„Essen Sie mehr Ballaststoffe.“, ist ein oft gegebener allgemeiner Rat von Ärzten. Und dieser ist durchaus berechtigt und sinnvoll. Gut 75% der Frauen und 68% der Männer in Deutschland erreichen nicht den täglichen Richtwert von mindestens 30g Ballaststoffen pro Tag. Dabei sind Ballaststoffe kleine Alleskönner die unsere Gesundheit maßgeblich verbessern. Sie erleichtern den Stuhlgang, beugen Darmkrebs vor, senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wirken entzündungshemmend, senken den Blutzuckerspiegel und senken nachweislich den Blutdruck.
Propionsäure ist der Schlüssel
Wie genau Ballaststoffe auf den Blutdruck wirken wurde nun von forschenden des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Charité Universitätsmedizin Berlin erforscht und die Ergebnisse im Fachjournal „Circulation“ veröffentlicht. Sie stellten fest, dass bei der Verdauung von Ballaststoffe unter anderem die kurzkettige Fettsäure Propionsäure entsteht. Dieses kleine Molekül wirkt direkt auf das Immunsystem ein, insbesondere auf die T-Helferzellen, die entzündliche Prozesse befeuern und Bluthochdruck mit verursachen. Durch die Propionsäure werden diese Zellen beruhigt und entzündliche Prozesse gehemmt. Das wirkt sich unmittelbar auf die Leistungsfähigkeit des Herzens aus. Damit schützt die Fettsäure Propionsäure direkt vor Folgen von Bluthochdruck wie beispielsweise Arterienverkalkung, Gewebeumbau des Herzens und Herzrhythmusstörungen. Ballaststoffe wirken also wie ein Medikament gegen ein Spektrum an bluthochdruckbedingten Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems, so das Ergebnis der Forscher.
Gesunde Mäuseherzen durch Propionsäure
Um die positive Wirkung der Propionsäure zu testen, lösten die Forscher bei Mäusen durch elektrische Reize Herzrhythmusstörungen aus. Das gelang bei den Mäusen, die zuvor Propionsäure erhalten hatten, nur zu 20 Prozent! Ohne die Propionsäure konnte bei 70 Prozent der Mäuse eine Herzrhythmusstörung ausgelöst werden. Außerdem untersuchten die Wissenschaftler die durch Propionsäure gestärkten Mäuse per Ultraschall, Gewebeentnahme und Zellanalyse. Sie konnten damit tatsächlich belegen, dass die Propionsäure blutdruckbedingte Schäden am Herz-Kreislauf-System vermindert und die Überlebensrate damit wesentlich gesteigert wurde.
Ist Propionsäure bald als Medikament erhältlich?
Die Wissenschaftler hoffen mit diesen Erkenntnissen betroffenen Menschen mit Propionsäure als Medikament möglichst bald helfen zu können. Die Chancen stehen gut, denn Propionsäure ist schon lange für den Verzehr zugelassen, beispielsweise als Konservierungsmittel. Die Hürden für die Zulassung als Medikament schätzen sie also als niedrig ein. Dennoch muss sich Propionsäure als Medikament erst im Klinikalltag bewähren. Bis dahin empfiehlt es sich seine tägliche Ballaststoff-Zufuhr zu erhöhen. Das gelingt durch Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Alleine durch das Bevorzugen der Vollkornvarianten von Reis, Mehl und Nudeln, ließe sich die tägliche Ballaststoff-Menge deutlich erhöhen. Hülsenfrüchte liefern ebenso reichlich Ballaststoffe, ca 7g pro 100g und eine Scheibe Vollkornbrot erreicht ebenfalls etwa 7g Ballaststoffe. Dazu reichlich Obst und Gemüse über den Tag verteilt und die 30g sind schnell erreicht. Simpel gesprochen kann man sich in der Tat sein Herz stark und den Blutdruck gesund essen.