Nachdem die CDU in Schleswig-Holstein sich dafür einsetzte, dass in öffentlichen Kantinen weiterhin verpflichtend Schweinefleisch angeboten wird, versuchen sie jetzt einen erneuten Vorstoß gegen das Vegetariertum. Fleischbezeichnungen, wie Schnitzel, Wurst oder Frikadelle sollen für vegetarische Produkte verboten werden.
Da stellt sich für mich die Frage wie traditionell sind die Fleischbezeichnungen eigentlich mit dem Fleisch verbunden? Das erste Beispiel was mir sofort einfällt ist die Erbsenwurst. Sie wurde bereits vor mehr als hundert Jahren von Männern auf Wanderschaft gegessen. Sie bestand aus eingekochten Erbsen, welche in in Form einer Wurst gepresst wurde. So konnte sie gut transportiert werden, war haltbar und zudem vielseitig einsetzbar. Einerseits eignete sie sich als Brotaufstrich, konnte aber auch wieder mit Wasser zu einer Erbsensuppe verdünnt werden.
Solche Beispiele zeigen mir, dass Wurst nicht gleich Wurst ist und das auch niemals war. Nur weil in den letzten Jahrzehnten andere Verwendungsformen der Begrifflichkeiten verhältnismäßig deutlich zurückgedrängt wurden, heißt dies noch lange nicht, dass das schon immer so war.
Wenn wir wirklich so entscheiden würden und der Masse folgen, dann müsste dies aber auch für fleischlich Produkte zählen. Leberwurst dürfte nur noch dann Leberwurst heißen, wenn diese auch überwiegend aus Leber besteht. Bei der Kalbsleberwurst würde dies wahrscheinlich noch schwerer. Darf der Leberkäse dann noch Leberkäse heißen oder die Teewurst etwa Teewurst?
Die CDU beruft sich auf den Verbraucherschutz. Käufer würden durch die Bezeichnung getäuscht. Ich glaube ich könnte durch jeden beliebigen Supermarkt gehen und würde mindestens 100 Verbrauchertäuschungen finden, die so weit wie möglich versteckt werden, dass man sie wirklich nur mit einem geschulten Auge erkennt. Bei sämtlichen vegetarischen oder veganen Fleischersatzprodukten geh ich hingegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sich auf der Verpackung ein mindestens ausreichend großer Hinweis befindet, der einem deutlich zeigt, dass es sich um ein fleischfreies Produkt handelt.
Einfach weil es nicht anders geht, werden wir in Zukunft immer häufiger fleischfreie Ersatzprodukte essen. Das dies dem „niedersächsischen Landvolk“ einem Mitstreiter der CDU in dieser Sache nicht gefällt ist klar. Im Land der Schweinemast sind die eigenen Pfründe in Gefahr. Die Margen in der Fleischproduktion sind so niedrig wie nie zuvor und die pflanzliche Konkurrenz erfreut sich im Gegenzug einer immer größeren Beliebtheit.
Vielleicht sollte man den Parteifreunden der CDU einfach mal ein paar der inzwischen richtig guten fleischfreien Produkte zur Verkostung geben. Ich würde sogar behaupten, dass der eine oder andere in einer Blindverkostung den Unterschied gar nicht mehr schmecken wird. Die Zeiten, in denen fleischfreie Schnitzel lediglich ein Versuch waren und keine ausgereiften Produkte, sind vorbei.
Liebe CDU: Erst nachdenken, dann reklamieren. Erst probieren und dann protestieren!