Es ist ganz normal, dass wir nicht alle Lebensmittel, die wir anbauen auch nutzen können. Sie gehen auf dem Transport kaputt, verschimmeln oder sind von Tieren befallen. Jeder von uns schmeißt auch Schalen oder Kerne weg. Im Vergleich zu der gesamten Menge, die wir an Lebensmitteln wegwerfen, ist das jedoch fast zu vernachlässigen.
Wie viele Lebensmittel werfen wir weg?
Bevor wir dazu kommen wie viele Lebensmittel wir wegwerfen, möchte ich noch zu etwas Allgemeinem kommen. Denn auf der Erde hungern von 7 Milliarden Menschen etwa 1 Milliarde. Dabei wäre es möglich mit allen produzierten Lebensmitteln, je nach Schätzung, zwischen 9 und 12 Milliarden Menschen zu versorgen. Der Grund warum wir das nicht können ist, dass wir zu viele Lebensmittel wegwerfen. Es handelt sich hier eben nicht um ein Mengenproblem, sondern um ein Verteilungsproblem.
Nur in Deutschland landen laut einer Studie des WWF jährlich 18,4 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Geht man davon aus, das jeder Mensch etwa 1 Tonne Lebensmittel braucht, so könnten wir alleine mit den Lebensmitteln die wir wegwerfen ein Viertel aller Einwohner Deutschlands ernähren!
Warum wir Lebensmittel wegwerfen
Viele Lebensmittel sind für die Tonne und landen auf dem Müll. Wenn sie nicht auf dem Müll landen, dann schaffen sie es vielleicht gar nicht weg vom Acker. Alles unterliegt Handelsnormen, welche über Form und Farbe unseres Essens entscheiden. Sind Karotten zusammengewachsen oder Gurken nicht schnurgerade, so haben sie von vornherein keine Chance überhaupt in den Supermarkt zu kommen. In der Konsequenz vergammelt das nicht geerntete aus optischen Gründen dann auf dem Feld und steht nicht mehr zur Versorgung der Bevöklerung zur Verfügung.
Dabei wäre es wichtig weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Europa hat etwas mehr als 100 Millionen Hektar Ackerfläche, wovon sich 12 Millionen Hektar der Anbaufläche in Deutschland befinden. Das reicht aber zur Versorgung unserer eigenen Bevölkerung nicht aus. Durch Importe, klauen wir Anbaugebieten in Asien und Südamerika weitere 50 Millionen Hektar. Zieht man davon unsere Exporte von 15 Millionen Hektar ab, so bleiben immer noch etwa 35 Millionen Hektar an Landraub übrig. Dies sind Flächen, die in anderen Teilen der Welt gebraucht werden oder sogar wichtigen Ökosystemen wie etwa Regenwäldern verloren gehen. Würden wir weniger Lebensmittel wegwerfen und zudem alles was wir anpflanzen auch nutzen, so würden unsere eigenen Flächen zur Versorgung ausreichen.
Lebensmittel wegwerfen: Wir sind schuld!
Daran Schuld, dass wir Lebensmittel wegwerfen, ist allerdings nur bedingt der Supermarkt. Wir als Kunde haben den Anspruch immer sämtliche Gemüse- und Obstsorten kaufen zu können. Dabei ist es egal, ob gerade Saison ist oder nicht. Somit ist die Lebensmittelindustrie darauf angewiesen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, stetig mehr zu produzieren, als wir essen können, der Rest der Lebensmittel wird weggeschmissen. Außerdem gehen durch lange Transportwege bereits viele Lebensmittel kaputt und damit verloren.
Der Kunde entscheidet heute im Supermarkt selbst, welche Tomaten oder Kartoffeln er kauft. Die Zeiten, in denen wir unsere Bestellung von Angestellten in Tüten verpackt bekommen ist längst vorbei. Natürlich greifen wir aber nur zu den schönsten und damit vermeintlich frischesten Produkten. Alles was einen kleine Fleck hat, etwas kleiner oder nicht richtig geformt ist bleibt liegen. Da aber immer wieder neue, frische Ware im Supermarkt eintrifft, schmeißen wir, durch unser Verhalten des Nichtkaufens, nicht perfekte Lebensmittel indirekt auf den Müll.
Sobald wir zu Hause sind machen wir weiter. Portionen werden größer gekocht als gegessen, der Rest kommt auf den Müll. Lebensmittel verlagern sich schrittweise im Kühlschrank nach hinten und werden vergessen, Vorratskammern quellen über, so das sogar lagerbare Lebensmittel weggeschmissen werden müssen.
Was kann ich tun um weniger Lebensmittel wegzuwerfen?
Wer es nicht schafft bedarfsgerecht einzukaufen, der muss Lebensmittel nicht wegwerfen. Es gibt in fast allen Städten inzwischen Foodsharing-Gruppen. Wie genau das funktioniert und ob es auch bei dir in der Region eine Gruppe gibt kannst du ganz einfach auf deren Homepage www.foodsharing.de nachschauen. Meist sind diese Gruppen über Facebook organisiert. Dort ist es in der Regel ganz einfach seine Lebensmittel anzupreisen: Bild machen, kurzen Text dazu schreiben und auf Antwort warten.
Immer mehr Gemeinden haben aber auch bereits feste und öffentlich zugängliche Orte eingerichtet, an denen man Lebensmittel abgeben kann. Dort gibt es meist auch einen Kühlschrank für schneller verderbliche Lebensmittel. Wegwerfen muss man eigentlich nichts mehr!
Ansonsten bleibt einfach nur selbst kochen, gerne auch mal Reste verkochen. Das birgt natürlich die Gefahr, dass es eben heute einfach nicht genau das gibt auf was ich am meisten Lust habe. Dafür, dass 1 Milliarde Menschen weniger hungern müssen, sollte dieses Risiko überschaubar bleiben.
Gemüse jeglicher Art lässt sich effizient in Suppen und Eintöpfen verwerten. Obst landet schnell im Mixer für den Smoothie und Salat… naja, im Salat!
Unterm Strich sind wir alle Schuld und wir alle sollten unseren Teil dazu beitragen. Vielleicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr: Weniger Lebensmittel wegwerfen!