Es herrscht immer noch das Vorurteil, dass Sprossen ziehen aufwendig ist. Regelmäßiges Wässern, Temperaturen müssen beachtet werden und jede Sorte hat andere Zeiten auf die zu achten sind. Das stimmt so nicht ganz, eigentlich funktioniert es immer gleich einfach. Wir möchten euch heute deshalb einen kleinen Leitfaden zum Sprossen ziehen an die Hand geben, mit dem nichts mehr schief gehen kann.
Keimglas, Sprossenturm und Sonstiges
Um Sprossen selber ziehen zu können braucht ihr zu allererst das richtige Zubehör:
- Sprossen zum Keimen
- Keimglas, Sprossenhaus oder Keimgerät
Allerdings braucht es hierfür keine Profi-Ausrüstung. Wer kein Keimgerät oder Sprossenhaus zu Hause hat, der kann sich seine Keimgläser auch ganz einfach selbst bauen. Dafür braucht es nicht mehr als ein Einmachglas mit einem Stück Fliegennetz, was mit einem Gummiband aneinandergehalten wird. Das Ganze stellt man am Ende schräg und verkehrt herum in eine Schüssel, so dass das Wasser ablaufen kann.
Praxis-Tipp: Ich habe Sprossen schon in einer ganz normalen Schüssel oder im feinen Nudelsieb gezogen. Das ist kein Hexenwerk und man muss es auch nicht zu genau nehmen. Im Normalfall funktioniert das auch ohne Probleme.
Samen Tipp: Nicht alle Samen keimen. Wenn ihr gut keimbare Samen kaufen wollt, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man kauft direkt Samen, welcher zum Sprossen ziehen deklariert sind oder man setzt auf Rohkost-Qualität. Letztere sind günstiger, sollten aber genauso funktionieren.
Sprossen ziehen – Vorbereitung
Sobald ihr euer Zubehör zusammen habt, dann können wir mit dem Sprossen ziehen beginnen. Vorab braucht es ein wenig Vorbereitung. Exemplarisch würde ich alle Schritte anhand des Sprossenziehens im Keimglas vorstellen. Bei Verwendung eines Sprossenturms oder Keimgerätes geht es ähnlich und zum Teil einfach nur einfacher.
- Als erstes beginnen wir damit unser Zubehör ordentlich zu säubern. Sprossen sind anfällig für Schimmel und deshalb sollte möglichst sauber gearbeitet werden. Das schließt auch Hände gut waschen mit ein.
- Jetzt waschen wir auch die Samen für die gewünschten Sprossen nochmals im ganz leicht warmen Wasser gut durch, auch sie enthalten oftmals noch Dreck und andere Verunreinigungen.
- Jetzt füllen wir das Keimglas zu etwa einem Drittel mit Samen und weichen diese darin entsprechend der empfohlenen Einweichzeit ein.
- Am Ende der Einweichzeit schütten wir das Wasser weg und die tägliche Routine beginnt.
Sprossen ziehen
Routine ist fast etwas übertrieben. Eigentlich muss man sich nur zweimal am Tag um seine Sprossen kümmern. Es ist echt nicht aufwendig. Wie ihr gleich sehen werdet, Sprossen ziehen geht nebenbei.
Wenn wir das Einweichen hinter uns haben, dann habt ihr ein festest Ritual, welches ihr am besten immer Morgens und Abends im Rhythmus von 12 Stunden vollzieht.
- Das Keimglas wird mit Wasser gefüllt und kurz einwirken gelassen und anschließend nochmals mit Wasser durchgespühlt.
- Keimglas auf dem Kopf zum Abtropfen stehen lassen bis zum nächsten Einweichen.
Dieses Ritual wiederholt sich jetzt zweimal täglich für 3 bis 5 Tage. Je nach Sprossensorte ist das ein wenig anders. Die tägliche Bewässerung der Sprossen sollte nicht vergessen werden. Die noch unfertigen Sprossen sind unter Umständen schnell vertrocknet. Man sollte sich auch nicht wundern, wenn die Sprossen beginnen zu schleimen. Das ist bei einigen Sprossenarten völlig normal, man sollte dann aber etwas gründlicher durchspülen, so dass das Keimglas nicht verunreinigt wird.
Sprossen ziehen – Die Nachbereitung
Wenn wir dann unsere erfolgreiche Ernte eingefahren haben, dann solltet ihr entscheiden, ob ihr gerne öfter eure Sprossen selber ziehen wollt, oder eher nicht. Falls dem so sein sollte, dann geht es jetzt ans Saubermachen. Wie gesagt, Sprossen sind empfindlich und brauchen ein sauberes Umfeld. Aus diesem Grund sollte das Einmachglas mit samt Gummiband und Fliegennetz gründlich gereinigt werden. Es reicht, wenn ihr alles einmal in eine heiße Spülmaschine gebt.
Einweichdauer und Wachstumsdauer der Sprossen
Sprossen haben ganz verschiedene Wachstumszeiten und auch das Einweichen sollte auf den jeweiligen Samentyp angestimmt werden. Deshalb gibt es für euch eine kleine Tabelle, in denen ihr die wichtigsten Zeiten zum Sprossen ziehen ablesen könnt.
Samen | Einweichen (Stunden) | Wachsen (Tage) | Keimart |
Adzukibohnen | 16 – 18 | 3 – 5 | Dunkelkeimer |
Bockshornklee | 6 – 12 | 2 – 5 | Lichtkeimer |
Buchweizen | 0,5 – 4 | 1 – 3 | Lichtkeimer |
Grüne Erbsen | 8 – 12 | 3 – 4 | Dunkelkeimer |
Nackthafer | 6 – 12 | 2 – 3 | Lichtkeimer |
Kichererbsen | 8 – 12 | 3 – 4 | Dunkelkeimer |
Kürbiskerne | 4 – 12 | 1 – 3 | Dunkelkeimer |
Linsen | 8 – 12 | 3 – 4 | Dunkelkeimer |
Mungobohnen | 8 – 12 | 3 – 5 | Dunkelkeimer |
Quinoa | 0,5 – 4 | 1 – 3 | Lichtkeimer |
Sesam | 2 – 8 | 1 – 2 | Dunkelkeimer |
Sonnenblumenkerne | 4 – 6 | 1 – 2 | Dunkelkeimer |
Süßlupine | 8 – 12 | 3 – 5 | Dunkelkeimer |
Die Samen unterscheiden sich zuletzt noch in Lichtkeimer und Dunkelkeimer. Das ist fast schon selbsterklärend. Lichtkeimer brauchen Sonnenlicht um keimen zu können, Dunkelkeimer hingegen sollten eher im Dunkel verbleiben.
Fazit: Sprossen selber ziehen
Ihr habt hoffentlich erkannt, Sprossen ziehen ist nicht so kompliziert wie man denken mag. Es braucht 5 Minuten eurer Zeit am Tag. Lediglich die Vorbereitung braucht ein wenig länger. Ansonsten müssen die Samen einfach zweimal täglich gut gespült werden. Die Sprossen wachsen dann wie von alleine.
Man ist vor Schimmel nicht gefeit. Wenn ihr sauber arbeitet, dann sollte das Sprossen ziehen gut funktionieren. Es kann jedoch immer mal eine Runde in die Hose gehen. Einfach alles wieder gut sauber machen und nochmals beginnen.