Die Liste der Lebensmittelzusatzstoffe, die sogenannten „E-Nummern“ ist lang. Jeder der sich schon einmal mit dem auseinandergesetzt hat was in dem steckt was man so täglich zu sich nimmt, stößt zwangsläufig auf diese gefühlte Geheimsprache der Lebensmittelhersteller. Sie sind undurchsichtig und schrecken ähnlich ab wie unaussprechliche chemische Bezeichnungen. Oft wird geraten zu Lebensmitteln zu greifen, die ohne E-Nummern auf der Zutatenliste auskommen. Und das ist in vielen Fällen ein berechtigter Rat, insbesondere wenn es sich um Konservierungsstoffe handelt.
Fluch und Segen zugleich
Ein gefährliches Beispiel ist hierbei der Konservierungsstoff E 235 alias Natamycin. Dieses Mittel wird vorwiegend in Käse- und Wurstwaren verwendet, um diese vor Schimmelpilzen zu schützen, und zwar nicht nur vor einem, sondern vor einem ganzen Spektrum an Schimmelpilzen. Deshalb hat dieses schon seit den 60er Jahren verwendete Mittel auch seinen Weg in die Medizin gefunden: als Medikament gegen Pilzinfektionen der Scheide, der Augen und der Haut. Entsprechend groß ist nun die Gefahr von Resistenzen gegen Natamycin. Schimmelpilzerreger finden sich nämlich nicht nur auf der Haut sondern auch im Körper verteilt, eine Aufnahme dieses Konservierungsstoffes führt somit ebenfalls zu Kontakt mit den Erregern, die dann, da sie nicht wie bei einer therapeutischen Medikamentengabe abgetötet werden, eine Resistenz entwickeln können.
Manche Zusatzstoffe bergen gesundheitliche Risiken
Grundsätzlich besteht für Natamycin eine Kennzeichnungspflicht, dennoch finden sich bei der Lebensmittelaufsicht immer wieder Verstöße dagegen. Selbst die zulässige Dosiermenge wird gelegentlich überschritten, das ist mehr als bedenklich. Grundsätzlich werden Konservierungsmittel regelmäßig durch die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) re-evaluiert. Gehen hier Meldungen von Problemen ein, wird die Zulassen des Konservierungsstoffs angepasst, indem zum Beispiel die zulässige Dosierung geändert wird. Aber auch hier gilt: es wird immer nur ein Stoff getestet. Wie sich die Aufnahme von unterschiedlichen Konservierungsmitteln in unterschiedlichen Mengen auf einen langen Zeitraum auswirken kann nicht erforscht werden. Bei einigen einzelnen Farb- und Konservierungsstoffen kennt man unerwünschte Nebenwirkungen, zum Beispiel die Pseudoallergien. Sie zeigen sich durch ähnliche Symptome wie echte Allergien durch Juckreiz oder Schwellungen des Rachenraums. Eine ärztliche Diagnose ist oft schwer und die Suche nach dem Auslöser für Betroffene mühselig.
Lieber ohne E-Nummern leben?
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere auch noch an die recht neu eingeführten Warnhinweisen bei Azofarbstoffen in Lebensmitteln. Diese Farbstoffe können einerseits die oben benannte Pseudoallergie auslösen und stehen andererseits im Verdacht bei Kindern zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen zu führen. Auch wenn hier die Studienlage noch nicht eindeutig ist, zeigt sie zumindest, dass wir vorsichtig sein sollten mit so manchen Lebensmittelzusätzen. Dennoch sei zum Trost gesagt, dass es auch einige natürliche Konservierungsmittel gibt die ebenfalls eine E-Nummer tragen wie zum Beispiel die Essigsäure (E260) oder die Milchsäure (E270). Nicht alle E-Nummern sind also zu verteufeln, aber es ist schwer sich im Zahlen-Dschungel zurecht zu finden.