Adventsgeschichte (Teil 2/4): Der Mensch braucht Katastrophen zum Umdenken

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11. Juni 2020: Nicht nur ich, sondern auch Europa staunt nicht schlecht… was passiert da eigentlich in Deutschland? Fast ein Drittel der Bevölkerung lebt inzwischen vegetarisch oder schlimmer noch – VEGAN! Im Gesundheitsindex steht das Volk in Europa inzwischen direkt hinter Norwegen, Schweden und Dänemark auf Platz vier und auch die Pisa-Studie gibt den Nachbarn keinen Grund mehr zum lächeln über einen immer noch wirtschaftlich übermächtigen Rivalen im eigenen Kontinent.

VeggieProLife wird ein Exportschlager in ganz Europa, erst in Skandinavien, dann in der Schweiz und den osteuropäischen Ländern. Zuletzt bilden sich sogar noch in den Urlaubsorten im Süden und Westen Europas sukzessive Ableger dieser neuen Bewegung. Zwar schaffen sie es nur in Schweden, Finnland und warum auch immer in der Tschechischen Republik über die entsprechenden Wahlhürden, sich selbst feiern sie aber als wären sie gerade eben Weltmeister geworden.

Inzwischen mehren sich allerdings die schlechten Nachrichten im Fernsehen. Wir haben wohl immer mehr Plastik und Chemikalien im Essen. Die Menschheit verweiblicht zusehends aufgrund von Hormonbelastungen im Grundwasser und damit in der Nahrungskette. Vor allem uns Männern schadet dies in erheblichem Maße. „So kann der dauerhafte Fortbestand der Menschheit nicht garantiert werden!“ schreit die WHO laut heraus und fordert junge fruchtbare Männer jeder Rasse zur großangelegten Samenspende auf. Aufgrund mangelnder finanzieller Anreize findet sich allerdings fast niemand der diesem Aufruf folge leistet. Dann halt nicht!

Mitte der 2020er ist fast gesamt Südamerika von einer schlimmen, auch auf den Menschen übertragbaren Rinderseuche befallen. Es sind sämtliche Flüge gestrichen und es werden keinerlei Einreiseerlaubnisse aus diesen Ländern mehr ausgestellt. Ist wohl auf die dortige Massentierhaltung zurückzuführen sagen sie in den Nachrichten. Dort zeigen Sie auch Bilder von Millionen von Rindern, die notgeschlachtet werden müssen und tausenden Menschen in irgendwelchen brasilianischen oder argentinischen Großlazaretten. McDonalds entschuldigt sich für die Preiserhöhung ihrer Bürger und verstärkt die Werbung für vegetarische Alternativen. „A-Taste-Like-Beef“ hieß es in der Werbung. Die Kampagne floppte zu 100% und wurde bereits nach zwei Wochen wieder abgesetzt. Der Aktienkurs bricht um über 10% ein, Anleger sind enttäuscht.

In Asien herrscht fast gleichzeitig, jedoch in deutlich vermindertem Ausmaß im Vergleich zu Südamerika, die „Chicken-Plage“. Sie ist zumindest nicht auf den Menschen übertragbar, heißt es. Aber von einem Verzehr wird dennoch sehr abgeraten, es kann eine Mutation des Virus nicht ausgeschlossen werden und die asiatischen Regierungen tun nichts. Hier in Europa werden aus Angst vor einem Wiederaufkommen der Schweinepest zur Sicherheit 10% des gesamten Schweinepopulation notgeschlachtet. Es herrscht allgemeine Lebensmittelpanik und im Fernsehen wird mit den kuriosesten Dingen beworben: „Ihr Brathähnchen aus Gartenhaltung“, „Aufzucht live im Internet“ und dergleichen… ich bin verwirrt!

Nachdem nun nicht nur ich, sondern auch viele anderen meiner Artgenossen sich nicht mehr mit gutem Gewissen zum heimischen Metzger oder Fischhändler trauen, geben die meisten Meister ihrer Zunft auf. Oder, so heißt es im Fernsehen, sie ziehen nach China und Indien, den beiden Fleischmärkten der Zukunft. Die großen Supermärkte haben sich aus Imagegründen bereit erklärt bis zum Ende des Jahrzehnts sich aus dem Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren weitestgehend zurückzuziehen. Sie wollen sich jetzt noch stärker auf die Qualität ihrer Milch- und Käseprodukte konzentrieren. Wer wirklich noch etwas fleischiges zu beißen haben möchte kauft auf Amazon oder i-eat-meat.com… andere Bezugsquellen kenne ICH zumindest nicht mehr… Fleisch ist ohnehin gerade viel zu teuer oder es kommt aus Asien, denn die Marktschranken zu Afrika liegen ja immer noch viel zu hoch.

Langsam finde ich mich mit der Situation ab und entschließe mich, eher aus Not, zu meinem eigenen vegetarischen Experiment, aber die Volksseele lässt sich nicht so einfach unterkriegen und kocht. Die Lager EssenWasSchmeckt (ProFleisch) und VeggieProLife verschärfen sich zusehends. Man spricht von einer Pattsituation, etwa die Hälfte der Deutschen und auch ganz Europas haben sich dem Fleischverzicht verschrieben. Zum Teil aus Überzeugung oder einfach nur weil man es sich nicht mehr leisten kann – oder wie ich, der es sich nicht leisten mag.

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