Seit 1516 haben wir ein Reinheitsgebot. Wer nach dem deutschen Reinheitsgebot sein Bier braut, der darf eigentlich nicht mehr verwenden als Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Leider hat die moderne Bierproduktion nicht mehr viel damit zu tun. So setzt man bei eigentlich allen großen Brauereien auf Plastik im Bier – kein Spaß!
Reinheitsgebot – ein vergangener Mythos!
Das Reinheitsgebot ist ein deutscher Exportschlager und hat unser Bier weltberühmt gemacht. Der doch recht sperrige deutsche Begriff ist jedem Bierfan weltweit ein Begriff. Fragt man Menschen auf der Straße, so steht das Reinheitsgebot für Qualität und traditionelles Brauereihandwerk.
Doch hat das Reinheitsgebot tatsächlich noch so viel mit den ursprünglichen vier Zutaten zu tun? Leider nein, denn die Zusammensetzung unserer Biere inzwischen sehr deutlich geändert. Entweder möchte man günstiger produzieren, den Geschmack unter Kontrolle halten oder die Haltbarkeit seines Bieres verlängern. Oftmals kommen hier Stoffe zum Einsatz, die nicht durch das Reinheitsgebot abgedeckt sind. Es handelt sich dabei unter anderem um technische Zusatzstoffe und Filterhilfsmittel, durch die am Ende auch bewusst Plastik ins Bier kommt.
So kommt Plastik ins Bier
Große Brauereien wollen ihr Bier in der ganzen Welt verkaufen. Dadurch verlängern sich auch die Transportzeiten. Würde man Bier tatsächlich nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser brauen, so könnten die Brauer lediglich eine Haltbarkeit von etwas einem halben Jahr gewährleisten. Immerhin befinden sich im traditionell gebrautem Bier noch allerhand lebendes Material, welches dazu führen kann, dass ein Bier frühzeitig kippt und somit nicht mehr genießbar ist.
Wer in alle Welt exportiert, der muss folgerichtig die Trübstoffe aus dem Bier filtern, um sämtliche lebenden Stoffe herauszubekommen. Dafür gibt es das bewährte Filterhilfsmittel Polyvinylpolypyrrolidon (PVPP), ein Granulat aus Plastik. Das ist zwar mit dem Reinheitsgebot nicht in Einklang zu bringen, jedoch mit dem „Vorläufigen Biergesetz“ aus dem Jahr 1993.
Nach diesem Gesetz dürfen technische Zusatzstoffe, Farbstoffe und Filterhilfsmittel zum Brauen von Bier verwendet werden. Am Ende dürfen im Bier von diesen Stoffen sogar noch „technisch unvermeidbare, gesundheitlich, geruchlich und geschmacklich unbedenkliche Anteile verbleiben.“ Keiner der Hilfsstoffe kann dem Bier zu 100 Prozent wieder entnommen werden.
Plastik im Bier sollte gekennzeichnet werden
Wer seine Trübstoffe aus dem Bier haben möchte, der könnte auch wie früher die Zeit für sich spielen lassen. In den Lagertanks setzen sich die Trübstoffe auch auf natürlich Weise am Boden ab, was ebenfalls zu dem gewünschten Ergebniss führen würde. Diese Zeit wollen große Brauereien jedoch nicht mehr abwarten, weshalb sie eben zu Hilfsmitteln greifen. Diese Hilfsmittel müssen nicht deklariert werden, da sie vermeintlich wieder aus dem Bier entfernt werden – aber eben nicht ganz.
Im Rahmen einer Doktorarbeit der Universität für Brauwesen in München wurde eindeutig nachgewiesen, dass durchaus Reststoffe von PVPP und anderen Hilfsmitteln im Bier verbleiben. Somit verbleibt stets Plastik im Bier, welches wir dann durch den Genuss aufnehmen.
Als Folge sollte PVPP nicht zwangsläufig verboten, jedoch deutlich deklariert werden müssen. Kleinere Brauereien, die auf die Verwendung von Plastik im Bier verzichten, hätten somit einen deutlichen Imagevorsprung im Gegensatz zu ihren teils übermächtigen Konkurrenten. Das würde dem Sterben von kleineren Brauereien in Deutschland entgegenwirken und zeitgleich dem Konsumenten die Wahl lassen, ob er das entsprechende Biere noch trinken möchte oder vielleicht besser nicht.
Ich bin der Meinung, dass alle Betriebe die nachweisbar PVPP verwenden im Artikel aufgelistet werde sollen.
Der Artikel ist zwar interessant, aber ich weiß dennoch nicht welches Bier ich kaufen soll und welches nicht. Speziell würden mich auch österreichische Biere interessieren, weil ich die am liebsten trinke
Hallo Leo,
leider weiß man es nicht genau welche Biere Plastik zur Filtration verwenden – es muss ja nicht gekennzeichnet sein.
Im Grunde sind es aber wahrscheinlich alle großen Brauereien, welche lange Mindesthaltbarkeitszeiten gewähren müssen, um in den Supermärkten gelistet zu werden.
Das ist Schwachsinn, PVPP wird nicht verwendet „um sämtliche lebenden Stoffe (es ist wohl die Hefe gemeint) herauszubekommen“ sondern um Gerbstoffe des Malzes zu entfernen. Eine Vorstufe von PVPP, das PVP ist übrigens in Arzneimitteln, Blutplasmaersatz und Zahnpasta enthalten. PVPP ist auch kein „Plastik“ sondern ein Polymer.
„Natürlich“, wer sich die Zähne nicht putzt trinkt auch kein Bier.
Danke für die näheren Ausführungen und entschuldige bitte die chemisch nicht 100% korrekte Bezeichnung „Plastik“. PVPP ist natürlich ein synthetisches Polymer, welches wiederum ein „Kunststoff“ ist und in einem weiteren Schritt zu einem plastischen Kunststoff, sprich Plastik verarbeitet werden kann. Zur besseren Verständlichkeit des Artikels habe ich das für den Leser vereinfacht dargestellt und dies als „Plastik“ bezeichnet, da nicht jeder mit dem Begriff Polymer etwas anfangen kann.
Das ändert aber nichts daran, dass die Verwendung von „Plastik“ im Bier gekennzeichnet gehört, da erwiesenermaßen Rückstände davon im Bier verbleiben. Da spielt es auch keine Rolle, ob Vorstufen davon auch in anderen Produkten verwendet werden. Auch dort sollte es entsprechend gekennzeichnet sein.
Vielen Dank für den Artikel, sehr interessant für mich als Bierliebhaber.
Sie schreiben, dass Sie zur leichteren Verständlichkeit den vereinfachten Begriff „Plastik“ verwendet haben, anstelle von „Polymer“. Als ständiger Wahrheitssucher im Netz kann ich Sie nur dazu ermutigen, auf eine begrifflich korrekte – wenn auch etwas schwerer verständliche – Sprache zu achten. Dem interessierten Leser steht es ja frei, einen ihm unbekannten Begriff nachzuschlagen.
Warum deklarieren kleinere Brauereien ihr Bier nicht ausdrücklich als PVPP/Plastik frei? Damit wäre dem Verbraucher geholfen.
Hi Peter,
ich glaube das Thema ist gar nicht weit genug in der Öffentlichkeit. Kaum einer weiß davon. Aber abgesehen davon wäre das für kleine Brauereien eine gute Möglichkeit sich von den Großen abzuheben.
LG
Leute, bei Kellerbier/Zwickelbier und NATURTRÜBEN Bieren – seit ihr IMMER auf der richtigen Seite 😉 Habe mich da lange drüber informiert und sogar viele Brauereien angeschrieben. Es ist echt erschreckend! Es gibt auch richtig eklige Marketing Tricks wie Z.B. die Marke Erdinger. (Achtung, interessant) Die Marke hat nämlich die alte „Flaschen-Tradition“, wo die Hefe zum Schluss beigefügt wird. Passt auf, jetzt kommts. Ich habe gefragt ob das Bier gefiltert wird (Und das wird es) und ihre Antwort war nur, dass das Bier nach der Abfüllung Trübe aussieht und dann die Hefe hinzugefügt wird, damit es so aussieht, als wäre es nicht gefiltert. Da habe ich mir ein Sixpack von gekauft und wurde richtig sauer, da das Bier komplett klar war. Nochmal habe ich sie angeschrieben, da schrieben sie frech zurück, dass die Hefe am Boden der Flasche ist, deshalb empfehlen sie, die alles in ein Glas zu schütten und den kleinen Rest am Boden schön schütteln damit er sich löst und dann auch ins Glas zu schütten. = Das bedeutet die Filtern ihr Bier und fügen dann die Hefe zum Schluss zu und haben 2x drum herum geredet und konnten mir nicht die Wahrheit gestehen, dass das Bier beschmutzt ist. Ab jetzt trinke ich nur noch Naturtrübes Bier oder im schlimmsten Fall mal ein Oettinger, denn die haben mir in der E-Mail ganz klar gesagt, dass es gefiltert wird. Ehrlich und billig. Aber Erdinger Verlogen, verschmutzt und dreißt noch dazu. Also Leute, immer vorsichtig sein.
Ich denke man sollte deutsches, naturtrübes Bio Bier in dunklen Flaschen kaufen. Ich unterstelle vielen Kunden Ahnungslosigkeit. Es gibt gute Bio Biere die nicht mal sehr teuer sind.
Gruss C. Hoppe