Vor einem Monat hat Ernährungsministerin Julia Klöckner eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie geschlossen. Statt Lebensmittelampel oder Zuckersteuer sieht diese neue Rezeptur für Lebensmittel vor.
Klöckners Kritik an der Ampel
Bereits Anfang des Jahres sagte Klöckner der FAZ, dass eine vereinfachte Ampel-Kennzeichnung Verwirrung bringe. Sie begründete ihre Behauptung mit einem Beispiel: Ein frisch gepresster Orangensaft bekäme eine rote Kennzeichnung, weil er Zucker enthalte. Daneben stehe eine Light-Limonade mit einer grünen Ampel. Sie bezweifelte, dass die Limonade tatsächlich gesünder als das Naturprodukt sei. Mit einer Lebensmittelampel würden einzelne Rohstoffe wie Zucker, Salz oder Fett „zum Sündenbock für Fehlernährung“ gemacht werden. Die Ernährungsministerin sprach sich daher für eine Strategie aus, die einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgt.
Der Weg der Ernährungsministerin
Um diese umzusetzen, schloss die Ernährungsministerin vor einem Monat eine umstrittene Vereinbarung mit der Lebensmittelwirtschaft. Die Industrie erklärte sich darin mitverantwortlich im Kampf gegen das Übergewicht. Sie verpflichtete sich sogar, etwas dagegen zu tun. Doch, was die Unternehmen dagegen tun, das überließ die Ernährungsministerin ihnen. Foodwatch kritisierte Klöckner für die freiwillige Vereinbarung. Sie sei auf „Kuschelkurs mit der Lebensmittelwirtschaft“. Verbraucherschützer fordern schon seit Langem Lebensmittelampel und Zuckersteuer. Diese scheinen nun vom Tisch zu sein.
Stattdessen setzt die Ernährungsministerin auf eine „Reformulierung“, schreibt die Wirtschaftswoche. Bei der Reformulierung ändern die Unternehmen ihre Rezeptur oder die Zubereitungstechnik. Die Idee dahinter klingt verlockend: Die Ernährung bleibt gleich und wird zugleich gesünder. Die Verbraucher müssen ihre Ernährung nicht umstellen, um sich gesünder zu ernähren. Die Lebensmittel, die sie kaufen können, werden einfach gesünder. Weniger Salz und Zucker in den Lebensmitteln zu verarbeiten, soll dazu beitragen, das zu erreichen. Auch kleinere Portionsgrößen und von der Industrie finanzierte Aufklärungskampagnen sollen einen Beitrag zu einer gesünderen Ernährung leisten.