Es ist doch deutlich zu beobachten: Kinder werden immer früher geschlechtsreif. Während in den letzten Jahren oft Weichmacher im Plastik und Pille-Rückstände im Leitungswasser als Verdächtige dafür gehandelt wurden, kam eine neue Studie zu neuen und weiteren Faktoren für eine früher eintretende Pubertät bei Kindern.
Neue Studie zu Inhaltsstoffen von Kosmetika
Die Forscher der US-Universität Berkley untersuchten in einer Langzeitstudie einen möglichen Zusammenhang von verschiedenen Stoffen in Kosmetika und deren Auswirkung auf die Geschlechtsreife. Unter diesen Stoffen befanden sich Phthalate, Parabene und Phenole. Für die Studie wurde Schwangeren Urin abgenommen und später deren Kindern im Alter von neun Jahren. Ab diesem Zeitpunkt wurde in den folgenden vier Jahren alle neun Monate ein Standardtest durchgeführt zur Bestimmung des Einsetzens der Pubertät. Insgesamt wurden so 338 Kinder untersucht.
Mädchen deutlich häufiger betroffen
Besonders auffallend war der Zusammenhang von Diethylphthalaten und Triclosan und einer deutlich, teils mehrere Monate früher einsetzenden Pubertät bei Mädchen. Befand sich im Urin der Mutter besonders viel Monoethylphthalat, ein Abbauprodukt von Diethylphthalat, dann begann die Schamhaarentwicklung der Töchter durchschnittlich etwa sechs Monate früher. Bei einer besonders hohen Konzentration von Triclosan im Urin der Mutter, begann die erste Menstruation der Töchter etwa fünf Monate zu früh.
Außerdem konnten die Forscher einen Zusammenhang von sehr hohen Konzentrationen von Methylparabenen im Urin der Mädchen mit einer früheren Entwicklung der Brustdrüsen und einer früheren ersten Menstruation feststellen. Während hohe Propylparaben-Werte bei Mädchen mit einer vier bis sieben Monate früheren Schamhaarentwicklung einherging.
Die Jungen waren weniger schwer betroffen, dennoch konnten auch hier die Forscher eine frühere Reifung der Geschlechtsorgane beobachten, wenn im Urin der Jungen viel Propylparaben vorhanden war.
Möglicherweise kann auch die Tatsache, dass die untersuchten Mütter aus einkommensschwachen Bevölkerungsschichten stammen, einen Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben, denn diese können aus finanziellen Gründen nicht auf Körperpflegeprodukte ausweichen, die weniger Zusatzstoffe enthalten. Ebenso geben die Forscher einen umgekehrten Zusammenhang zu bedenken: Kinder, die frühzeitig die Pubertät durchlaufen, verwenden eventuell gerade deswegen häufiger Pflegeprodukte.
So oder so, ein frühzeitiges Einsetzen der Pubertät ist nicht unproblematisch. Laut der Studie besteht ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen sowie ein erhöhtes langfristiges Risiko für Brust- und Eierstockkrebs bei Mädchen und Hodenkrebs bei Jungen.
Parabene sind schon lange im Visier
Parabene, insbesondere längerkettige Parabene wie Butyl- und Propylparabene, stehen schon länger unter dem Verdacht sich negativ auf unser Hormonsystem auszuwirken. In Kosmetika werden sie als Konservierungsmittel eingesetzt. In Tierversuchen stellten sich diese als fortpflanzungsgefährdend heraus. Dennoch weigert sich die EU-Arbeitsgruppe Hinweise wie „ohne Parabene“ auf Verpackungen zu erlauben. Die Begründung: einige Parabene werden nach EU-Recht als sicher eingestuft. Trotzdem hat die EU-Kommission Höchstkonzentrationen dieser längerkettigen Parabene in Kosmetika generell beschränkt und Parabene in Kosmetik die länger auf der Haut bleibt, sowie im Windelbereich von Kindern unter drei Jahren, verboten.
Parabene und Phtalate müssen aus dem Alltag verschwinden!
Ich finde diese Regelung aber nicht ausreichend. Auch wenn die Konzentration beschränkt wurde, als Verbraucher hat man überhaupt keinen Überblick über die Mengen die man sich tagtäglich zuführt. Dazu kommen die hormonell wirksamen Verbindungen in Weichmachern und die Belastung durch Hormone in unserer Umwelt. Wie soll ich wissen, dass ich nicht zu viele dieser Stoffe aufnehme bei einmal Duschen am Tag mit Duschgel, Bodylotion, Makeup, Sonnencreme, Gesichtscreme, Shampoo, Wasser in Plastikflaschen und in Plastik verpackte Lebensmittel? Zumal es keine Erkenntnisse darüber gibt, wie sich mehrere Wirkstoffe dieser Gruppe zusammen als Cocktail auf den Körper auswirken.
Wer hier auf Nummer sicher gehen will und sich und seine Kinder schützen möchte, kann zu Naturkosmetik greifen. Parabene sind dort verboten, trotzdem sollte man auch da die Inhaltsstoffe auf eine potentielle allergische Reaktion prüfen. Einen guten und schnellen Überblick gibt die App Codecheck, sie kann euch beim Einkaufen direkt mit den nötigen Informationen versorgen. Ich habe damit auch vor einiger Zeit alte Kosmetik-Artikel aussortiert und durch ungefährliche ersetzt – probiert es aus, ihr werdet erstaunt sein was man so alles in vermeintlich hochwertiger Kosmetik findet.