Die Avocado erfreut sich seit geraumer Zeit einer immer größeren Beliebtheit und macht nicht nur auf dem Toast oder im Salat eine gute Figur. Sie liefert wertvolle pflanzliche Fette und ist zudem unglaublich vielseitig. Avocados stammen aus den subtropischen und tropischen Gebieten Zentralamerikas und wurden schon vor Tausenden von Jahren in Südmexiko angebaut. Mittlerweile haben sie auch den kompletten Mittelmeerraum und Südostasien erobert. Geht man davon aus, dass ein ausgewachsener Avocadobaum bis zu 20 Meter hoch werden kann, stellt sich die berechtigte Frage, ob man bei uns eine Avocado selber ziehen kann.
Tatsächlich kann man auch in unseren Breitengraden eine Avocado selbst anbauen. Allerdings muss man vorher bedenken, dass Avocados in unserem deutlich kälteren Klima sehr lange wachsen müssen, bis sie überhaupt einmal Früchte tragen. Zwischen 5 und 10 Jahre kann es bis zur Ernte dauern, und selbst dann ist nie garantiert, dass die Früchte auch gut oder groß genug sind. Eine Avocado selber ziehen ist deshalb wie ein kleines Gartenprojekt, vorrangig um eine dekorative Pflanze zu kultivieren und weniger, um eine reiche Avocado Ernte einzufahren. Wie genau du deine eigene Avocado säen und pflanzen kannst, zeigen dir wir ausführlich im folgenden Artikel.
Avocado säen und pflanzen
Wie schon erwähnt kommen Avocados aus tropischeren Regionen und brauchen deshalb ausreichend Wärme und Sonne, um gut zu gedeihen. Bevor du dich also über das Thema Säen und Pflanzen informierst, solltest du erst überprüfen, ob du für ein Avocadobäumchen auch den notwendigen Standort hast. Geeignet sind vor allem beheizbare Gewächshäuser, helle Zimmer oder Wintergärten, damit eine Avocado auch im Winter möglichst milde bis warme Temperaturen hat.
Zum Säen oder Pflanzen verwendet man einen Avocadokern – bestenfalls von qualitativ hochwertigen Bio-Früchten – und ein Glas mit Wasser für den Keimvorgang. Der Kern wird gründlich gewaschen und von Fruchtfleischresten befreit. Anschließend steckt man in jede der vier Seiten einen Zahnstocher, um den Kern über dem Wasserglas zu stabilisieren. Achte darauf, dass du den Kern nur zur Hälfte ins Wasser tauchst und zwar mit der flachen Kernseite, nicht mit der Spitze! Alle zwei Tage wird das Wasser gewechselt. Mit etwas Geduld und einer konstanten Raumtemperatur von mindestens 20°C erscheinen über die nächsten Wochen erste feine Wurzeln an der unteren Kernseite sowie Stängel und Keimblätter an der Kernspitze.
Es dauert etwa 3 Monate, bis sich aus dem Avocado Kern ein kleines Pflänzchen von etwa 15 cm Höhe gebildet hat. Dieses kann man nun endlich in einen Topf pflanzen. Als Substrat empfehlen wir eine humusreiche und leicht saure Anzuchterde. Wie bei jeder Topfpflanze sollte auch hier eine Drainageschicht im Topf ausgelegt werden, damit die Avocado keinen Schaden durch Staunässe nimmt. Bevor der Kern in die Erde gesetzt wird, werden die Zahnstocher entfernt. Nur der flache untere Teil wird eingepflanzt, während die Spitze mit dem Trieb noch ein gutes Stück aus der Erde hervorschaut. Anderenfalls würde der Trieb durch die Erde nicht genug Luft bekommen. Nun wird der Kern noch angegossen und kann über die nächsten Monate und Jahre zu einer imposanten Avocadopflanze heranwachsen. Sollten sie nach einigen Jahren zu groß für die Wohnung werden, kann man sie in den Garten pflanzen.
Einige wichtige Parameter und Infos zum Säen und Pflanzen deiner Avocado gibt es noch einmal im Überblick:
- Avocado pflanzen: im Topf das ganze Jahr über, größere Bäume können ab Ende Mai nach den Eisheiligen draußen gepflanzt werden
- Standort: halbschattig bis sonnig, warm, windgeschützt
- Optimale Keimtemperatur: 20-25°C
- Keimdauer: 2 bis 6 Wochen
- Bodenbeschaffenheit: nährstoff- und humusreich, locker, salzarm
- Avocado im Topf: Ein Topf ist für Avocados genau das richtige Behältnis, wenn die Pflanze noch klein und am Wachsen ist, da man so flexibel den Standort wechseln kann. Wichtig ist eine Drainageschicht aus Steinen oder Kies sowie eine ausreichende Größe für die Pflanze. Mit fortschreitender Größe und Robustheit kann eine Avocado auch im Garten gepflanzt werden, muss aber dann besser vor Kälte und Witterungseinflüssen geschützt werden.
- Avocado als Balkonpflanze: Avocados sind bei uns keine ausschließlichen Freiland- und Balkonpflanzen. In den warmen Monaten kann und sollte eine junge Avocado auf jeden Fall nach draußen in die Sonne, im Winter ist es ihr aber zu kalt. Geeignete Balkone für Avocados sind wind- und wettergeschützt und verfügen über halbschattige bis vollsonnige Plätze.
Tipp – mehrere Avocado Kerne gleichzeitig keimen lassen. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt zu Beginn gleich zwei oder drei Kerne keimen, da es oftmals vorkommen kann, dass die Kerne nachher nicht gut austreiben oder bereits Probleme beim Keimen zeigen.
Tipp – halbschattigen Standort im Jungpflanzenstadium wählen. Solange die Avocado keimt oder als kleine Pflanze im Topf wächst, sollte man noch keine vollsonnigen Standorte wählen, da dies für junge Avocados schädlich ist. Erst mit zunehmendem Alter und genug Abhärtung verträgt sie direkte Sonneneinstrahlung sehr gut.
Avocado Pflege – gießen, düngen und überwintern
Eine Avocado selber ziehen ist gar nicht so einfach, denn die Pflanze stellt hohe Ansprüche an die Standort- und Wachstumsbedingungen. Entsprechend wichtig ist es auch, sie gut und richtig zu pflegen, sobald sie als kleines Pflänzchen im Topf heranwächst. Die folgenden Punkte erklären dir, was du bei der Avocado Pflege zum Thema Gießen, Düngen und Überwintern beachten musst.
- Avocado düngen: Im ersten halben Jahr braucht man eine Avocado gar nicht düngen. Erst später kann man sie vorsichtig an etwas Flüssigdünger gewöhnen, damit sie gut wachsen kann. Dieser wird in geringen Mengen ins Gießwasser gemischt und ein- bis zweimal im Monat zugegeben. Während der Hauptwachstumsphase kann man die Düngermenge erhöhen und im Abstand von eineinhalb Monaten düngen. Wichtig ist die Verwendung eines salzarmen Düngers. Neben Universaldünger eignen sich auch Grünpflanzen- und Zitrusdünger. Während des Winters ist es ratsam, auf das Düngen zu verzichten.
- Avocado gießen: Eine Avocado möchte regelmäßig gegossen werden, sodass die Erde weder zu nass noch zu trocken wird. Anzeichen für zu häufiges Gießen sind oft sehr schwache Zweige oder gelbe Blätter – in diesem Fall sollte man einige Tage auf das Gießen verzichten. Wer zu wenig gießt, erkennt das recht zuverlässig an braunen Blattspitzen.
- Bodenpflege: regelmäßig auflockern und umtopfen, wenn die Pflanze zu groß für den Topf wird – zu kleine Töpfe begünstigen Wurzelfäule
- Avocado überwintern: Solange deine Avocado eine überschaubare Größe hat, reicht es aus, wenn sie während des Winters in einem Topf an einen sonnigen Platz im Warmen gestellt wird, also zum Beispiel ins Wohnzimmer oder in den Wintergarten. Schädlich werden Temperaturen erst unter 2°C, das heißt aber, dass eine Avocado noch vor dem ersten Frost ins Warme muss. Etwas robustere und größere Bäume, die draußen wachsen, kann man zu Beginn der Kälteperiode mit Vlies und Plastik abdecken, damit sie über den Winter keinen Schaden nehmen. Je älter der Baum, desto besser kann er auch Temperaturen um den Gefrierpunkt aushalten.
TIPP – schneide deine Avocado regelmäßig zurück. Das Zurückschneiden der Triebe hat den Grund, dass die Zweige stärker nachwachsen können. Wenn du auf das Zurückschneiden verzichtest, kann es passieren, dass dein Avocadobaum nur sehr schwache, dünne Zweige ausbildet, die schnell brechen. Empfohlen wird ein Rückschnitt der äußersten Knospen und Zweige, sobald diese über 15 cm gewachsen sind. Das schadet der Pflanze nicht, denn sie bildet hinterher deutlich festere und robustere Zweige aus. Zu häufiges Schneiden solltest du aber auch vermeiden, sonst wird das Blattwachstum gestört.
Avocado Ernte
Selbst angebaute Avocados tragen oft keine Früchte, da die Fruchtreife von verschiedenen Faktoren abhängt. Selbst unter optimalen Standortbedingungen ist nie garantiert, dass ein Avocadobaum im heimischen Garten geerntet werden kann. Umso erfreulicher ist es, wenn man nach vielen Jahren doch die ersten Avocados ernten kann. Die Früchte werden dabei vorsichtig abgelöst oder mit einer Schere abgeschnitten.
TIPP – Avocados reifen nicht am Baum. In der Natur fallen sie hart und unreif auf den Boden, bevor sie dort nachreifen. Beim Ernten brauchst du dich also nicht durch die harte Frucht verunsichern lassen oder gar abwarten, bis sie weicher wird, da sie normalerweise unreif geerntet wird.
Fazit: Avocado selber ziehen
Eine Avocado selber zu ziehen ist ein langes Geduldsspiel, denn erst nach gut zehn Jahren ist das Wachstum eines Avocadobaums beendet. Wie bei den meisten Gehölzen dauert es entsprechend lange, bis eine Avocado Früchte trägt, oft passiert das aber auch gar nicht. Eine Avocado baut man deshalb vorrangig wegen ihrer dekorativen Zwecke an. Der bekannteste Fall ist, sie aus einem Avocadokern zu ziehen. Bis der Kern gekeimt ist, können mehrere Wochen vergehen – Geduld ist bei einer Avocado also das oberste Prinzip. Jungpflanzen baut man am besten in Töpfen an und schneidet sie regelmäßig zurück, damit sie über die Monate und Jahre kräftige Zweige und ein gut ausgebildetes Wurzelwerk bekommen. Da Avocadobäume sehr groß werden können, ist es unter Umständen notwendig, ältere Pflanzen irgendwann in den Garten umzusiedeln. Avocados stellen hohe Ansprüche an ihren Standort, werden aber mit dem Alter toleranter gegen Kälte und müssen dann nur noch sporadisch gepflegt werden. Ob Früchte oder nicht, eine Avocado selber ziehen ist ein unglaublich interessantes Gartenprojekt und zeigt, dass selbst tropische Gehölze bei uns wachsen können.