…dann ist das große Fest, auf das sich das ganze Jahr über schon alle Kinder freuen. Aber was ist mit uns Erwachsenen, hat dieser besondere Tag nicht ein wenig seines Charmes verloren? Wir sollten uns die Begeisterung zurückholen, bevor es zu spät ist. Ich habe jetzt endlich wieder damit angefangen.
Weihnachten sollte etwas ganz Besonderes sein. Im Kreis der Familie wird gegessen, gespielt und der Baum geschmückt. Der Duft von Bratapfel und Plätzchen liegt seit Tagen in der Luft und draußen schneit es dicke Flocken. Der Schneemann zeigt einem die Karottennase und auf den Abend hin fangen in den Gärten die Bäume an zu leuchten. Das ist der Wunsch von Weihnachten. Es ist die Vision, die uns Hollywood und Werbung suggerieren. Ganz ehrlich, wie sieht bei euch Weihnachten denn aus?
Hand aufs Herz, wann wart ihr mit den Besorgungen der Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr fertig? Ist es nicht ein stressiger Graus. Man stampft durch nasskalte Städte, quetscht sich durch überfüllte Einkaufstempel und trinkt zum Abschluss der Tortur noch einen Alibi-Glühwein, so dass zumindest ein wenig Weihnachtsgefühl entsteht. Wer das umgehen will, der bestellt einfach lieblos irgendwelche vermeintlich schönen Dinge bei Online-Versandhändlern und stellt sich die Wohnung mit Paketen voll. Hauptsache es sind irgendwelche Geschenke da und man steht nicht mit leeren Händen unterm Weihnachtsbaum.
Die Weihnachtstage im Kreis der Familie arten dann jedes Jahr zu einer einzigen Fresserei aus. Bratapfel und Plätzchen ist ja schön und gut, aber bis Weihnachten will das kein Mensch mehr. Seit September steht der Spekulatius im Supermarkt. Weihnachten inklusive „Last Christmas“ läuft entsprechend schon seit Monaten. Jeder tischt die Feiertage auf bis man platzt und das geht drei volle Tage so. Das schlechte Gewissen beginnt schon Wochen vor dem Weihnachtsabend und zieht sich dann bis zum Morgen nach der Silvesternacht. Dann wird die große Abnehmaktion gestartet, die ohnehin nach zwei Wochen erfolglos im Sand verläuft.
Vom Wetter will ich ja gar nicht reden. Wann gab es bei euch die letzten weißen Weihnachten? Es reicht schon seit Jahren nicht mehr, um einen schönen großen Schneemann zu bauen. Inzwischen ist man ja froh, wenn man es schafft einen Schneeball vom morgendlichen Puder auf dem Autodach zusammen zu kratzen. Das Bild aus der Coca-Cola-Weihnachtsmann-Werbung stimmt einfach nicht mehr.
Ich glaube wir haben Weihnachten verloren!
Ich bin jetzt Vater geworden und erlebe gerade etwas Großartiges. Es geht nicht um das größte und beste Geschenk, es geht nicht um üppiges Essen und die Angst um die zusätzlichen Kalorien. Eigentlich ist es auch egal, ob es schneit oder nicht.
Mein Sohn verrät mir gerade wieder was es bedeutet sich so richtig auf etwas zu freuen. Er ist noch klein, merkt aber bereits, dass etwas anders ist. Die Wohnung schaut anders aus, es hängen Kugeln und Zweige herum. Wir öffnen jeden Morgen gemeinsam ein Türchen am Kalender, darin befindet sich immer ein kleines Holzfigürchen. Dazu gibt es dann eine kurze passende Geschichte vorgelesen.
Er weiß, dass es bald zu Oma und Opa geht, die ganze Familie da zusammenkommt und auch der Papa während der nächsten Zeit nicht arbeiten muss. Wenn wir spazieren gehen, dann begeistern ihn die ganzen Lichter. Er kommt aus dem Schauen und Deuten gar nicht mehr heraus. Auf dem Weihnachtsmarkt fällt dann auch immer etwas leckeres für ihn ab. Er spürt, irgendwas ist gerade anders.
Diese Freude steckt an, denn bei mir ist es ähnlich. Ich freue mich auf Weihnachten! Es wird schön endlich ein paar Tage Zeit zu haben und nichts tun zu müssen. So kann ich den ganzen Tag mit meinem Sohn auf dem Fußboden Bauklötze aufeinander stapeln, so dass er sich am Ende wieder einreisen kann. Handy, Arbeit, Fernsehen werden beiseitegelegt und einfach nur gespielt, miteinander „geräubert“ und sonst passiert hoffentlich nicht viel. Das reicht auch.
Genau in dem Wenigen und Intensiven liegt mein persönliches Weihnachtsglück. Vielleicht sollten wir alle ein wenig unsere Vorstellungen zurückschrauben, wieder lernen das persönliche Miteinander zu genießen und die sich immer schneller drehende Welt um uns herum vergessen.
Sicherlich tut es dabei auch jedem von uns gut die Onlinewirklichkeit ein paar Tage beiseite zu legen. Die Welt, die uns dort gezeigt wird hat mit der Realität ohnehin nicht viel zu tun. Der ewige Vergleich und das niemals aufhörende Wecken von Begehrlichkeiten macht uns auf Dauer ohnehin unzufrieden. Weihnachten wäre eine gute Gelegenheit einfach abzuschalten und wieder anzukommen.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein paar schöne und frohe Weihnachtsfeiertage.