Es gibt zwei Dinge, die längst keine Geheimnisse mehr sind, und dennoch kümmert sich kaum jemand darum. Erstens ist Zucker so süß, dass er uns immer wieder in Versuchung führt. Obwohl wir wissen, wie er ungesund ist, können wir einfach nicht widerstehen. Zweitens enthalten viele Getränke viel zu viel Zucker. Zählt man eins und zwei zusammen, lautet die Schlussfolgerung weniger Zucker in Getränken – genau das fordern Experten nun.
Es fließt unbemerkt dahin
Viele Getränke enthalten zu viel Zucker: Trinkt man zum Beispiel eine Dose Coca-Cola, hat man dadurch mehr Zucker zu sich genommen als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt – trinkt man eine ganze 1,5-Liter-Flasche hat man fast seine wöchentliche Zucker-Dosis verschlungen und über 50 Stücke Würfelzucker verschluckt. Beim Trinken fließt der Zucker regelrecht in den Körper ohne, dass man das groß bemerkt.
Experten fordern konkrete Vereinbarungen
Zucker ist einer der Gründe für Übergewicht und Diabetes, darin sind sich alle einig. Es muss also etwas gemacht werden, um zu verhindern, dass diese sich weiter ausbreiten. Was getan werden soll, da ist man sich uneinig: Die Ernährungsministerin Klöckner hat eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie geschlossen, um den Zuckergehalt in Lebensmitteln zu reduzieren.
Für viele Experten fällt diese „Reduktionsstrategie“ zu dünn aus. Der Präsident des Deutschen Diabetes Verbandes Professor Dr. Müller-Wieland fordert nun konkrete Vereinbarungen: „Angesichts der Tatsache, dass Softdrinks als zusätzliche Kalorienträger einen großen Einfluss bei der Entstehung von Übergewicht haben, appellieren wir dringend an Frau Klöckner bei den konkreten Vereinbarungen mit der Industrie diese Zielmarke zu erreichen.“ Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten sieht das ähnlich. Sie fordert, dass nur noch halb so viel Zucker in Getränken zugesetzt wird: „Bei Softdrinks reicht es nicht, wenn Bundesernährungsministerin Julia Klöckner eine‚ deutlich zweistellige Zuckerreduktion fordert – darunter kann die Industrie auch eine verhältnismäßig geringe Reduktion von 15 oder 20 Prozent verstehen. Notwendig ist für herkömmlich süße Cola und Limonade eine Zuckerreduktion um 50 Prozent.“
Großbritanniens Zuckersteuer als Vorbild
Wie einfach das zu erreichen ist, zeigt das Beispiel Großbritannien: Eine Zuckersteuer sorgte dort dafür, dass Getränke-Hersteller weniger Zucker verwenden. Setzt eine Firma einem ihrer Getränke mehr als 5 Gramm Zucker auf 100 Milliliter zu, muss sie eine Strafe zahlen. Je mehr Zucker enthalten ist, desto teuer wird es für die Hersteller. Wichtig in der britischen Regelung ist das Wort „zugesetzt“. Denn dadurch sind Fruchtsäfte, Joghurt- und Milchdrinks von der Steuer ausgenommen. Sie enthalten zwar viel Zucker, aber im Gegensatz zu Soft-Drinks, auch wichtige Nährstoffe.