Joghurt, Müsli, Säfte oder Süßkram. Seit mittlerweile einiger Zeit haben verschiedenste Hersteller vorrangig Kinder als ihre Zielgruppe definiert und werben mit dementsprechenden Mitteln für ihre jeweiligen Produkte. Bunte Tiere, funky Schriftarten und kleine Geschenke locken die Knirpse und machen es den Eltern zur Aufgabe, jederzeit griffige Argumente gegen einen Kauf zu finden. Grund dafür: Häufig sind besagte Artikel nicht unbedingt die gesündesten. Die Problematik ist nun aber auch im Bundestag angekommen, wo aktuell über entsprechende Regulierungen diskutiert wird.
SPD fordert ein Werbeverbot
Um die ausgewogene Ernährung von jungen Menschen zu unterstützen, fordert die SPD-Fraktion im Bundestag eine Reaktion, die zucker-, fett- und salzhaltige Lebensmittel für Kinder, zumindest in ihrem Werbeauftritt, einschränkt. „Freiwillige Vereinbarungen reichen nicht. Wir brauchen verbindliche Maßnahmen für ein gesünderes Ernährungsumfeld und bessere Produkte“, plädiert die SPD-Ernährungsexpertin Ursula Schulte. In einem dazu passenden Positionspapier werden die Forderungen, nach einem Verbot von an Kindern gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel, deutlich. Auch müssen demnach Fett, Zucker und Salz in besagten Kinderprodukten langfristig reduziert werden.
Die Argumentation der SPD ist einfach: Im Supermarkt sowie in außerordentlichen Werbeauftritten werden Kinder falschen Essensanreizen ausgesetzt, wodurch wiederum die Problematik der „Quengelkassen“ in Supermärkten gefördert wird. Süßigkeiten werden absichtlich auf Augenhöhe der jungen Zielgruppe platziert, sodass diese ihre Eltern so lange nerven, bis sie unter dem Druck der Öffentlichkeit meist nachgeben. Stattdessen, so Schulte, könnte man durch bessere Produktplatzierungen gesündere Anreize schaffen. Beispielsweise mit frischen, vegetarischen Speisen, Obst und Gemüse anstatt Süßigkeiten und Fertiggerichten.
Nutri-Score könnte helfen
Mit der Einführung der Lebensmittel-Ampel, dem sogenannten Nutri-Score, hat man einen ersten Schritt erreicht, um den Konsumenten beim Kauf deutlich zu machen, welche Lebensmittel gesund sind und welche eher nicht. Die Bewertungsskala von A (gut) bis E (schlecht) ist aktuell jedoch freiwillig, weshalb die Hersteller ungesunder Produkte zumeist auf Negativwerbung verzichten und die Bewertung nicht auf ihre Verpackungen drucken.
Der Bundesrat hatte dieser Verordnung von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU), die den Rechtsrahmen für eine freiwillige Verwendung schafft, zugestimmt. Eine Ende 2018 vom Bundeskabinett beschlossene „Reduktionsstrategie“ sieht aber vor, dass sich die Produzenten zu Änderungen bei den Zutaten bis 2025 verpflichten. Ärzte und Verbraucherschützer kritisieren jedoch das Vorgehen auf freiwilliger Basis, wodurch der gegenwärtige Effekt ein Stück weit verloren geht, wenn vorwiegend gesunde Lebensmittel gekennzeichnet werden. Eine verpflichtende Alternative ist noch nicht im Gespräch. Die Länder appellieren jedoch an die Hersteller den Nutri-Score zu nutzen, um auch die eigenen Artikel auf Dauer verbessern zu können und Transparenz herzustellen.