Fleischalternativen preschen weltweit auf den Lebensmittelmarkt. In Deutschland werden laut dem Marktforschungsunternehmen Mintel 2016 mehr vegane Produkte eingeführt als in jedem anderen europäischen Land. 2018 wurden ganze 14 Prozent der neu eingeführten Produkte als vegan gekennzeichnet.
Vegane Produkte sind ein fester Bestandteil im Supermarkt
Immerhin gehört ein vegan/vegetarisches Angebot inzwischen sogar fest ins Discounter Sortiment. Milchalternativen, pflanzliche Brotaufstriche und Fleischalternativen sorgen für steigende Umsätze. Der Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle hatte diesen Trend schon vor fünf Jahren erkannt und sein eingefleischtes Unternehmen für vegetarische Alternativen geöffnet. Inzwischen macht Rügenwalder Mühle mehr als 30 Prozent seines Umsatzes mit vegetarischen und veganen Produkten. Der Firmenchef ist überzeugt: „Die Zukunft gehört der veganen Wurst und dem pflanzlichen Schnitzel“.
Er ist nicht der Einzige, der so denkt. Auch andere Fleischerzeuger bieten mehr und mehr vegetarische Alternativen an, unter ihnen auch Gutfried, Wiesenhof oder Meica. Ob diese nun ökologischer oder gesünder als die Produkte aus Fleisch sind, bleibt fraglich. Gerade für vegetarische Wurst bedarf es einer großen Menge Hühnereiweiß, was am Ende für mehr Tierleid sorgt als das fleischige Pendant. Allein aus diesen Gründen empfinden Unternehmer wie Eric Schmidt, er war bis 2015 der Chef von Google, dass die vegane Revolution unaufhaltsam ist. Durch den stetigen Bevölkerungszuwachs brauchen wir mehr Lebensmittel und wenn die aus tierischen Produkten bestehen, brauchen wir viel Land dafür. Laut Welternährungsorganisation wird aber schon jetzt ein Drittel der weltweiten Anbauflächen in irgendeiner Form für die Produktion von Tierfutter für die Massentierhaltung genutzt. In Europa liegt der Anteil sogar bei stolzen 60 Prozent. Diese Ackerflächen könnten die Menschen eigentlich auch direkt mit Getreide versorgen, was mehr Menschen ernähren könnte und zudem weniger schädlich für die Böden, das Klima und die Artenvielfalt wäre.
Wir sind auf Alternativen angewiesen
Die Lust auf Fleisch steigt nun in Ländern wie China rasant an und könnte den aktuellen Bedarf an Fleisch verdoppeln. Wobei man beachten muss, dass in der westlichen Zivilisation eigentlich zu viel Fleisch verzehrt wird. Allein in Deutschland liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei 60kg. Viel zu viel, auch aus gesundheitlicher Sicht. Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs stehen im engen Zusammenhang mit einem zu hohen Konsum von rotem Fleisch. Es wird also weiter nach Alternativen geforscht und gefunden.
Sogenanntes In-Vitro-Fleisch konnte schon produziert werden. Dabei werden aus Stammzellen Muskelgewebe gezüchtet. Die Stammzellen werden Tieren entnommen und in eine Nährlösung gelegt, wo sie sich in gut vier Wochen zu einem Stück Fleisch vermehren. 2013 konnte die erste so produzierte Frikadelle gegessen werden und schmeckte wie „echtes“ Fleisch. Aktuell sind die Herstellungskosten noch zu hoch für einen Verkauf im Einzelhandel. Doch verschiedene Firmen im Silicon Valley arbeitet hartnäckig daran günstigere Herstellungsmethoden zu finden. 2020 soll Kunstfleisch in den höherpreisigen Einzelhandel kommen für zehn Cent pro Gramm, also 100 Euro pro Kilo. Etwa zwei Jahre später sollen auch Discounter das Kunstfleisch anbieten können für zwei Cent pro Gramm, also 20 Euro pro Kilo. Das israelische Start-up Unternehmen Supermeat hat ein ähnliches Ziel und möchte die Ware auch auf den deutschen Markt bringen – wir dürfen also gespannt sein.
Wollen wir weiterhin Tiere töten?
Ob das am Ende alles nötig sein wird, steht in den Sternen geschrieben. In jedem Fall ist ein Gedanke zentral in der Gesellschaft angekommen: möchten wir für unseren Konsum wirklich Tiere töten? Definitiv nicht so wie es aktuell geschieht. Das lässt auch der Klimawandel mit all seinen Herausforderungen nicht zu. Ich hatte letzthin das Vergnügen den Beyond Meat Burger zu testen. Für mich ist das Patty nicht zu unterscheiden von einem Patty aus Fleisch, geschmacklich sowie visuell. Es hat Textur, Geruch und Farbe so wie ein Burger-Patty aus Fleisch.
Mein Fazit: es ist möglich pflanzliches Fleisch her zu stellen, Beyond Meat beweist es uns mit seinem rasanten Aufstieg in der Welt der pflanzlichen Fleischalternativen sowie in der Welt der fleischlastigen Fast-Food-Industrie. Die Nachfrage nach tierleidfreiem Genuss ist hoch, selbst KFC plant 2019 ein veganes Hühnchen-Angebot in England. Wie heißt es so schön? Die Zukunft isst pflanzlich. Naja, oder zumindest so oft wie es möglich ist. Ich möchte mir gerne eine Zukunft vorstellen in der überwiegend pflanzliches Fleisch verkauft wird und In-Vitro-Fleisch ein kleines Luxusprodukt zur Ergänzung darstellt. So wie einst der Sonntagsbraten.