Bio erfreut sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Der Markt dafür wächst in Europa stetig an und auch wir Deutschen konsumieren immer mehr biologisch angebaute Lebensmittel. Doch immer wieder steht die Frage im Raum: lohnt sich das denn? Bio ist in der Regel deutlich teurer als Konventionell. Eine aktuelle Studie könnte bei der Entscheidung helfen.
Großes Problem: die Petizid-Belastung
Ein Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2018 zeigt, dass 44 Prozent der konventionell hergestellten Lebensmittel Rückstände von einem oder mehreren Pestiziden enthalten. Wie schädlich diese Pestizide, vor allem die Kombination aus mehreren Pestiziden sind, ist der Wissenschaft noch unklar. Grundsätzlich stuft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bestimmte Pestizide als wahrscheinlich karzinogen (Malathion, Diazion und Glyphosat) beziehungsweise als möglich krazinogen (Tetrachlorvinphos und Parathion) ein.
Biologisch angebaute Lebensmittel enthalten deutlich weniger Pestizid-Rückstände, nur 6,5 Prozent waren kontaminiert. Das passiert zum Beispiel durch Verwehung von Pestiziden von nahe gelegenen konventionell betriebenen Feldern oder durch die gemeinsame Lagerung von biologischen und konventionellen Lebensmittel, was in der EU zwar strengstens Verboten ist, aber nicht immer garantiert kontrolliert werden kann.
Mehr Bio-Lebensmittel führen zu weniger Krebs
Wissenschaftler stellten sich also die Frage, ob daher auch bei Menschen, die überwiegend oder ausschließlich biologisch angebaute Lebensmittel verzehrten, signifikant weniger Krebserkrankungen zu finden sind. Julia Baudry und weitere Mitarbeiter des französischen Forschungsinstiuts INSERM in Paris werteten unter dieser Fragestellung die NutriNet-Santé-Kohorte aus. Dort haben seit 2009 insgesamt 68.946 Franzosen, 78 Prozent davon waren Frauen und im Schnitt 44,2 Jahre alt, einen ausführlichen Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausgefüllt. Es wurde im Fragebogen auch nach dem Verzehr von 16 Bio-Lebensmittelgruppen gefragt.
Die Nachbeobachtungszeit betrug 4,5 Jahre in denen es zu 1.340 Krebserkrankungen gekommen war. Es deutet sich eine niedrigere Krebsrate bei den Menschen an, die biologische Produkte bevorzugt kaufen. Das Viertel mit dem höchsten Bio-“Food-Score“ erkrankte zu 25 Prozent seltener an Krebs als das Viertel, das am seltensten ökologisch angebaute Nahrungsmittel verzehrte. Zudem sind diese Ergebnisse statistisch signifikant, das heißt dass dieses Ergebnis zu mindestens 95 Prozent auf die Gesamtheit übertragen werden kann und das Ergebnis nicht zufällig entstanden ist. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der Verzehr von biologischen Lebensmittel zu weniger Krebs führt.
Am deutlichsten war der Unterschied der Gruppen bei den Lymphomen zu erkennen, insbesondere für das Non-Hodgkin-Lymphom. Diese Krebserkrankung hat in den letzten Jahrzehnten sehr zugenommen, weshalb die Wissenschaft Umwelteinflüsse als Ursache diskutieren. Bei den Bio-Konsumenten kamen drei Viertel seltener Lymphome vor, Non-Hodgkin-Lymphome sogar noch seltener. Außerdem konnten die Forscher eine schützende Auswirkung von Bio-Lebensmitteln auf das postmenopausale Mammakarzinom, also Brustkrebs der nach der Menopause bei Frauen auftritt, nachweisen.
Bio als Krebsprävention und mehr
Die Forscher können leider noch nicht mit Gewissheit sagen, dass alleine der Konsum von Bio-Lebensmitteln zu diesem positiven Ergebnissen geführt hat. Ein normales Körpergewicht, Sport und eine bewusste Ernährung insgesamt haben ebenso eine protektive Wirkung gegen Krebserkrankungen die zudem besser belegt sind. Dennoch empfehlen die Studienleiter eine Ernährung die aus möglichst vielen Bio-Produkten besteht als präventive Strategie gegen Krebs.
Es gibt natürlich noch mehr Gründe die für eine biologische Ernährung sprechen. Zum Beispiel schützt biologischer Anbau unser Klima und sorgt für Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Auch dazu habe ich schon einen Beitrag verfasst, den ihr hier findet. Schlussendlich sprechen all diese Ergebnisse die gleiche Sprache: Bio für alle und das so schnell wie möglich!