Greenpeace hat Bratwürste und Schnitzel gekauft und im Labor untersucht: Fast jede vierte Schweinefleischprobe aus dem Supermarkt war mit resistenten Keimen verseucht.
Antibiotikaresistente Keime in fast jedem vierten Stück Schweinefleisch
„Gefährliches Grillgut“ ist der Titel eines neuen Tests von Greenpeace. Dafür haben die Rechercheure der Umweltschutzorganisation bei Edeka, Netto, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland sowie bei den Werksverkäufen von Tönnies, Goldschmaus und Heidemark Bratwürste, Schnitzel und Koteletts eingekauft und anschließend im Labor untersucht. Der Befund ist ekelerregend: In zehn der 44 Schweinefleischproben fanden sich Bakterien, die gegen Mittel, mit denen Infektionskrankheiten beim Menschen behandelt werden, resistent waren. Es ließen sich also in fast jedem vierten Stück Schweinefleisch antibiotikaresistente Keime nachweisen, noch dazu fand Greenpeace in vier Proben sogar Bakterien, die gegen das wichtige Reserve-Antibiotikum Colistin resistent sind.
Zwar sei die akute Gefahr für diejenigen, die das kontaminierte Fleisch essen, laut Greenpeace gering. Doch durch die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen werde es immer schwerer, Infektionskrankheiten zu behandeln. „Die Fleischindustrie befeuert die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen“, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Die Tiere müssen besser gehalten werden und ihre Zahl muss sinken. Nur dann lässt sich der Antibiotika-Einsatz in den Ställen weiter verringern.”
Alle Fleischproben stammen aus den schlechtesten Tierhaltungsstufen
Greenpeace zufolge stammen alle Fleischproben aus den schlechteren Tierhaltungsstufen eins und zwei. Genau diese soll es bei Aldi in Zukunft nicht mehr geben, der Discounter hat angekündigt, bis 2030 nur noch Frischfleisch aus den höchsten Haltungsstufen drei und vier zu verkaufen. Für Zimmermann ist das ein „Meilenstein“, er fordert die Regierung auf, einen Rahmen zu setzen, damit eine bessere Haltung mit weniger Tieren zum Standard werde.
Keimbelastetes Fleisch ist leider keine Neuigkeit
Bereits 2019 ging aus dem Jahresbericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor, dass fast jedes zweite Stück Hähnchenfleisch mit dem Durchfallerreger Campylobacter belastet ist. Letztes Jahr hat die Umweltorganisation Germanwatch europaweit Hähnchenfleisch der drei größten EU-Geflügelfleischkonzerne untersucht. Insgesamt war jede zweite Probe mit Keimen belastet – am höchsten war die Quote bei Deutschlands größtem Geflügelkonzern: Bei der PHW-Gruppe, zu der unter anderem Wiesenhof gehört, wurden in knapp 60 Prozent der Hähnchenfleischs antibiotikaresistente Keime nachgewiesen.