Letzte Woche wurde der 54 Milliarden Euro teure Deal von den amerikanischen Kartellwächtern genehmigt. Der deutsche Traditionskonzern Bayern kauft den amerikanischen und weltweit größten Hersteller von gentechnisch veränderten Saaten. Daraus soll Bayer Crop Science werden. Der schlecht besetzte Name Monsanto verschwindet.
Es kostet Bayer nicht nur Geld
Bayer, als einer der größten Pharmaunternehmen weltweit, erwirtschaftet seinen Gewinn bisher mit Arzneien wie Aspirin, Verhütungsmittel, Medikamente gegen Bluthochdruck und Krebs. Die US-Kartellwächter des Department of Justice haben aber höchste Auflagen erteilt, die das Unternehmen durch den Deal stark verändern werden. Anstatt wie bisher 70% des Umsatzes über Arzneimittel zu generieren, darf dieser nur noch 50% betragen. Das Ertüfteln neuer Gensaaten und Unkrautgifte wie Glyphosat sollen die anderen 50% ausmachen und damit gleichrangig im Geschäft gestellt sein. Auch das eigene Saatgutgeschäft und das Zukunftsprojekt „digitale Landwirtschaft“ muss bei Geschäftsabschluss komplett von Bayer aufgegeben werden.
Das Für und Wider
Die Chancen des Deals liegen in neuen Innovationen, die die rasant wachsende Bevölkerung in Zeiten des Klimawandels benötigt. Darunter fallen ertragreichere Sorten oder kluge Bewirtschaftung der Felder, die damit weniger Ressourcen und Gifte benötigt. Auch mit Vitaminen angereicherter Reis, der die Mangelernährung von Kindern in Entwicklungsländern vorbeugen soll, ist denkbar.
Auf der anderen Seite ist nicht gesagt, dass sich das Unternehmen in diese Richtung entwickeln will. Monsanto hat zum Beispiel im Irak ein Patentrecht installiert, wonach Bauern patentiertes Saatgut nicht mehr zur Wiederverwendung aufbewahren dürfen. In den USA steht das in jedem Privatvertrag mit den Landwirten. Der Verbrauch von Herbiziden auf Gen-Sojafelder ist auch nicht wie von Monsanto behauptet geringer, sonder deutlich höher als bei konventionellen Sorten. Und wie sich der Konsum von genveränderten Pflanzen auf den Menschen auswirkt ist bis heute nicht ausreichend erforscht.
Bayer kann sich auch nicht mit altruistischen, nur dem Gemeinwohl dienenden Taten rühmen. Die lebensgefährlichen Fälle rund um die Anti-Baby-Pille Yasminelle, die das Thromboserisiko drastisch erhöht, machten globale Schlagzeilen. 2001 starben weltweit mindestens 52 Menschen durch die Einnahme des cholesterinspiegelsenkenden Präparates Lipobay von Bayer. Bis heute laufen noch in einigen Ländern die Lipobay-Prozesse gegen Bayer.
Die Folgen bleiben offen
Ob diese Übernahme also letztlich positive Auswirkungen haben wird oder die Bayer Crop Science zum Inbegriff des kapitalistischen System des Bösen wird, bleibt offen. Ich persönlich wage es zu bezweifeln, dass die positiven Innovationen überwiegen werden, denn beide Unternehmen haben bewiesen dass sie im Zweifelsfall kurzfristig, nicht nachhaltig sondern gewinnorientiert denken. In diesem Fall ergibt minus und minus sicher nicht plus.