Quallen-Chips, Seegurken-Suppe und „Grüner Kaviar“ könnten bald auf unseren Speiseplan landen. Das Meer ist eine Nahrungsquelle der Zukunft, doch seine Vielfalt wurde bisher noch kaum erschlossen.
Mehr Nahrung aus dem Meer
70 Prozent der Erde sind Wasser, aber nur ein Prozent unserer Nahrung stammt aus dem Meer. Obwohl das Meer zum Großteil bereits jetzt überfischt ist, denken die meisten bei Nahrung aus dem Meer zuerst an Fisch – wer länger überlegt, dem fallen vielleicht noch Muscheln, Krebse und Algen ein. Im Jahr 2050 werden schätzungsweise zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben und um alle zu ernähren, sind wir auf neue Nahrungsquellen angewiesen.
Inwieweit birgt das Meer mit seinem vielfältigen Lebewesen Nahrungsressourcen? Und wie können diese nachhaltig genutzt werden? Das sind zentrale Fragen, denen Forschende am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) nachgehen. Als „Food for Future“ haben sie dabei unter anderem die drei folgenden Meeresbewohner im Blick.
Quallen: Vom Urlaubsschreck zum Zwischensnack?
Während der Klimawandel für die meisten Tiere zu einer Bedrohung wird, könnten Quallen eine der wenigen Tierarten sein, die vom Klimawandel profitieren könnten: Je wärmer und artenärmer das Meer, desto besser können sich Qualen vermehren. Als eine der ältesten Lebewesen der Erde könnte die Nesseltiere zu einer neuen Nahrungsquelle werden. „Zwar bestehen Quallen zu rund 97% aus Wasser, ihre Trockenmasse hat aber ein interessantes Nährwertprofil, das dem anderer Meeresfrüchte gleicht. Quallen sind fettarm und bestehen hauptsächlich aus Eiweiß, das teilweise einen hohen Anteil an essentiellen Aminosäuren aufweist. Sie enthalten außerdem viele Mineralstoffe und mehrfach ungesättigte Fettsäuren“, so der Meeresbiologe Holger Kühnhold vom ZMT. In Asien gibt es Suppen und Salate mit Quallen, für Europäer*innen könnten sie Kühnhold zufolge als kalorienarmes Superfood in Form von Chips oder Proteinpulver attraktiv werden.
Seegurke: In Asien schon jetzt eine Delikatesse
Mit Seegurken beschäftigen sich die Forschenden noch aus einem anderen Grund: Man kann sie in Aquakulturen züchten und sie könnten sogar dabei helfen, ökologische Probleme wie Verschmutzung der Umwelt durch nährstoffreiche Abwässer in diesen zu beheben. Denn als „Staubsauger der Meere“ könnten Seegurken das Gleichgewicht in Aquakulturen stabilisieren. In Asien gelten sie als Delikatesse und kosten fast so viel wie Trüffel oder Kaviar. Seegurken sind reich an Proteinen, Spurenelementen und Stoffen, denen heilende Wirkung zugesprochen wird.
Algen: „Grüner Kaviar“
Im Gegensatz zu Quallen und Seegurken hat die Alge als Nahrungsmittel hierzulande einen entscheidenden Vorteil: Sie ist bekannt und fast jeder hat sie schon mal gegessen (Stichwort: Sushi). Am ZMT steht eine besondere Algenart im Fokus, die umgangssprachlich „Meerestraube“ oder „Grüner Kaviar“ genannt wird. Den ersten Namen hat die Alge bekommen, weil sie aussieht wie kleine Kugeln, die an einer Rispe hängen – den zweiten, weil diese Kugeln leicht salzig schmecken und im Mund wie Kaviar zerplatzen. In den Kugeln stecken viele Proteine, Mineralstoffe, Antioxidantien sowie mehrfach ungesättigter Fettsäuren. In Südostasien ist „Grüner Kaviar“ sehr beliebt und auch in Deutschland kann man ihn vereinzelt in entwässerter Form kaufen.