Ob in süßem Gebäck, herzhaftem Brot oder auch leckeren Nudeln – Getreide ist in nahezu all unseren Lebensmitteln enthalten und in Deutschland als eines der bedeutendsten Grundnahrungsmittel bekannt. So sind Dinkel, Weizen, Hafer oder auch Roggen aus dem Speiseplan der meisten Menschen kaum noch wegzudenken. Dabei üben die im Getreide enthaltenen Gluten allerdings vielfach auch negative Effekte auf unseren Körper – ganz besonders auf Darm, Blutzuckerspiegel und Immunsystem – aus. Dies wird nicht zuletzt auch durch die stetig voranschreitende, systematische Überzüchtung der Getreidesorten verstärkt.
So gibt es verschiedene Gründe – von gesundheitsbewusster Lebensweise bis hin zur Allergie – die immer mehr Menschen dazu bewegen, Abstand von der getreidehaltigen Ernährung zu nehmen. Schmackhafte Alternativen sind beliebter denn je. So befindet sich in diesem Zuge auch das sogenannte Pseudogetreide auf dem Vormarsch. Optisch sowie in den Einsatzweisen hat es große Ähnlichkeit mit Weizen, Roggen und Co. und dennoch sind vielfach Unterschiede auszumachen.
Pseudogetreide – was ist das?
Im Gegensatz zu Getreidesorten wie Weizen oder auch Roggen gehört das Pseudogetreide botanisch gesehen nicht zur Gattung der Süßgräser. Allerdings ähneln die Körner in ihrem Aussehen und ihrer Verwendung unseren herkömmlich bekannten Getreidesorten. Aus diesem Grund hat sich der Name Pseudogetreide eingebürgert.
Während diese Körner und Samen in unseren Breiten momentan noch stark auf dem Vormarsch sind, haben sie sich in vielen Teilen der Welt schon vor Jahrhunderten als fester Bestandteil der Ernährung eingebürgert. Insbesondere Südamerika gilt als Ursprungsort vieler Pseudogetreidesorten und brachte die unterschiedlichsten Körnchen schon zur Zeit der Mayas, Inkas und Azteken auf den Tisch.
In unserer westlichen Ernährung hingegen, ernten aktuell Quinoa, Buchweizen, Amaranth und Chia die größte Beachtung. Seltener aber dennoch in zunehmender Häufigkeit wird außerdem auch zu Canihua gegriffen.
Quinoa – Gesundes Korn der Inka
Bereits seit mehreren Jahren hat sich Quinoa als Superfood in Deutschland eingebürgert. Dabei überzeugen die auch als Perureis bekannten Körner vor allem durch viele hochwertige Inhaltsstoffe. So liefern sie neben Proteinen und Mineralstoffen auch wertvolle Aminosäuren, die der Körper nicht selbst produzieren kann.
In der Zubereitung zeigt das Pseudogetreide sich außerdem flexibel. Egal ob als Quinoa-Frühstückssnack, in einer gesunden Bowl, im herzhaften Auflauf oder als knackige Beilage – die Körner sind vielseitig und lecker einsetzbar.
Buchweizen – Alternative zum Namensvetter „Weizen“
Botanisch gesehen eher mit Rhabarber als mit Getreide verwandt, erinnert Buchweizen in Aussehen und Aroma dennoch stark an uns geläufige Getreidekörnchen. Voller Ballaststoffe, Zink, Kupfer, Magnesium und auch Eiweiß stärkt Buchweizen insbesondere die Zellen und das Immunsystem.
Besonders gut kommt der nussig-herbe Geschmack dabei in Bratlingen, Suppen oder in Aufläufen zur Geltung. Als Alternative zum herkömmlichen Buchweizenmehl kann Buchweizen außerdem auch als Zutat für Pfannkuchen, Brot oder Kuchen eingesetzt werden. Hier muss allerdings beachtet werden, dass Mehl aus Pseudogetreide grundsätzlich keine Klebeigenschaften aufweist. Somit sollte es stets mit etwas kleberreicherem Getreidemehl vermengt werden.
Amaranth – Verehrte Kulturpflanze aus Südamerika
Als weiterer Hauptvertreter der Pseudogetreidesorten gilt Amaranth. Bereits in früher Vorzeit galt die alte Kulturpflanze in Südamerika als lebensverlängernd und heilig. So überzeugt das Korn im Vergleich zu herkömmlichem Getreide mit bis zu dreimal so viel Kalzium. Darüber hinaus sind acht essenziellen Aminosäuren und eine Vielzahl an Proteinen in Amaranth enthalten.
In gepuffter Form eignen sich die Körnchen perfekt, um Süßspeisen, Müslis oder Joghurts zu verfeinern. Darüber hinaus stellen sie eine gute Alternative zum herkömmlichen Popcorn dar. Doch auch als Suppeneinlage oder milde Beilage bringt Amaranth Abwechslung in die Küche.
Chia-Samen – Superfood und veganes Wundermittel
Bereits im alten Mexiko waren die kleinen Samen als Heilpflanze und Grundnahrungsmittel bekannt. Mittlerweile gelten sie auch in Europa als ultimatives Superfood. Nicht zuletzt konnte dieser Status auf Grund der bemerkenswerten Inhaltsstoffe erreicht werden. Egal ob man den Kalzium-, Eisen- oder auch Omega-3-Fettsäuren-Anteil betrachtet: die Chia-Samen haben es in sich und verhelfen zur ausgewogenen Ernährung.
Dabei sind auch diese Körnchen vielseitig einsetzbar. Sowohl gemahlen als Mehl (z. B. für Chia-Pancakes oder Chia-Brot), geröstet über das Müsli gestreut oder auch in Smoothies, Puddings und Salaten – Rezepte mit Chia gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle.
Canihua – Schokoladiges Wunderkorn aus den Anden
Das Pseudogetreide aus den Anden begeistert vor allem durch seinen süßlich-nussigen Geschmack und wird häufig als „kleine Schwester“ des Superfoods Quinoa betitelt. Dabei ist Canihua reich an Folsäure, Magnesium, Zink und Eisen und enthält darüber hinaus alle essentiellen Aminosäuren und eine Vielzahl leicht verdaulicher pflanzlicher Eiweiße.
Und auch bei diesem Pseudogetreide sind die Zubereitungsformen vielfältig. Da der Geschmack der Körnchen stark an Schokolade erinnert, eignen sie sich perfekt für Schleckermäuler. So helfen sie bei der Verfeinerung von Backwaren oder dienen als Zutat zur Zubereitung heißer Süßgetränke. Darüber hinaus poppen die Körner bei Hitze auf und verwandeln sich somit in eine tolle Popcorn-Alternative.
Pseudogetreide und seine Vorteile
Ernährungstechnisch gilt Pseudogetreide als gesunde Alternative zum herkömmlichen Getreide. Vor allem für Menschen mit Glutenunverträglichkeit sind die Körnchen hervorragend geeignet. So zeichnet sie ein niedriger glykämischer Index aus, was bedeutet, dass sich ihr Kohlenhydratanteil nur in geringem Maße auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Darüber hinaus weisen alle Pseudogetreidesorten einen enormen Anteil essenzieller Aminosäuren, Mineralstoffe und Proteine auf und enthalten zudem vielfach ungesättigte Fettsäuren.
Good to know
Pseudogetreide stellt eine hervorragende Alternative zu unserem normalen Getreide dar. Allerdings sind in den meisten Körnchen reichlich Saponine – also Bitterstoffe – enthalten. Wichtig ist es deshalb, das Pseudogetreide vor der Weiterverarbeitung immer gründlich zu waschen. Da allerdings auch dann noch bittere Reste zurückbleiben und Unverträglichkeiten hervorrufen könnten, sollten die Körnchen nicht von Kleinkindern unter zwei Jahren verzehrt werden.