Der Vegetarierbund Deutschland e. V., mit 12000 Mitgliedern die größte deutsche Vereinigung von vegetarisch und vegan lebenden Menschen, heißt nun ProVeg Deutschland e. V.. Wäre dies nur eine Umbenennung, müsste man nicht viele Worte darüber verlieren. Aber hier geht es wohl um mehr: Eine Neuausrichtung angesichts der gesellschaftlichen Realität.
Der traditionsreiche Verein ist mittlerweile eine bedeutende NGO. Mit über zweihundert Lokalgruppen und aufmerksamkeitserregenden Aktionen gelingt es den Aktiven immer wieder, auf die Folgen des Fleischkonsums aufmerksam zu machen. Der Verein agiert politisch und ist Lizenzgeber des V-Labels, also des anerkannten Gütesiegels für vegane und vegetarische Lebensmittel – so werden wir zum Glück darüber informiert, ob in unserem Fruchtsaft vielleicht Gelatine versteckt ist. Als ideeller Träger der VeggieWorld fördert er die Verbreitung von veganen Produkten und zeigt, dass Verzicht auf Tier nicht Verzicht auf Genuss sein muss. Unternehmen werden professionell zur Thematik beraten.
Mit dieser Erfahrung im Hintergrund ist die Internationalisierung natürlich begrüßenswert. Und auch die Grundausrichtung macht Hoffnung: Es sollen eben nicht nur vegetarisch und vegan lebende Menschen angesprochen werden. Sondern auch diejenigen, die ihren Fleischkonsum nicht vollständig stoppen, aber reduzieren möchten.
Obwohl das Thema in den Medien präsent ist und mittlerweile fast alle die furchtbaren Bilder aus der Massentierhaltung kennen, ist der Absatz von Fleisch immer noch unglaublich hoch. Also auch die damit verbundenen Folgen für die Umwelt, die Tiere und natürlich unsere Gesundheit. Heutzutage verzichten zwar mehr Menschen auf Fleisch als noch vor einigen Jahren, dennoch liegt der Verzehr immer noch bei knapp 60 kg pro Person (im Jahr 2015).
Proveg richtet sich nun international aus: Die deutsche Sektion bildet mit denen in Polen, Spanien und Großbritannien einen internationalen Dachverband, weitere Ländergruppen sind geplant. Hier setzt man also einerseits auf Vernetzung, andererseits konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf Länder, in denen besonders viel Fleisch konsumiert wird.
Offensichtlich will man neben der politischen Arbeit und fachlicher Aufklärung die Menschen durch positive Botschaften erreichen – Freude am bewussten Konsum, Genuss von gesunder Ernährung. Wenn man sich die Werbestrategien und die Kunden von veganen Produkten hierzulande anschaut, merkt man schnell, dass die Zielgruppe keine absoluten Veganer sind – sondern v. a. Leute, die schon noch Fleisch essen, nur nicht mehr so viel.
Und das mit Erfolg: Etwa ein Fünftel aller veganen Produkte, die 2016 auf den Markt kamen, stammen aus Deutschland.