Seit dem humorvollen Buch „Darm mit Charme“ von Giulia Enders ist das Tabuthema Verdauung und Darmbakterien wieder in die gesellschaftlichen Gesprächsrunden gerückt. Auch in der Wissenschaft wird sich zunehmend mit dem Darm, dessen Bewohnern und seine Auswirkung auf unser Immunsystem untersucht. Mit vielen erstaunlichen Erkenntnissen.
Der Darm spielt eine zentrale Rolle in unserer Gesundheit
Der Darm ist unser Bauchgehirn, ebenso gut verschaltet und aufgebaut wie unser Gehirn im Kopf. Außerdem finden sich hier mehr als 70 Prozent der körpereigenen Immunzellen. Viele Autoimmunerkrankungen starten deshalb in einer gestörten Darmflora. Entsprechend werden wir krank, wenn diese durch Medikamente angegriffen wird. Es gibt Hinweise darauf, dass sogar Autismus durch eine gestörte Darmflora verursacht werden kann. Depressionen können ebenso aufgrund von Entzündungen im Darm, die dann ins Gehirn wandern, ausgelöst werden. Interessanterweise konnten so durch ein bestimmtes Antibiotikum Patienten mit Depressionen, die viele Entzündungen im Körper aufwiesen, gut behandelt werden.
Jetzt haben Wissenschaftler des University College Cork in einer Untersuchung festgestellt, dass der Verzehr von ballaststoffreicher Nahrung den Stress im Körper reduziert. Sie sehen den Grund dafür in den vielen kurzkettigen Fettsäuren, die in den Ballaststoffen vorkommen. Fehlen uns diese kurzkettigen Fettsäuren über längeren Zeitraum hinweg, funktioniert der Darm weniger effektiv und wird undicht. Das ermöglicht unverdauten Nahrungspartikeln, Bakterien und Keimen in die Blutbahn zu gelangen und verursachen so lang anhaltende Entzündungen. Das leaky-gut-Syndrom kann entstehen, was zu schwerwiegenderen Krankheiten führen kann.
Kurzkettige Fettsäuren helfen gegen Krebs
Die Forscher haben an Mäusen zeigen könne, dass eine Ernährung mit kurzkettigen Fettsäuren zu weniger Angst und depressivem Verhalten führt. Die Tiere waren geselliger und hatten bessere kognitive Fähigkeiten. Sie mutmaßen darüber hinaus, dass die kurzkettigen Fettsäuren eine Verringerung der Angstgefühle im Gehirn bewirken. Welche entscheidenden Rollen die kurzkettigen Fettsäuren noch spielen, ist bisher nur wenig erforscht. Frühere Untersuchungen bezüglich der kurzkettigen Fettsäuren haben aber gezeigt, dass sie eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung oder Behandlung bestimmter Arten von Krebs, insbesondere Darmkrebs, spielen können. Sie konnten feststellen dass das Butyrat das neben Acetat und Propionat in den kurzkettigen Fettsäuren enthalten ist, die Zellen im Dickdarm gesund hält und das Wachstum von Tumoren verhindert.
Der Darm ist und bleibt also ein spannendes Forschungsgebiet. Da sich Ballaststoffe nur in Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide findet, darf ich wieder auf eine pflanzen-basierte Kost hinweisen, die nicht nur zu unserer physischen, sondern auch zur psychischen Gesundheit durch einen gesunden Darm viel beiträgt. Wenn das mal nicht ein Argument in unserer stressigen Zeit für zunehmend vegane Ernährung ist: Pflanzen essen gegen Stress.