2,8 Milliarden Euro gibt die Lebensmittelbranche jedes Jahr für Werbung aus -und damit sogar noch mehr als die Autoindustrie. Fünf Produkte, die besonders dreist beworben werden, stellt Foodwatch zur Wahl, um den „Goldenen Windbeutel“ zu küren. Dieser Preis geht bereits seit mehreren Jahren an das Produkt mit dem unverfrorensten Werbeversprechen.
Der „Goldene Windbeutel“
Seit acht Jahren vergibt die Verbraucherorganisation Foodwatch den „Goldenen Windbeutel“. Er geht jedes Jahr an ein Lebensmittel, das besonders dreist beworben wird. Der Trinkjoghurt „Actimel“ von Danone (2009) und die „Milch-Schnitte“ von Ferrero (2011) sind wohl die beiden berühmtesten Preisträger. Letztes Jahr gewann ein überzuckerter Baby-Keks von Aletete den „Goldenen Windbeutel“. Der Negativpreis soll auf die oftmals sehr großen Unterschiede zwischen Werbeversprechen und den tatsächlichen Eigenschaften der Produkte aufmerksam machen. Die Wahlleiterin Sophie Unger von Foodwatch kritisiert die Lebensmittelbranche scharf für ihre Täuschungsversuche:
Im hart umkämpften Lebensmittelmarkt lassen sich die Hersteller mit millionenschweren Marketingbudgets immer wieder neue Tricks einfallen, um den Kundinnen und Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das nervt! Die Lösung kann nicht sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher lernen, sich im Täuschungs-Dschungel zurechtzufinden – sondern die Hersteller müssen ihre Produkte ehrlich und leicht verständlich kennzeichnen.
Die Kandidaten dieses Jahr
Über 100 Produkte hatten Verbraucher eingereicht, Foodwatch hat davon fünf Kandidaten nominiert, die beispielhaft für Etikettenschwindel im Lebensmittelmarkt stehen. Das sind die Kandidaten dieses Jahr:
- Das „Glacéau Smartwater“ von Coca-Cola: Ein Wasser, das zuerst verdampft und dann wieder aufgefangen wird. Einen ernährungsphysiologischen Wert hat der Prozess jedenfalls nicht. Die Nährstoffe werden sogar erst nachträglich dazugegeben. Coca-Cola verkauft sein Smartwater trotzdem für einen Preis, für den Verbraucher bis zu sieben „normale“ Wasser kaufen könnten.
- Das „Bratöl Olive“ von Denree: Auch eine Bio-Firma ist dabei. Mit „reinem Genuss“ bewirbt der Bio-Pionier Denree sein Olivenöl, obwohl es fast zur Hälfte (49%) aus Sonnenblumenöl besteht. Denree reagierte bereits auf die Nominierung und ändert das Etikett zum neuen Jahr.
- Der „Erbsen Eintopf Gut und Günstig“ von Edeka: Ein „naturbelassener Eintopf“, der beim genauen Hinsehen doch zehn Zusatzstoffe beinhaltet.
- „Kids Tomato Ketchup“ von Heinz: 40 Prozent mehr kostet der Ketchup in der Kids-Variante, obwohl er der gleiche wie in der Erwachsene-Variante ist. Ebenfalls pikant, Heinz bewirbt den Ketchup explizit für Kinder. Doch laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten gezuckerte Ketchups überhaupt nicht an Kinder beworben werden.
- „Corny Milch“ von Schwartau: „Ideal für den kleinen Snack mit Milch zwischendurch“ sei der Müsli-Riegel „mit dem Plus an Calcium“. Tatsächlich ist knapp die Hälfte (48,3%) des Riegels nur Fett und Zucker.
Wer den „Goldenen Windbeutel“ verliehen bekommt, das entscheiden die Verbraucher selbst. Direkt hier bei uns auf WirEssenGesund.de kann jeder für das Produkt abstimmen, das seiner Meinung nach die dreisteste Werbelüge des Jahres ist.