Jeder kennt schwarzen oder auch grünen Tee. Doch weißen Tee? Obwohl dieser zu den wertvollsten und edelsten Teesorten weltweit zählt, genießt der weiße Tee häufig noch eher geringe Bekanntheit. Also was steckt hinter diesem besonderen Luxus-Tee? Wir erklären es dir.
Was ist weißer Tee und woher kommt er?
Seinen Ursprung findet der weiße Tee in der Stadt Fuding in Fujian, China. Dabei verdankt er seinen Namen (Chinesisch: Bai Cha) dem schimmernden, weißen Flaum, der die Knospen umgibt. Wie zahlreiche andere chinesische Teesorten – so beispielsweise auch der Grün- und Schwarztee – stammt der weiße Tee aus der Pflanzenfamilie der Camellia Sinensis ab. Der gravierende Unterschied liegt hier allerdings in der weiteren Verarbeitung der Teeblätter. Während die Blätter beim grünen Tee stark erhitzt werden, um die Farbe zu erhalten, findet beim schwarzen Tee ein Fermentierungsverfahren Anwendung.
Beim weißen Tee hingegen spielt der traditionelle und weitaus aufwändigere Herstellungsprozess die entscheidende Rolle. So ist die händische Ernte der frisch ausgetriebenen Blattknospen nur an äußerst wenigen Tagen im Frühling möglich. Anschließend werden die Knospen mühsam sortiert, teilweise geschält und schließlich auf Bambusmatten für das mehrtägige Welken und Trocknen ausgebreitet. Somit werden die Blätter – im Vergleich zu den anderen Teesorten – weder geschnitten noch gewalzt, wodurch die Oxidation sehr gering gehalten werden kann.
Wie schmeckt der weiße Tee und welche Sorten gibt es?
Der Aufguss des weißen Tees besitzt eine sehr helle Farbe. Darüber hinaus zeichnet ihn vor allem ein frisches und volles Aroma sowie ein milder, leicht süßlicher Geschmack aus. Zu unterscheiden sind grundsätzlich vor allem zwei verschiedene hochklassige Weißtee-Sorten.
- So gilt der Bai Hao Yin Zhen (Englisch: Silver Needle) als die erlesenste Variante. Ausschließlich bestehend aus den noch nicht geöffneten Teeknospen stellt dieser die absolute Perfektion des weißen Tees dar und gilt als besonderes Luxus-Getränk. Nicht umsonst war diese Weißtee-Sorte einst dem Kaiser vorbehalten.
- Als zweitbeste Sorte unter den weißen Tees ist der Pai Mu Tan (Englisch: White Peony) zu nennen. Für dessen Herstellung werden neben den geschlossenen Teeknospen zusätzlich auch junge Teeblätter verwendet. Diese Blätter verleihen dem Pai Mu Tan im Vergleich zum Bai Hao Yin Zhen ein etwas intensiveres und stärkeres Aroma.
Welche Wirkung hat weißer Tee auf den Körper?
Weißer Tee gilt heutzutage bereits als eines der ältesten Heilmittel traditionell chinesischer Medizin. Neben einer Vielzahl an Mineralien enthält dieser Tee eine hohe Menge an Vitamin C und Polyphenolen. Letztere wirken entgiftend, kurbeln den Stoffwechsel an und unterstützen so besonders effektiv bei der Gewichtsreduktion. Darüber hinaus wird dem weißen Tee eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen. Da seine schonende Herstellweise die Mehrheit ursprünglicher Inhaltsstoffe erhält, weist der Tee insbesondere auch einen hohen Gehalt wertvoller Catechine auf. Diese helfen nicht nur gegen Bluthochdruck und einen hohen Blutzuckerspiegel, sondern nehmen zudem eine vorbeugende Wirkung bezüglich Herzinfarkten, Schlaganfällen und Krebserkrankungen ein.
Darüber hinaus liefert der weiße Tee einen tollen Nebeneffekt. So ist vor allem auch sein hoher Gehalt an Koffein hervorzuheben. Bei erlesener Qualität liegt dieser, bezogen auf die Trockenmasse, in etwa bei 5 %. Im Vergleich dazu: Kaffee enthält lediglich rund 1-3 %. Allerdings wirkt das Koffein in weißem Tee deutlich sanfter und zudem langfristiger als in Kaffee, da es an anderer Stelle ansetzt. So beeinflusst Kaffee insbesondere das Herz-Kreislaufsystem während der weiße Tee vorrangig das zentrale Nervensystem anspricht und dadurch als belebend wahrgenommen wird.
Wo und für wie viel Geld bekomme ich qualitativ hochwertigen weißen Tee?
Besonders wenn du Bai Hao Yin Zhen oder Pai Mu Tan – also die hochwertigsten Sorten chinesischer Teekultur – probieren möchtest, empfiehlt es sich ein Teefachgeschäft aufzusuchen. In nahezu allen Teehäusern – egal ob vor Ort oder auch online – wirst du hier fündig werden.
Allerdings solltest du wissen: der exklusive weiße Tee hat seinen Preis. Die Nachfrage steigt stetig, die Anbauflächen sind begrenzt und die Ernte gestaltet sich sehr aufwändig – somit haben sich die Kosten für weißen Tee aus seiner Ursprungsregion mittlerweile nahezu verdoppelt. Für 100 g Bai Hao Yin Zhen solltest du deshalb rund 30 € einplanen, während die gleiche Menge Pai Mu Tan circa 15 € kostet.
Wie bereite ich weißen Tee richtig zu?
Besonders relevant für Geschmack und Wirkung des weißen Tees ist zu guter Letzt auch seine richtige Zubereitung. Diese sollte insbesondere bei sehr hochwertigen Sorten nach dem sogenannten GongFu Cha – einem traditionell chinesischen Tee-Zubereitungs-Ritual – erfolgen. Im Fokus steht dabei vor allem die besondere Sorgfalt bei der Zubereitung. Das GongFu Cha-Zeremonie erscheint einem für europäische Verhältnisse zwar vielleicht zunächst etwas mühsam und langsam, lohnt sich aber definitiv, um das Maximum aus den Teeblättern herauszuholen.
Im Gegensatz zur herkömmlich westlichen Teekultur wird die Tee-Zubereitung im Rahmen des chinesischen Rituals regelrecht zelebriert und zeichnet sich durch mehrere kurze Ziehzeiten sowie stetiges Aufgießen aus. Doch keine Sorge, man kann sehr schnell und einfach ohne großes Vorwissen und Equipment mit dem Vorgehen starten. So werden neben etwas Ruhe und Zeit lediglich eine kleine Teekanne (oder alternativ ein chinesischer Gaiwan), ein (Porzellan-)Becher und idealerweise ein Wasserkocher mit Temperatur-Einstellung benötigt.
Eine ausführliche Schritt-für-Schritt Anleitung für die Tee-Zeremonie nach GongFu Cha findest du hier.
Ich kann dir also nur empfehlen: Lass dich ein auf etwas Entschleunigung und Entspannung. Probier es selber aus und bereite dir den besonderen weißen Tee einmal auf diese traditionelle Weise zu. Danach wirst du verstehen, was in der chinesischen Kultur bereits seit Jahrhunderten mit dem „meditativen Element des Tees“ gemeint ist. Denn nicht umsonst heißt es in Asien: „Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen.“