Deutsche Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig, mit ihren Noten im Bewegungszeugnis würden sie sitzen bleiben. Dabei sind die Rahmenbedingungen für mehr Bewegung eigentlich gegeben. Werden aber nur unzureichend genutzt. Mit dem Zeugnis wäre Deutschland in der Schule wohl durchgefallen.
Was ist das Bewegungszeugnis?
Das Bewegungszeugnis ist eine weltweite Untersuchung. Sie beurteilt einerseits wie aktiv sich Kinder und Jugendliche bewegen. Anderseits bewertet sie äußere Einflüsse, für die die Regierung verantwortlich ist, wie Spielplätze oder Sportunterricht. Das Bewegungszeugnis stellt die Active Healthy Kids Global Alliance aus. Sie ist eine Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen weltweit zu fördern. Seit 2014 gibt es das Bewegungszeugnis. Dieses Jahr ist Deutschland zum ersten Mal dabei. Dafür haben Wissenschaftler von neun Forschungseinrichtungen, unter anderen der TU München, Studien und Statistiken zum Thema ausgewertet. Anschließend haben sie nach den internationalen Kriterien die Noten vergeben.
Die wichtigsten Noten für Deutschland in der Übersicht
- Körperliche Aktivität insgesamt: Note 4-
Vier von fünf Kindern in Deutschland bewegen sich zu wenig. Nur jeder Fünfte im Alter von 3-17 Jahren bewegt sich jeden Tag mehr als eine Stunde, und erreicht damit die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Jungen sind etwas aktiver als Mädchen und Kinder als Jugendliche. - Teilnahme am organisierten Sport: Note 2
Zwei von drei Kindern und Jugendlichen sind Mitglieder in einem Sportverein. Auch hier zeigt sich wieder, dass Mädchen weniger aktiv sind als Jungen. Mit steigendem Alter werden auch die Mitgliederzahlen etwas geringer. - Aktives Spielen: Note 4-
Aktiv am Tag spielt nur jedes vierte Kind mehr als eine Stunde. Mädchen spielen mehr als Jungen und Kinder mehr als Jugendliche. - Aktiver Schulweg: Note 3-
Mehr als die Hälfte der Schüler fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder den Eltern zur Schule. Nur 40 Prozent fahren Fahrrad oder laufen zur Schule. - Sitzendes Verhalten: Note 4
Mehr als zwei Stunden sitzen vier von fünf Kindern und Jugendlichen vorm Fernseher oder anderen Bildschirmen pro Tag. - Schule und Kommunen: Note 2+
In Deutschland ist Sportunterricht an allen Schulen Pflicht und steht normalerweise zwei Mal pro Woche auf dem Stundenplan. Die Schulen sind gut ausgestattet. In den meisten Städten und Gemeinden gibt es viele Parks, Spiel- und Fußballplätze. Drei von vier Eltern gaben an, dass ihre Kinder ohne Aufsicht draußen spielen dürfen.
Fazit und internationaler Vergleich
Das deutsche Bewegungszeugnis fällt insgesamt durchwachsen aus. Viermal eine 2, einmal eine 3- und dreimal eine 4- klingt nicht sonderlich gut, ist beim genaueren Hinsehen sogar noch etwas schlechter. Denn eine Note 6 gibt es nicht und mit dreimal der zweitschlechtesten Note, wäre wohl jeder Schüler durchgefallen. Im Zeugnis gibt es einen deutlichen Kontrast: Die äußeren Umstände sind durchgehend mit „gut“ bewertet. Für ihre eigene Bewegung bekommen die Kinder jedoch dreimal eine 4-. „Stets bemüht“ hieße es für die Kinder im Zeugnis wohl beschönigt. Im Vergleich mit den anderen 48 Staaten befindet sich Deutschland insgesamt im oberen Drittel. Musterschüler im internationalen Vergleich war Slowenien. Ebenfalls sehr gute Noten bekam Dänemark, Japan und Nepal. Sehr schlecht schnitten unter anderem die USA, Indien und China ab.
Warum Bewegung gerade für Kinder so wichtig ist
Im Sitzen verbringen deutsche Kinder und Jugendliche 70 Prozent des Tages. Zu wenig Bewegung ist ungesund. Die Studienleiterin Yolanda Demetriou, Professorin für Sport- und Gesundheitspädagogik an der TU München betont daher, wie wichtig Bewegung gerade für Kinder ist: „Wer sich als Kind zu wenig bewegt, bei dem besteht ein hohes Risiko, dass er dies auch als Erwachsener tut. Das wiederum begünstigt die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herzinfarkt oder Schlaganfall. In Deutschland ist körperliche Inaktivität die fünfthäufigste Todesursache.“
Nur, wer sich bewegt, kommt weiter. Das gilt nicht nur metaphorisch, sondern auch gesundheitlich: Wer sich regelmäßig bewegt, kann sich besser konzentrieren, ist selbstbewusster und hat ein stärkeres Muskel- und Skelettsystem.