70 der insgesamt 74 Wildpilzproben waren dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zufolge verstrahlt. Nicht alle Pilzarten sind gleich stark belastet: Während einige Pilzarten wie der Maronenröhrling hoch belastet sind, sind es andere wie der Mönchskopf kaum.
Vor allem in Bayern sind viele Wildpilze radioaktiv verstrahlt
95 Prozent der in den letzten sechs Jahren genommenen Wildpilzproben waren radioaktiv belastet. In 70 der insgesamt 74 Wildpilzproben sei eine erhöhte Belastung mit Cäsium-137 und Cäsium-134 gemessen worden, teilte Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mit. Die Proben sind vor allem in Süddeutschland genommen worden, da dort die Strahlenbelastung höher ist.
Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl im Jahr 1986 brachten Wolken radioaktive Stoffe nach Deutschland. Damals konnten unter anderem Frischmilch und Blattgemüse aufgrund der Verstrahlung nicht mehr gegessen werden. Heute ist von den vor 35 Jahren freigesetzten radioaktiven Stoffen dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zufolge nur noch Cäsium von Bedeutung. Es hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren und ist somit zu etwas mehr als der Hälfte zerfallen.
Welche Pilzarten besonders stark kontaminiert sind
Heute gelten fast alle Lebensmittel wieder als unbedenklich. Nur bei Fleisch und Pilzen aus dem Wald wird noch zu Vorsicht geraten. Die Messwerte für Wildpilze variieren je nach Untersuchungsgebiet (einige Teile Bayerns sind besonders stark belastet) und Pilzart sehr stark:
- Besonders hoch belastet waren mit über 1000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse folgende Pilzarten: Semmelstoppelpilzen, Rotbraunen Semmelstoppelpilzen, verschiedenen Schnecklingsarten, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Gemeinen Rotfußröhrlingen, Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Ockertäublingen, Reifpilzen, Seidigen Ritterlingen, Violetten Lacktrichterlingen, Wohlriechenden Schnecklingen und Ziegenlippen.
- Besonders niedrig belastet waren mit unter 5 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse: Der Blutende Waldchampignon, Mönchskopf, Riesenporling, Safran-Riesenschirmling, Schopftintling und Zuchtpilze wie Champignons.
Quelle: https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2021091428823/5/2021-08-20_Pilzbericht_2021.pdf
Wie bedenklich ist es, Pilze aus dem Wald zu essen?
Wer 200 Gramm Pilze isst, die mit 3.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm belastet sind, hat laut BfS eine Belastung von 0,008 Millisievert zur Folge – das entspricht der Strahlenbelastung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria.
Wer ein ganzes Jahr lang jede Woche einmal 200 Gramm Maronenröhrlinge isst, die mit 2.100 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse belastet sind (aktueller Höchstwert bei Maronenröhrlingen), nimmt dem BfS zufolge eine Dosis von etwa 0,27 Millisievert (mSv) pro Jahr auf. Das ist etwas mehr als ein Zehntel der durchschnittlichen Strahlenexposition aus natürlichen Quellen in Deutschland während eines Jahres (2,1 mSv).
Zur Risikoeinschätzung schreibt das BfS: „Wer seine persönliche Strahlenexposition möglichst gering halten möchte, sollte auf den regelmäßigen Verzehr selbst gesammelter, erfahrungsgemäß eher höher kontaminierter Wildpilzarten verzichten. Welche zusätzliche Strahlenexposition durch den Verzehr selbst gesammelter Pilze als akzeptabel betrachtet wird, ist letztlich eine persönliche Entscheidung.“