Aktuell ist laut er deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. jeder hundertste Mensch in Deutschland an Zöliakie erkrankt. Zöliakie ist eine chronische Erkrankung und zeigt sich durch eine Unverträglichkeit von Gluten. Dieses Klebeeiweiß befindet sich in allen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer (von Hafer gibt es auch glutenfreie Sorten). Auf Gluten reagiert bei Zöliakie-Erkrankten das Immunsystem im Darm, was zur Zerstörung der Dünndarm-Zotten führt. Einhergehend damit ist eine verminderte Nährstoffaufnahme mit entsprechenden Mangel-Erscheinungen sowie ein vielfältiges Symptombild was sich von Blähung, Durchfall, Unwohlsein, Erbrechen, schlechte Konzentrationsfähigkeit, Appetitlosigkeit bis hin zu Missmutigkeit oder sogar einer verminderten Knochendichte erstreckt.
Glutenfreie Kost ist die einzige Therapie
Zöliakie ist also eine systemische Krankheit, bei der das Immunsystem eine Schlüsselrolle spielt. Die aktuelle Therapie ist daher meist lediglich symptomlindernd: eine strikte Vermeidung von Gluten und Spuren von Gluten. Spuren von Gluten in Nahrungsmitteln sind gar nicht so selten, selbst als glutenfrei gekennzeichnete Lebensmittel weisen „nur“ einen Gehalt von 20 ppm Gluten auf. Das kann man sich so vorstellen: 21 glutenhaltige Brotkrümel sind mit 999 979 glutenfreien Brotkrümel vermischt. Das erscheint wie eine vernachlässigbare Verunreinigung, doch leider ist sie das für Zöliakie-Erkrankte nicht.
Während sich viele Zöliakie-Erkrankte noch selbst um ihre Ernährung kümmern können und somit eine Kontrolle darüber haben Gluten zu vermeiden, können dies pflegebedürftige Senioren, die an Zöliakie erkrankt sind, nicht mehr. Hier kümmert sich das Personal der Pflegeeinrichtungen um die Ernährung der Senioren. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung steht hierbei im Mittelpunkt. Doch kann die Küche eines Seniorenheims es leisten eine tatsächlich glutenfreie und nicht nur glutenarme Kost anzubieten?
An Zöliakie erkrankte Senioren haben kaum Möglichkeiten
Schon jetzt bieten nur wenige Senioreneinrichtungen in Deutschland eine glutenfreie Kost an und es kann selten gewährleistet werden, dass die zubereiteten Speisen nicht mit Gluten in Kontakt kommen, zum Beispiel durch Brot auf dem Tisch oder durch Mehl das in der Küche für andere Speisen verwendet wurde. Oft müssen dann Angehörige den Senioren Lebensmittel besorgen, was aber nur bei flexiblen Familienverbänden möglich ist und eigentlich auch nur eine Notlösung sein sollte. Eine Alternative bieten spezielle Catering-Unternehmen die Senioreneinrichtungen mit glutenfreier Kost beliefern. Dies ist aber ein zusätzlicher finanzieller und logistischer Aufwand, der erst bewältigt werden muss.
Es gibt also noch viel zu tun um Zöliakie-Erkrankte krankheitsgerecht im Alter zu versorgen, die sich nicht mehr selbstständig versorgen können. Diese Ernährungsform ist kein Life-Style-Choice für diese Menschen, sondern eine lebensnotwendige Therapie, um der Krankheit zu begegnen. Gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie, in der Angehörige sich nicht um eine adäquate Versorgung ihrer Verwandten kümmern können, muss Abhilfe geschaffen werden. Dafür setzt sich die deutsche Zöliakie-Gesellschaft ein: ein garantiert glutenfreies Nahrungsangebot in stationären Einrichtungen in Deutschland für Betroffene. Die Gesellschaft ist ein Selbsthilfeverein für Zöliakiebetroffene und sucht aktiv den Dialog und die Unterstützung aller Politiker und Parteien für dieses wichtige Thema. Mit diesem Artikel möchten wir unseren Beitrag leisten und für Aufklärung und Aufmerksamkeit zum Thema Zöliakie in Deutschland sorgen. Habt ihr Familienangehörige oder Bekannte, die an Zöliakie erkrankt sind und ihr findet die Arbeit der deutschen Zöliakie-Gesellschaft interessant? Dann findet ihr hier mehr Informationen dazu.