Folgenden lernst du die unterschiedlichen Varianten des Bodenruderns kennen und erfährst, worauf du jeweils ein besonderes Augenmerk legen solltest.
Variante 1: Ausgangsstellung und Grundübung beim Bodenrudern
Du beginnst in der Rückenlage, ziehst deine Beine an und stellst sie mit etwa 90 Grad Kniewinkel auf den Fersen auf. Deine Oberarme führst du enganliegend neben den Körper, sodass sie flach und fast vollständig den Boden berühren, deine Unterarme zeigen mit geballter Faust senkrecht nach oben.
Durch Kippen des Beckens bildest du jetzt ein mittleres bis starkes Hohlkreuz. Diese Stellung ist beim Bodenrudern von entscheidender Wichtigkeit für die Trainingsintensität, da dadurch der Kraftaufwand bzw. die Ansprache des breiten Rückenmuskels gesteuert wird. Richtest du dein Becken auf, erfolgt der Krafteinsatz in erster Linie aus dem Bauch und den Oberschenkeln und der gewünschte Trainingseffekt für den Latissimus wird minimal.
In dieser Position presst du deine Oberarme in den Boden und hebst durch Imitation einer Ruderbewegung mit den Armen deinen Oberkörper vom Boden ab. Achte darauf, dass du während der Übungsausführung im Hohlkreuz bleibst, nur so erfolgt der Kraftaufwand tatsächlich aus der breiten Rückenmuskulatur. Korrigieren kannst du dich selbst, indem du darauf achtest, dass ein Blick ständig nach oben, in Richtung Decke gerichtet ist und deine Brust „stolz“ nach oben kommt.
Sollte die Kraft im Latissimus beim Trainingseinstieg noch nicht ganz ausreichen, kannst du das Becken ganz leicht aufrichten und ein weniger starkes Hohlkreuz bilden. Folglich wird das Anheben des Oberkörpers (das Stolz-Werden) durch die Bauchmuskulatur unterstützt und gelingt einfacher. Mit zunehmender Trainingsdauer sollte diese Unterstützung jedoch geringer werden und eine der schwereren Varianten durchführbar sein.
Variante 2: Bodenrudern mit angehobenen Beinen
Um beim Lat-Drücken auf dem Rücken noch mehr Fokus auf den breiten Rückenmuskel zu legen, kannst du als Fortgeschrittener deine Fersen vom Boden lösen, sodass die Oberschenkel senkrecht nach oben zeigen. Der Kniewinkel bleibt weiterhin bei 90 Grad konstant. Lediglich deine Hüfte sowie die Rückseite deiner Oberarme berühren jetzt während der Übungsausführung noch den Boden.
Durch das Anheben der Beine nimmst du Belastung von der Oberschenkelmuskulatur bzw. minimierst du die mögliche Unterstützung durch diese oder die Bauchmuskulatur bei aufgerichtetem Becken. Achte auch bei dieser Variante besonders auf deinen Blick in Richtung Decke und darauf ins Hohlkreuz zu kommen, um den Latissimus maximal für die Bewegung des Oberkörpers einzusetzen.
Variante 3: Abheben des Gesäßes
Um die Intensität des Bodenruderns noch weiter zu steigern und zu maximieren, hast du die Möglichkeit deinen (fast) kompletten Körper mit Hilfe des Latissimus vom Boden zu lösen, sodass lediglich noch die Fersen und die Rückseite deiner Oberarme Kontakt zum Boden haben. Diese Variante benötigt jedoch einige Vorarbeit und sollte erst mit zunehmendem Trainingsfortschritt ausgeführt werden, da sie sehr viel Kraft im breiten Rückenmuskel sowie hohe allgemeine Körperspannung verlangt.
Zieh deine Beine mit etwa 90 Grad Kniewinkel an und stelle sie auf den Fersen ab. Stabilisiere deinen Körper durch Spannungsaufbau im Bauch und Po und hebe den Oberkörper und das Gesäß durch Druck aus den Oberarmen vom Boden ab, so dass nur noch deine Fersen und deine Oberarme den Boden berühren. Diese Position kannst du statisch für einige Sekunden halten oder dynamisch Endkontraktionen ausführen. Hierbei muss deine Körpermitte stabil bleiben und die Bewegung wird lediglich aus den Oberarmen gesteuert.
Die Intensität dieser schwersten Variante des Bodenruderns kannst du am einfachsten noch weiter steigern oder leicht verringern, indem du den Kniewinkel noch größer oder etwas kleiner machst. Das Maximum an Anstrengung für den Latissimus erreichst du durch kippen des Beckens (Hohlkreuz) sowie einen sehr großen, fast flachen Kniewinkel und gleichzeitiges Schieben des Körpers in Richtung des Kopfes (aktive Gewichtsverlagerung auf die Arme).
Buchempfehlung – Krafttraining ohne Geräte
Das es für ein super effizientes Krafttraining keine teuren Geräte oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio braucht, das zeigt Mark Lauren in seinem Welt-Bestseller. Ich habe das Buch selbst getestet und kann absolut empfehlen. Du findest in dem Buch Übungen für jeden Muskel deines Körpers und zusätzlich Trainingsprogramme für Anfänger bis zu Profis.
- Buchempfehlung: Fit ohne Geräte von Mark Lauren (für Männer)
- Buchempfehlung: Fit ohne Geräte von Mark Lauren (für Frauen)
Fazit – Bodenrudern als effektives Latissimus-Training ohne Geräte
Um eine athletische V-Form im Oberkörper zu erreichen, ist neben einer schlanken Taille ein gut trainierter und dadurch profilbildend ausgeprägter breiter Rückenmuskel essentiell. Mit den oben beschriebenen Varianten des Bodenruderns hast du die Möglichkeit, den Latissimus immer und überall effektiv und ohne zusätzliche Hilfsmittel in dein Training einzubauen.
Ein riesiger Vorteil des Lat-Drückens in Rückenlage ist die geringe Bewegungsamplitude während der Ausführung und der daraus resultierende Zwang zu Endkontraktionen des breiten Rückenmuskels.