Der Trend zur eiweißreichen Bohne ist unverkennbar. Sogar die großen US-Lebensmittelkonzerne wie Kraft und Kellogg’s wollen den Boom nicht verpassen und kaufen sich jeweils noch einen Sojabohnenhersteller. Gab es Tofu früher nur in Ökoläden, so gehören unzählige Varianten inzwischen zum Standardrepertoire eines jeden gut sortierten Supermarktes.
Wir haben uns dran gewöhnt und essen immer mehr davon in den unterschiedlichsten Variationen, aber so lange gibt es diese Pflanze in Europa eigentlich noch gar nicht. Zwar weiß man, dass in Norden von China bereits vor 9000 Jahren Soja genutzt wurde, seinen Siegeszug durch die Wirtschaft hat die Bohne allerdings erst vor gut 100 Jahren angetreten. Dabei essen wir mit nur 2% den kleinsten Anteil der produzierten Mengen. Der ganze Rest geht in die Tiermast. Da der Markt rund um die Tierfütterung allerdings so gut wie gesättigt ist, braucht es neue Absatzmärkte – den Menschen.
Die Proteine im Soja sind den tierischen recht ähnlich und gerade für die vegetarische und vegane Ernährung somit eine hervorragende Ergänzung. Die ersten Sojaprodukte waren nicht nur schwer zu bekommen, sondern auch noch nicht besonders gut. Selbst habe ich das zwar nicht erlebt, aber Zeugen dieser Zeit haben mir bestätigt, dass im Vergleich zu jetzt die Sojaprodukte doch schon recht fade geschmeckt haben sollen. Heute hat sich das aber mal grundlegend geändert. Die Auswahl ist schier unüberschaubar und beschränkt sich auch nicht nur auf die Klassiker Tofu und Sojasauce. Man könnte fast der Meinung sein, alles was noch bis vor kurzer Zeit dem Fleisch vorbehalten war kann heute ohne Probleme durch entsprechende Sojaprodukte ersetzt werden. Sieht aus wie Fleisch, schmeckt wie Fleisch, ist kein Fleisch – sondern Soja. Mehr noch, aus Soja lässt sich Plastik herstellen und stellt somit eine regenerative alternative zu Erdöl dar. Henry Ford hat dieses ein den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auch in seinen Autos verbauen lassen.
Die Soja-Lobby hat folglich ganze Arbeit geleistet. Und tatsächlich, sie ist mächtig, eine der größten in Washington und somit weltweit. Seitdem 1924 Soja überhaupt zum ersten mal in den Statistiken aufgetaucht ist, wird heute im weltberühmten Corn-Belt fast nur noch Mais und Soja angebaut und das in gigantischen Maßstäben. Die USA haben sich deutlich an die Spitze der Sojaproduzenten gesetzt und decken gefolgt von Brasilien und Argentinien eine erheblichen Anteil des weltweiten Sojahungers. Allerdings kommt das meiste erst einmal in die Mägen von Schweinen, Rindern oder Geflügel bevor wir es dann verdauen dürfen. Der direkte Verzehr durch den Menschen ist auch nicht ganz unumstritten und die gesundheitlichen Konsequenzen für uns nicht wirklich eindeutig geklärt.
Allein im letzten Jahr wurden über 600 Untersuchungen und Studien zu Soja angefertigt. Die Ergebnisse werden aufgrund der mächtigen Stellung der Soja-Lobby jedoch – sagen wir es vorsichtig – oftmals als nicht ganz unabhängig angesehen. So reicht eine kleine Recherche durch das digitale Netz und man liest von „Soja = Sondergiftmüll“ oder „Karriere der Giftpflanze Soja“ bis hin zu wahren Lobeshymnen auf die doch so einmalig gesunde Bohne. Aber es verhält sich wahrscheinlich wie mit allem. Die Regel sollte sein in Maßen und nicht in Massen genießen!
Zurück zu unserer ökonomischen Wunderpflanze Soja. Regenwälder weichen ihr und damit kommt auch die kritische Öffentlichkeit und verteufelt Tofu & Co. als ökologisch bedenklich. Dabei kann der Tofu eigentlich nichts dafür. Bedenkt man, dass es 10 pflanzliche Kalorien braucht um eine eine tierische herzustellen, so ist es eigentlich das Schweinesteak, dass Bäume fällt und nicht die Sojasauce. Es landen ja ohnehin nur 2% der gesamten Menge direkt in unserem Mund.
Nichtsdestotrotz die Siegeswelle des Sojas wird weitergehen. Denn geht es nach den Sojaherstellern und -verarbeitern, so passen durchaus noch ein paar weitere Prozent in unseren Bauch. Schonmal Sojajoghurt mit Erdbeere probiert? Gar nicht mal so schlecht…