Ihr erklärtes Ziel ist es Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln zu verringern, doch der Weg, den die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner dafür geht, bringt sie ihrem Ziel wohl kaum näher. Sie überlässt es den Unternehmen sich eigene Ziele auf freiwilliger Basis zu setzen. Nur zusätzlichen Zucker in Babytees und Kindermilch will sie gesetzlich verbieten.
Eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie
Um Diabetes und Übergewicht zu bekämpfen, setzen viele Ländern auf staatliche Mittel. Mexiko bringt mit einer Zuckersteuer die Hersteller dazu weniger Zucker in ihre Getränke zu packen. In Großbritannien macht die Lebensmittelampel klar erkennbar, welche Produkte aufgrund ihres Fett-, Zucker- und Salzgehaltes gesund und welche ungesund, sind. In Deutschland will Ernährungsministerin Julia Klöckner es der Industrie überlassen, was sie tut, um ihre Produkte gesünder zu machen.
Foodwatch kritisiert dies als „Kuschelkurs mit der Lebensmittelwirtschaft“. Die Verbraucherschutzorganisation verweist auf ein ähnliches Programm auf freiwilliger Basis, das bereits in den Niederlanden gescheitert sei. Luise Molling von foodwatch findet die freiwillige Vereinbarung daher lächerlich: „Offenbar denkt die Ministerin, sie muss nur möglichst dünne Strategiepapiere vorlegen und die Menschen nehmen automatisch ab.“
Das Verbot von zusätzlichen Zucker in Kindermilch ist ein „Papiertiger“
Gesetzlich verbieten will die Ernährungsministerin Zucker und süßende Zutaten in Produkten wie Babytee und Kindermilch. „Dieses Süßen schadet unseren Kindern“, sagte Klöckner der Bild-Zeitung. Wer bereits im jungen Alter an Zucker gewöhnt sei, der werde später nicht mehr darauf verzichten wollen. Deshalb plant die Ernährungsministerin zusätzlichen Zucker bis Ende nächsten Jahres gesetzlich zu verbieten. Recherchen von foodwatch zufolge betreffe das Verbot jedoch nur eine Handvoll Produkte. Die Organisation bezeichnet es deshalb als „Papiertiger“.
Bereits im Kinderalter anzusetzen, klingt nach dem richtigen Weg. Ein Kuschelkurs hat jedoch noch niemanden beim Kampf gegen Übergewicht ans Ziel geführt.