Den ökologischen Fußabdruck kennt man inzwischen als Begriff recht gut. Und wie und wo man überall CO2 einsparen kann und sollte, ist auch in aller Munde. Was etwas in Vergessenheit geraten ist, ist der Fußabdruck des Wassers, auch virtual Water (zu deutsch virtuelles Wasser) genannt. Das beschreibt wie viel Wasser tatsächlich bei der Produktion von Waren verbraucht wurde – unseren indirekten Wasserverbrauch.
Virtuelles Wasser in Deutschland
An und für sich sind wir Deutschen nämlich sehr sparsam mit dem Wasser. Nur rund 124 Liter Wasser verbrauchen wir pro Kopf und Tag. Diese Zahl sagt aber lediglich aus, was wir selbst aus dem Wasserhahn zapfen und beim Waschen, Zähneputzen oder zum Trinken verbrauchen. Aber Deutschland importiert eine Menge indirektes Wasser aus dem Ausland. Damit liegen wir dann auf einmal bei 4000-5000 Liter virtuellen Wassers pro Tag. Gut 70 Prozent unseres Wasserverbrauchs geschieht außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Und das ist besorgniserregend für die Umwelt und fatal für die betroffenen Regionen.
Indirekter Wasserverbrauch gar nicht so einfach zu berechnen
Es ist leider gar nicht so einfach exakte Aussagen bei dieser Angelegenheit zu treffen, geschweige denn Empfehlungen auszusprechen. Ein Kilo Röstkaffee verbraucht zu seiner Produktion beispielsweise 21.000 Liter Wasser. Das gilt aber nicht für alle Kaffeeanbaugebiete, sondern nur für die, die eher trocken sind und entsprechend viel gegossen werden muss. Ähnlich sieht es bei Tomaten aus. Für eine durchschnittlich große Tomate werden ungefähr 13 Liter virtuelles Wasser verbraucht, wird diese aber – egal ob Bio oder nicht – in Spanien angebaut, kann dafür locker das doppelte veranschlagt werden. Der grundsätzliche Rat ist diesbezüglich also: möglichst regional und saisonal kaufen.
Da hört der Wasserverbrauch aber nicht auf. Baumwolle verbraucht ebenfalls viel Wasser, etwa 10.000 Liter pro Kilogramm. Leder verbraucht 1.890.000 Liter pro Kilo! Bio-Benzin kommt auf mindestens 1188 Liter Wasser pro Liter Benzin, je nachdem welche Pflanze für das Bio-Ethanol verbraucht wird. In Deutschland ist das großteils Raps und Mais. Und da reden wir noch lange nicht von Computern, Smartphones und anderen technischen Geräten.
Verbrauch von Wasser durch die Ernährung
Die aktuellsten Studien beziehen sich beim nationalen und internationalen Wasserverbrauch auf die Ernährung – und da schneidet Deutschland schlecht ab. In der Studie der Europäischen Kommission in Ispra wurde das erste mal detailliert errechnet, wie viel Wasser bei der Lebensmittelproduktion verbraucht und eingespart werden kann. Sie untersuchten von 2007 bis 2011 den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft auf möglichst kleinen geografischen Einheiten. Diese befanden sich in Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Allein die schlechte Ernährung in allen drei Ländern mit zu viel Zucker, Alkohol, (rotem) Fleisch, Milch- und Milchprodukten, Ölen und Fetten führt zu einem sehr hohen Wasserverbrauch pro Tag und Kopf. Großbritanniens Verbrauch ist mit 2757 Litern am niedrigsten, Deutschland in der Mitte mit 2929 Litern und Frankreich bildet das Schlusslicht mit satten 3861 Litern. Das hängt in dem Fall daran, dass in Frankreich mehr Wein als Bier getrunken wird, der deutlich mehr Wasser in seiner Herstellung verbraucht als Bier (732 Liter Wasser für einen Liter Wein und 111 Liter Wasser für einen Liter Bier).
Ein Drittel Wasserersparnis möglich
Eine gesündere Ernährung mit mehr Obst und Gemüse kann sogar – ohne auf Fleisch komplett zu verzichten – zu einer Wasserersparnis von 11 bis 35 Prozent führen! Eine komplett vegetarische Ernährung würde 35 bis 55 Prozent Wasser sparen. Schade, dass eine komplett vegane Ernährungsweise nicht untersucht wurde, denn ich vermute die könnte noch deutlich mehr Wasser einsparen.
Möglichkeiten für die Politik
Insgesamt kann die aktuelle Studie ein Appell an die Politik sein, die anhand der Daten Strategien entwickeln kann. Man könnte beispielsweise steuerliche Anreize setzen, die Produktion und/oder den Konsum in eine wassersparende Richtung zu lenken. Spannend, dass aktuell auch die Forderung nach einer Senkung der Steuern auf Obst und Gemüse laut wird, während Tierprodukte höher besteuert werden sollen. Das wäre genau der richtige Weg, um so auch zumindest anfangen zu können, die Missstände in der Massentierhaltung an zu gehen.
Ob nun aus gesundheitlichen oder ökologischen Gründen: eine gesündere Ernährung mit mehr Obst und Gemüse und weniger Tierprodukten kann uns allen helfen und gut tun. Es würde letztendlich ja auch unser Gesundheitssystem entlasten und damit Geld freisetzten, das für andere Reformen dringend benötigt wird.